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Aufstand der Gerechten

Aufstand der Gerechten

Titel: Aufstand der Gerechten
Autoren: B McGilloway
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sagte sie.
    Ich nahm sie am Arm, und wir gingen zur Haustür und hinaus auf die
Straße. Als wir über die Schwelle traten, stolperte sie, und ich spürte
Widerstand bei ihr, als wäre ihr erst jetzt klar geworden, worum sie mich da
eigentlich gebeten hatte. Ich blieb neben ihr stehen und sah sie fragend an.
Ich hoffte, sie werde nicken und zurück ins Haus gehen. Es bestand noch immer
die Möglichkeit, dass sie verschwinden konnte. Doch nach einem kaum merklichen Zögern
atmete sie tief durch und ging weiter. Ihre Hand lag in meiner Hand.
    »Bleiben Sie bei mir«, bat sie, als der erste Streifenwagen scharf
vor dem Haus bremste. Ich legte ihr den Arm um die Schultern, zog sie an mich
und rieb ihr über den Oberarm, um das Zittern zu lindern, das sie nun erfasste.
    Sie legte mir die Hand aufs Schulterblatt – dorthin, wo die Wunde
unvermittelt wieder offen und verletzlich zu sein schien.

42
    Sonntag,
25. März
    Etwa um dieselbe Zeit, als ich Caroline Williams auf den
Rücksitz des Streifenwagens half, wurde Charlie Cunningham an einem Kontrollpunkt
festgenommen, der nach dem Mord in Sligo gleich südlich von Bundoran
eingerichtet worden war. Zwei Gardai hielten seinen Wagen an. Als sie ihn
durchsuchten, fanden sie eine Pistole und Munition.
    In den darauffolgenden Wochen wurde Tony Armstrong des Mordes an
Lorcan Hutton und Martin Kielty sowie des versuchten Mordes an Rory Nicell
angeklagt. Cunningham wurde wegen Schusswaffenbesitzes angeklagt, weil dies
gegen seine Bewährungsauflagen im Norden verstieß; infolgedessen musste er
wieder ins Gefängnis und seine Strafe bis zum Ende absitzen.
    Rory Nicell konnte etwas aus der Situation herausschlagen: Die
Schießerei hatte ihm den Ruf eines Helden eingetragen. Zwar gehörte er nicht
mehr zu An Garda, wurde aber dennoch vom Assistant Commissioner öffentlich
geehrt, weil er im Dienst verwundet worden sei – trotz des Umstands, dass er
Tage vor dem Vorfall gekündigt hatte.
    Caroline Williams wurde wegen des Besitzes von für Terroristen
mutmaßlich nützlichen Informationen sowie wegen Anstiftung zum Mord und
Amtsanmaßung angeklagt. Gegen zehntausend Euro Kaution wurde sie bis zur
Gerichtsverhandlung freigelassen.
    Ich hatte ihr versprochen, am ersten Verhandlungstag ins Gericht zu
kommen. Als ich vor dem Gebäude stand und rauchte, kam ein kleiner Mann von
gedrungenem Körperbau auf mich zu. Das Gesicht hinter den selbsttönenden
Gläsern war teigig. Die Nase saß ein wenig schief, die halbmondförmige Narbe,
die mein Ehering hinterlassen hatte, war noch immer deutlich sichtbar.
    Er blieb stehen und blickte mich offen feindselig an. Ich wich seinem
Blick aus, teils aus Scham über das, was ich getan hatte, teils auch aus Angst,
mir könnte nochmals die Hand ausrutschen, falls ich mit ihm sprach.
    »Wie ich höre, waren Sie derjenige, der sie festgenommen hat«, sagte
er leise und in vielsagendem Ton. »Und ich dachte, ich würde sie
hassen.«
    Er schüttelte den Kopf, schnalzte verwundert und ging hinein. Jeden
Tag saß er im Gerichtssaal, und als das Urteil verkündet und Caroline abgeführt
wurde, um ihre Gefängnisstrafe anzutreten, lächelte er.
    Patterson zwang mich trotz meiner Einwände, den Monat
Urlaub zu nehmen, den er mir gegeben hatte. Offen gesagt fand ich die Vorstellung,
Tag für Tag ohnmächtig an Pennys Bett zu sitzen und ihren Schlaf zu beobachten,
unerträglich. Ihr Zustand erinnerte mich unentwegt an die Vergeblichkeit meiner
Arbeit, von der ich mir eingeredet hatte, sie trüge dazu bei, die Welt, in der
meine Kinder lebten, sicherer zu machen. Ich dachte an Penny, an Peter Williams,
John Morrison und Anna McEvoy, an alle, die mit den Ereignissen des vergangenen
Monats in Berührung gekommen waren.
    Doch während der Monat verging und ich Tag für Tag mit ihr
verbrachte, fand ich zu einer Art innerem Gleichgewicht. Debbie und ich lasen
ihr abwechselnd vor und spielten ihre Lieblingsmusik, in der Hoffnung, das
werde sie zu uns zurückbringen.
    Vincent Morrison kam nochmals mit seinem Sohn zu Besuch. Der Junge
stand an Pennys Bett und erzählte ihr, was es Neues in der Schule gab.
    Sein Vater stand am Fuß des Bettes und unterhielt sich mit mir.
    »Wie ich höre, wurde Ihre ehemalige Partnerin zu fünf Jahren
verurteilt. Das ist hart.«
    »Cunningham und seine Kumpane dürfen mit mehr rechnen.«
    Morrison nickte. »Sie wussten, worauf sie sich einließen, als sie
mit diesem Quatsch anfingen.«
    Ich wandte mich um und betrachtete sein Profil. Da
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