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Auge des Mondes

Titel: Auge des Mondes
Autoren: Brigitte Riebe
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sind.«
    »Wir könnten versuchen, die Scheiterhaufen zu zerstören«, schlug Rahotep vor. »Das würde sie zumindest aufhalten.«
    »Glaubst du, das würden sie zulassen?« Scheris Stimme klang schrill. »Wer das vorhat, was die tun wollen, schreckt vor ein paar Leichen mehr oder weniger nicht zurück.«
    »Aber noch sind sie nicht hier«, sagte Mina. »Und Huy hat Senmut als Letztes verraten, wo sie die Katzen gefangen halten: in der alten Nekropole. Vielleicht können wir sie gleich an Ort und Stelle freilassen, solange noch Zeit dazu ist.«
    »Ganz ohne Waffen?« Rahotep klang mutlos. »Da sind doch sicherlich Dutzende schwer bewaffnete Wärter!«
    »Bleib doch hier, wenn du zu feige dazu bist!«, rief Mina.
    »Wie kommst du darauf? Ich komme natürlich mit«, sagte er schnell.

    Sie waren zu spät gekommen. Katzen waren hier gewesen, in großer Zahl sogar, das verriet der durchdringende Gestank, der ihnen das Atmen schwer machte.
    »Kleine Mau!«, flüsterte Scheri. »Wo ich dich all die Jahre nur geliebt und gehegt habe!«
    Mina mochte an Bastet erst gar nicht denken - genauso wenig an die schöne Weiße mit den goldenen Augen.
    »Was sollen wir jetzt tun?« Zum ersten Mal an diesem Tag, an dem Himmel und Erde die Plätze getauscht zu haben schienen, fühlte sie, wie schwarze Mutlosigkeit sie überfiel.
    »Wenn Numi erfolgreich war, dann hat der Satrap seine Soldaten bereits losgeschickt«, sagte Ameni. »Asha sagt immer, ihr Vater würde alles erreichen, was er sich einmal vorgenommen hat. Er wird es auch dieses Mal schaffen.«
    »Und wenn nicht?« Scheri begann zu weinen. »Was dann?«
    »Für langes Überlegen ist jetzt keine Zeit.« Mina packte den Arm der Freundin, riss sie förmlich mit sich.
    »Wohin?«, rief Scheri.
    »Zurück zum Viehmarkt«, sagte Mina. »Wohin sonst?«

    »Wie kräftig sie lodern!« Menna lachte, als er in die Flammen schaute. »Bald werden die schrillen Schreie gen Himmel steigen!« Und was dann passiert, ist das, was ich mir in meinen schönsten Träumen ausgemalt habe: Die Menschen hier werden sich gegen die verhassten Perser erheben!«
    »Es kann immer noch schiefgehen«, sagte Chonsu düster. »Gefällt mir gar nicht, dass dieser Huy nicht mehr aufgetaucht ist.«
    »Ach was, der Ersatz ist doch auch nicht übel.« Menna betrachtete den jungen Mann in persischer Uniform, der neben dem ersten brennenden Holzstoß stand. »Jünger, kräftiger, mutiger - ich wette, der holt besonders weit aus.«
    Chonsu zog ihn weiter in das Dunkel zurück. »Sei vorsichtig! Niemand darf uns sehen. Noch nicht!«
    »Wie recht du hast!«, erwiderte Menna und dachte: Im Schilfdickicht wirst du bald schon untergehen wie ein Stein!

    »Die Feuer - sie brennen schon!« Atemlos war Scheri stehen geblieben. »Und seht nur, dort hinten stehen auch die Karren und all die Käfige!«
    Klagendes, lautes Katzengeschrei stieg empor.
    »Was sollen wir nun tun?«, Rahotep sah sich hilflos um.
    »Ich suche Mau. Und niemand soll mich daran hindern!« Scheri war in Richtung der Klagelaute verschwunden.
    Mina versuchte klar zu denken, doch es wollte ihr nicht gelingen, so traurig war sie und so aufgeregt. Ihr Kopf fühlte sich an wie ein Kreisel, den man zu lange gedreht hatte.
    Plötzlich nahm etwas ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch: Ein Mann in persischer Uniform griff in einen der Käfige und zog eine Katze heraus. Am Genick hielt er sie gepackt, wie die Katzenmütter es auch mit ihren Kleinen tun. Doch die Katze wehrte sich mit aller Kraft, trat und wand sich. Der Mann hielt sie über das Feuer. Sie hatte dunkle Streifen auf falbem Grund, eine schwarze Schwanzspitze …
    Minas Augen weiteten sich vor Entsetzen. »Nein!«, schrie sie. »Nein! Nicht sie, nicht meine Bastet!«
    Sie rannte einfach los, auf den Mann und seine hilflose Beute zu. Begann auf ihn einzuschlagen, mit Kräften, von denen sie bis heute nichts geahnt hatte. Er versuchte ihr auszuweichen, Mina aber schlug weiter auf ihn ein - bis lautes Trommelschlagen sie zum Erstarren brachte.
    »Die Soldaten des Darius!« Das war Scheris Stimme, die sich beinahe überschlug. »Endlich sind sie gekommen!«
    »Hände nach oben!«, befahl eine eisige Stimme. »Wer sich noch rührt, wird sofort getötet!«
    Bastets Peiniger gehorchte nur widerwillig. Die Katze fiel zu Boden und schoss ins rettende Dunkel davon.
    »Ihr werdet alle dafür bezahlen!« Der Satrap trug die Uniform des Obersten Befehlshabers der persischen Armee. »Nehmt sie fest, Männer!«

Minas
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