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Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Titel: Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers
Autoren: Bernhard Hoëcker
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es liegen ganz viele kleine Schätze («Trades») zum Tauschen drin, von denen man sich einen nimmt und dafür etwas Gleichwertiges hineinlegt. Doch das kommt später noch ausführlicher.
    Am Ende setzt man sich vor den Computer und gibt einen so genannten Log ein, in dem man beschreibt, wie viel Spaß das alles gemacht hat. Auch wenn man es absolut furchtbar fand. Nein, Ehrlichkeit hat keinen Platz in diesem Geschäft. (Ich weiß das, schließlich komme ich gerade von einer erfolglosen Suche zurück   …) Außerdem schreiben hier die erfolgreichen Sucher, was sie so für Erfahrungen gemacht haben. Diejenigen, die nicht ganz so erfolgreich waren, erklären dagegen, warum sie es nicht geschafft haben. Dabei betonen sie meist, dass es aber definitiv nicht an ihnen, sondern an der Aufgabe, den Mitcachern, dem Wetter oder irgendwelchen Außerirdischen gelegen habe.
    Wann ich zum ersten Mal von dieser Art Sport hörte, weiß ich nicht mehr so genau. Im Zweifelsfall war es ein Artikel im
Spiegel
oder im
Focus
, vielleicht auch in
Schöner Wohnen
. Doch im Grunde spielt es gar keine Rolle.
    Ich weiß nur noch, wie mir vor ein oder zwei Jahren ein Freund ganz stolz sein GP S-Gerät gezeigt hat. Ich fand es total spannend und begeidete 8 ihn sehr darum. «Toll, jetzt kannst du damit dieses Geocaching machen», sagte ich begeistert.
    «Dieses was?»
    Keine Angst, ich wollte und konnte damals noch gar nicht erklären, was das genau war, deshalb hielt ich meine Antwort recht allgemein. So verfing ich mich wenigstens nicht in Widersprüchen, die später womöglich gegen mich verwendet werden konnten. Ich sagte daher nur: «Irgendwelche bekloppten Typen rennen damit durch die Gegend und suchen Tupperdosen. Frag mich bitte nicht, ich habe echt Besseres zu tun. Keine Ahnung, wer so bescheuert ist.»
    Jetzt weiß ich es: ICH, ich bin so bescheuert. Aber egal, es fühlt sich gut an.
    Zum Glück bin ich nicht der Einzige. Es gibt sehr viele, die das machen, und sie kommen aus allen Gesellschaftsschichten: Männer, Frauen, Alte, Junge, Große, Kleine, Dicke, Dünne, Arme, Reiche, Blonde, Schwarzhaarige und gar nicht Haarige.
    Am besten beschreibe ich das kurz mit einem Zitat. Ich habe mal ein Buch über skurrile Tode von Wissenschaftlern gelesen. 9 Darin zitiert der Autor den Zoologen Edward O.   Wilson, der sich über Wissenschaftler auslässt, und dieses Zitat lässt sich getrost auch hier anwenden, wenn man das Wort «Wissenschaftler» gegen «Geocacher» austauscht: «
Charakterlich ist unter ihnen [den Geocachern] alles vertreten, was die Gesellschaft hergibt. Unter einer zufälligen Auswahl von tausend Geocachern wird man das gesamte menschliche Spektrum finden – gutmütig bis hinterhältig, angepasst bis psychopathisch, zwanglos bis zwangsneurotisch, ernst bis leichtfertig, gesellig bis eremitisch. Manche sind so teilnahmslos wie amerikanische Steuereintreiber im April, andere sind klinische Fälle von manischer Depression.
»
    Prinzipiell ist bei diesem Hobby Spaß an Technik von Vorteil. Leider gibt es noch keine gestrickten GP S-Geräte , deshalb sind die Waldorfschüler unter den passionierten Geocachern leicht unterrepräsentiert. Außerdem braucht man einen Internetzugang, da die Koordinaten der Caches nur im Netz gesammelt zu finden sind.
    Jeder Cacher betreibt diese Hobby natürlich aus anderen Motiven. Ich persönlich bin zum Beispiel oft unterwegs. Deshalb weile ich oft an irgendwelchen Orten, weit, weit weg von jeder Zivilisation. Zum Beispiel in Berlin. Da ich kein großer Shopping-Fan bin und die örtlichen Outdoor-Läden für maximal 17   Stunden Unterhaltung sorgen, versuche ich bei diesen Gelegenheiten ein wenig das Umland kennenzulernen. Das heißt:spazieren gehen, frische Luft schnappen und mich wundern, was es alles so gibt. Mit Hilfe der versteckten «Schätze» komme ich auf diese Art und Weise an Orte und Stellen, die ich sonst nie entdeckt hätte – und manchmal leider auch nicht hätte entdecken wollen. Das kann ein Wald sein, eine alte Industrielandschaft, ein schönes Feld, ein kleiner, ruhiger Fleck, aber auch ein Höhlensystem, eine architektonische Besonderheit oder einfach nur ein Ort mit schönem Ausblick.
    Außerdem bin ich ein klassischer «Techi»: Sobald irgendwo etwas herumsteht, an dem eine Diode blinkt, ein Knopf zum Verstellen einlädt, ein Bildschirm leuchtet oder sich sogar etwas programmieren lässt, verfallen meine Muskeln augenblicklich in unkontrolliertes Zucken. Meine
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