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Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Titel: Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers
Autoren: Bernhard Hoëcker
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Wahrnehmung wird eingeschränkt, und ich will nur noch eins: da hin. Egal ob Handys, Laptops, Fernseher, Funkgeräte, MP 3-Player , Spielekonsolen oder Kaffeevollautomaten. 10 An allen diesen Geräten kann man mindestens die Standardeinstellungen verändern. Lassen sich die einzelnen Geräte dann auch noch miteinander vernetzen, setzt es bei mir völlig aus.
    Genau das passiert beim Cachen. Mit UMTS online Cachebeschreibungen laden und die Koordinaten via USB aufs GPS spielen, dabei über Bluetooth Leute anrufen, deren Nummer ich mir kurz vorher über IrdA von woanders besorgt habe   … Da braucht es keinen Regenbogen, um mich glücklich zu machen, keinen Sonnenstrahl, um mich zum Lächeln zu bringen, keinen Kaffeevollautomaten, um mich wach zu halten.
    Sollte man als ausgeprägter Techi einmal auf jemanden treffen,der einem voller Stolz seine neueste, mit Strom betriebene Errungenschaft präsentiert, ist es extrem wichtig, das richtige Verhalten an den Tag zu legen: Man spricht in leicht abwertendem Tonfall. Selbst die neueste Errungenschaft ist stets als veraltet zu bezeichnen. Grundsätzlich sind sämtliche Marken, die man nicht besitzt, für Anfänger sehr gut, für einen selbst natürlich überhaupt nicht zu gebrauchen. Spätestens wenn der Kaufpreis fällt, kommt dann der todbringende Satz: «Ach, das hab ich bei eBay aber billiger gesehen.»
    Natürlich kann man auch subtiler vorgehen. Ich zum Beispiel lasse mir gerne das neue Gerät zeigen und sage anschließend: «Ach, ist das dieses Modell, bei dem man   …» Nun spule ich eine Anzahl den Rahmen dieses Buches sprengende Eigenschaften ab. Wenn mein Gegenüber dann sagt: «Nein, das ist das kleinere», gebe ich das Gerät mit einem verächtlichen «Ach so» leicht angewidert zurück und drehe mich wortlos weg, um mit jemand anderem weiterzureden.
    So ähnlich muss man sich auch verhalten, wenn man auf andere Cacher trifft. Erzählen sie einem von ihrer letzten Suche, hat man natürlich eine mindestens ebenso spannende, wenn nicht bessere Geschichte auf Lager. Alle Caches, die man selbst gefunden hat, sind immer «besonders» gewesen, egal wie langweilig man sie tatsächlich fand.
    Doch nicht nur Freunde von leuchtenden Displays und digitalen Handgeräten sind engagierte Cacher, die Begeisterung für dieses Hobby hat längst auch Normalsterbliche erfasst. Zum Beispiel Familien mit Kindern. Wer erinnert sich nicht an die sonntäglichen Ausflüge und den irgendwann durch die Wohnung schallenden Satz: «So, dann mal Schuhe an. Wir gehen jetzt spazieren»? Das macht natürlich keiner freiwillig mit, wenn er gerade diese kurze Phase zwischen Junge und Mann, zwischen Mädchen und Frau durchlebt, also die Zeit zwischen fünf und 18   Jahren.Die eigentliche Aufgabe der Pubertät ist nicht, dass sich die Kinder von ihren Eltern lösen, sondern dass sich die Eltern von ihren Kindern lösen. Deshalb hat die Natur auch dieses penetrante Gemecker und das Ich-finde-irgendwie-alles-doof-außer-mir-natürlich-aber-das-eigentlich-auch-bloß-nicht-immer-das-andere-ist-dafür-echt-cool-außer-ein-paar-Sachen-aber-welche-sag-ich-nicht-kann-gleich-schon-wieder-anders-sein-Gefühl erfunden.
    In dieser Zeit, da wird Revolution geprobt, die Pubertätswaffe voll ausgefahren. Meist ist man als Teenager absolut chancenlos und muss zur Strafe anschließend auch noch bei Tante Tilli Kaffee trinken. Deshalb nutzen manche Eltern das Cachen, um ihre Kinder auszutricksen, weil «Sonntagsspaziergang» natürlich nicht annähernd so toll klingt wie «Schatzsuche». Nun gut, im Nachhinein betrachtet ist der Unterschied zwischen «Ich fand den Spaziergang doof» und «Ich fand die Schatzsuche doof» eher marginal. Das liegt aber vor allem daran, dass man am Ende doch wieder bei Tante Tilli rumsitzen und den anderen beim Kaffeetrinken zugucken muss.
    Natürlich gibt es auch unter Cachern besondere Menschen, quasi die Spezialisten unter den Spezialisten, die nur eine bestimmte Art von Caches suchen. Welche Art, wäre jetzt müßig zu beschreiben, weil ich die einzelnen Arten noch gar nicht erklärt habe, das kommt später, und zwar in aller Ausführlichkeit. Wenn du, lieber Leser, die verschiedenen Caches schon kennst, dann bist du entweder selbst Cacher und hast deine eigenen Gründe dafür, wie und wo du welche Caches suchst. Oder du bist kein Cacher und hast das Buch von hinten nach vorn oder durcheinander gelesen, und dieses unorganisierte Verhalten will ich nicht auch noch belohnen.
    Bei
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