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Auftanken, bevor die Seele streikt

Auftanken, bevor die Seele streikt

Titel: Auftanken, bevor die Seele streikt
Autoren: Dirk Garthe
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abzutragen. Ich aber habe meiner ganzen Familie diese Aufgabe übertragen! Wenn meine Söhne einmal sterben, werden meine Enkelkinder die Aufgabe übernehmen. Und so geht es immer weiter! Die Berge werden nicht mehr höher werden, aber mit jedem Spatenstich, den wir tun, werden sie kleiner. Warum sollten wir sie nicht beseitigen können?“ Und er fuhr fort, das Erdreich wegzuschaufeln.
    Auch wir sehen oft eine große Aufgabe vor uns, haben es aber sehr eilig und wollen möglichst die schnelle Lösung des ganzen Problems. Die meisten Menschen überschätzen, was sie in kurzer Zeit schaffen können, und unterschätzen, was sie auf lange Sicht erreichen können. Wir haben große Visionen, vielleicht sogar den Glauben, der Berge versetzt, aber nicht den Mut zum allerersten Spatenstich. So gehen wir manche unserer seelischen Probleme erst gar nicht an.
    Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Ein Weg von tausend Meilen beginnt mit einem kleinen Schritt.“ In den Sprüchen Salomos heißt es: „Geduld zu haben ist besser, als ein Held zu sein“ (16,32). Was könnte es bedeuten, diese Weisheiten auch im Umgang mit uns selbst zu beherzigen?
    Wir haben uns in den vorangehenden Kapiteln eingehend mit verschiedenen Aspekten unserer Seele beschäftigt. Vielleicht sind uns dabei große oder kleine Dinge wichtig geworden. Es liegt nun an uns, ob wir es bei guten Wünschen oder vagen Vorsätzen belassen oder ob wir den Mut haben zum ersten Schritt in die Zukunft, die wir uns wünschen. Denn dieser Schritt ist jetzt entscheidend. Alles andere kann warten. Der bekannte amerikanische Slogan
„Denke groß

(„Think big“)
ist für sich genommen eigentlich unvollständig. Weiser müsste er lauten:
„Denke groß, aber fang klein an.“
Klein anfangen
    In seelsorgerlichen Kurztherapien hat sich immer mehr die Praxis von sogenannten
Hausaufgaben
durchgesetzt. Vielleicht sträubt sich in Ihnen einiges, wenn Sie das Wort
Hausaufgabe
hören. Nicht selten verbinden wir dieses Wort mit lästigen Pflichtübungen, vielleicht auch mit Überforderung und völliger Unlust. Was aber, wenn Sie nun aufgefordert werden,
sich selbst
eine an Sie und Ihre Bedürfnisse angepasste, machbare und vor allem
motivierende
Hausaufgabe zu stellen?
    Vielleicht ist Ihnen beim Durcharbeiten der bisherigen Reflexions-Fragen eine Idee, Einsicht oder ein Wunsch immer wieder durch den Kopf gegangen. Dann ist jetzt der Zeitpunkt da, sich daraus eine oder maximal zwei konkrete Hausaufgaben schriftlich zu formulieren. Vergessen Sie dabei nicht die drei „M“: Ihre Hausaufgabe soll
machbar, messbar und motivierend
sein!
    Erst wenn Ihre Auszeit für die Seele ihre Fortsetzung im Alltag findet, hat sie ihr Ziel bei Ihnen erreicht. Bildlich gesprochen: Das Schiff muss den sicheren Hafen auch verlassen, um auf der rauen See seine Seetüchtigkeit zu erproben.
    Machen Sie sich dabei die Macht der Gewohnheit zunutze. Es gibt wenige Bereiche in unserem Leben, die so stark über Entwicklungen und Veränderungen entscheiden wie unsere täglichen und wöchentlichen Gewohnheiten. Das Wort „Ge-wohn-heit“ sagt schon aus, dass es um das
Wohnen
geht. Erst da, wo eine Veränderung fest in unser Leben integriert und darin verankert ist,
wohnt
sie bei uns, wird zur Gewohnheit. Wie kann sich die eine Stunde an Oasenzeit für die Seele in den 168 Stunden, die eine Woche hat, bewähren? Vielleicht entwickeln sich daraus völlig neue persönliche Grundregeln – Lebensregeln für die Gestaltung Ihrer inneren und äußeren Welt, für den Umgang mit Ihrem Körper, Ihrer Seele, Ihrem Geist können große Kraft entfalten, Ihr Leben nachhaltig zu verändern.

    Wie wäre es beispielsweise, wenn Sie einmal damit anfingen, Erholungs- und Orientierungszeiten für Ihre Seele regelmäßig einzuplanen?
    Wichtig ist, dass Sie sich im Erstellen Ihrer persönlichen Hausaufgabe(n) nicht überfordern. Denken Sie an das Bild des ersten kleinen Spatenstiches!
    Vielleicht können Sie sich für das Durchführen einer Hausaufgabe oder Gewohnheit auch bewusst eine Belohnung in Aussicht stellen (schriftliche Anmerkungen im Kalender haben sich dazu bewährt.).
    Haben Sie Mut zu
neuen Schritten
! Das kann unter Umständen manche Ängste auslösen. Wer Neues beginnt, navigiert schließlich dabei in noch unbekannten Gewässern. Leicht sind wir dann versucht, die Reise lieber ganz aufzugeben und in den sicheren Hafen umzukehren.
    Ein russisches Sprichwort sagt:
    Schau der Angst in die Augen, und sie wird dir
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