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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner
Autoren: Johannes Tralow
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Johannes Tralow, in dem er auch in solchen Fragen von einer streitlustigen Bestimmtheit - ernsthaft behauptete, daß es diese Amazonen gegeben habe. Ein interessantes Phänomen: Der Dichter hat gewiß das legitime Recht, sich in seine Gestalten so einzuleben, daß die Grenze zwischen Legende und Wirklichkeit schließlich verschwimmt. An den Tatsachen ändert sich dadurch freilich nichts, denn bei allen Vorzügen, mit denen Tralow die Amazonen oder auch die Gestalten einer Ariadne (Adna) und eines Theseus oder Garp auszeichnet, gelebt haben diese Menschen nicht. Hier kann der Dichter nur eine gewisse Annäherung an die historische Wirklichkeit erreichen, indem er den kulturgeschichtlichen Hintergrund sowie das Zeit- und Lokalkolorit so überzeugend darstellt, daß der Leser sich als Augenzeuge des Geschehens fühlt. Das ist gerade in diesem Roman der Fall, wobei die immer erneut mythenbildende Phantasie unser trümmerhaftes Wissen um diese Geschichtsperiode tatsächlich irgendwie auffüllt.
    Wie hat es damals im östlichen Mittelmeergebiet und vor allem in Kreta wirklich ausgesehen? Jahrzehntelange Bemühungen der Archäologen mehrerer Nationen haben uns viel Material dazu an die Hand gegeben, aus dem inzwischen auch genauere Zusammenhänge allem hinsichtlich der zeitlichen Aufeinanderfolge resultieren.
    Seit spätestens 2600 v.u.Z., also nicht sehr viel später als in Ägypten oder Mesopotamien, hat sich in Kreta, teilweise auch in Südgriechenland und auf einigen Ägäisinseln eine Hochkultur entwickelt, die wir nach der sagenhaften Gestalt eines Königs Minos als minoisch (früh-, mittel- und spätminoisch, 2600-1200 v.u.Z.) bezeichnen. Die mit ihr verwandte archaische Kultur des griechischen Festlandes wird nach dem Standort einer der berühmtesten Burgen des Altertums in der Landschaft Argolis mykenisch genannt. Zum erstenmal auf europäischem Boden entstand eine stabile Klassengesellschaft, mit einem um den Palast und die Stadt von Knossos herum konzentrierten »Staat«. Nicht nur aus der Existenz von Palästen, Villen und vielen einfachen Behausungen in engbebauten Siedlungen läßt sich ablesen, daß es in diesem minoischen Reich große Unterschiede zwischen Herrschenden und Beherrschten gegeben hat. Immer schroffer bildete sich dort eine politische Hierarchie heraus: Unter dem Priesterkönig stehen die reicheren Vasallen sowie die Kaufleute (meist wohl Ausländer), weiter unten rangieren die persönlich freien, aber in ärmlichen Verhältnissen lebenden Handwerker, Händler, Seeleute und Landbebauer. Aber auch Unfreie verschiedener Kategorie hat es bereits gegeben, die im Dienst des Herrschers standen oder was Tralow so anschaulich schildert - in Bergwerken und Steinbrüchen die schwersten Arbeiten verrichten mußten.
    Die moderne Spatenforschung hat uns in erster Linie die imponierenden monumentalen Züge dieser minoischen Kultur erschließen können. Sie zeigte, daß die mehrstöckigen Paläste sich um große Rechteckhöfe gruppieren, die meist von Hallen eingefaßt sind. Die Palastarchitektur ist etwas unübersichtlich, so daß der Eindruck einer labyrinthischen Monumentalität entsteht. Man findet zahlreiche Treppenhäuser, die zugleich Lichthöfe darstellen, weite Vorhallen,
    Umgänge und Pfeilersäle. Aber auch die Zahl der Repräsentationsräume, Wohngelasse, Badezimmer und Magazine ist nicht gering. Die Spärlichkeit des damals noch fast unbekannten Mobiliars wurde mit großen dekorativen Vasen und mit Wandmalereien ausgeglichen. Da die Paläste oft zugleich Produktionsstätten waren, enthielten die Keller auch Werkstätten und Vorratsräume, in denen man zahlreiche, zur Aufbewahrung von Öl und Wein geeignete riesige Gefäße fand.
    Wie der als Vorbild dienende Palast von Knossos lagen auch die anderen Schlösser (Phaistos, Hagia Triada) meist in Meeresnähe, also verkehrsgünstig - übrigens von keinerlei Mauerwerk oder sonstigen Befestigungen geschützt. Schon deshalb bot sich der Schluß an, daß das Kreta der Palastherrscher ein mächtiges Land gewesen sein muß, das keinen Gegner zu fürchten brauchte, da es mit seinen Flotten die eigenen Küsten schützte, ja sogar nach Norden in den Ägäisraum vorstieß und sicherlich auch nach den Küsten Griechenlands und Kleinasiens griff. Für den Schutz nach innen aber
    - etwa gegen aufständische Sklaven - sorgten die Garden der Herrscher oder auch ihrer Vasallen, die sich gern in mittelgroßen Villen in der Nähe der Königspaläste ansiedelten. Die
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