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Aufstand der Gerechten

Aufstand der Gerechten

Titel: Aufstand der Gerechten
Autoren: B McGilloway
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kümmern.«
    »Die Großmutter des Kindes lebt im Norden«, sagte ich. »Jemand sollte
ihr Bescheid geben.«
    Die Polizistin sah sich um, als suchte sie nach einer Bestätigung
für meine Behauptung. »Ich glaube nicht, dass das hier jemand weiß, Sir.
Vielleicht sollten Sie sich mit ihr in Verbindung setzen.«
    Ich nickte.
    »Würden Sie mich mit zurück zur Wache nehmen, Sir?«, fragte Joe.
»Mein Streifenwagen ist zum Brötchenholen abkommandiert worden.«
    Ich war sprachlos. Urplötzlich fühlte ich mich völlig erschöpft und
brachte bloß ein Nicken zustande.
    Auf der Fahrt von Rossanure Richtung Polizeiwache sah ich
immer wieder das Bild von Martin Kieltys Leiche vor mir, seine Gestalt
verschmolz mit der von Lorcan Hutton. Der Draht um seine Handgelenke machte mir
zu schaffen. Warum? Warum ihn nicht einfach erschießen? Der Zustand seines Gesichts
und seiner Arme deutete darauf hin, dass er erst noch durch die Mangel gedreht
worden war, ehe man ihn getötet hatte. Hatten sie ihn gefoltert, um Informationen
aus ihm herauszuholen? Über sein Drogenversteck? Falls es einen Zusammenhang
mit Hutton gab, dann musste The Rising dahinterstecken. Und wo waren seine
Drogenvorräte? Nicell hatte ihm geholfen, sie nach Sligo zu bringen. Nicell.
    »Nicell«, wiederholte ich laut.
    »Was?«, fragte McCready.
    »Rory Nicell. Kielty wurde vor seinem Tod gefoltert. Ich habe diesen
Modus Operandi schon einmal gesehen, als Lorcan Hutton getötet wurde. Hinter
dem Mord an Hutton steckte The Rising. Ich könnte schwören, dass sie auch
hinter diesem hier stecken. Aber warum ihn foltern? Entweder haben sie nach
seinem Bunker gesucht oder sie wollten Rache üben. Die suchen nach Rory
Nicell.«
    Ich wählte seine Handynummer, doch er ging nicht ans Telefon.
    »Wo wohnt er?«, fragte ich McCready.
    »Ich weiß nicht, Sir. Ich frage mal in der Zentrale.«
    Er nahm sein Telefon und wählte.
    »Silverbirch Drive. Nummer zehn«, meldete er, nachdem er wieder
aufgelegt hatte. »Fahren Sie da oben links.«
    Ich riss das Steuer scharf herum und nahm die Kurve zu schnell,
sodass ich gegensteuern musste.
    »›Beliebter Mann‹, hat sie gesagt«, bemerkte er.
    »Wieso?«
    Verdutzt sah er mich an. »Danach habe ich nicht gefragt«, gab er zu.
    Er lotste mich durch den Verkehr, bis wir schließlich in eine ruhige
Siedlung mit vielleicht einem Dutzend Häusern kamen. Eine Mauer, über der sich
die dünnen Arme von Hängebirken in den Himmel reckten, trennte die Häuser von
der Hauptstraße ab.
    Langsam fuhren wir an den einzelnen Häusern vorbei bis zur
Hausnummer zehn.
    Als wir zur Tür kamen, öffnete uns eine Frau von Anfang vierzig und
kam heraus. »Ja?«
    »Ist Rory Nicell da?«, fragte ich.
    »Wer sind Sie?« Herausfordernd schob sie das Kinn vor.
    »Garda Inspector Benedict Devlin.«
    »Habt ihr ihm nicht schon genug angetan?« Sie drehte sich um und
wollte die Tür wieder schließen. »Ihn einfach so davonzujagen!«
    Ich hielt die Tür auf und erntete dafür einen wütenden Blick von
Nicells Frau.
    »Möglicherweise befindet er sich in Lebensgefahr, Mrs Nicell. Ich
muss mit ihm sprechen.«
    Sie musterte mich kühl, dann warf sie einen verächtlichen Blick zu
McCready. »Er ist zur Elf-Uhr-Messe in die St. Mary’s gegangen. Da geht er
jeden Tag hin.«
    Diesmal fuhr McCready, da er den Weg zur Kirche kannte. Dank des
Einbahnstraßensystems im Stadtzentrum brauchten wir immer noch gute zehn
Minuten bis dort.
    Als wir uns der Kirche näherten, sahen wir, dass die Fahrbahn bis
etwa eine Meile dahinter einen neuen Belag erhielt und der Verkehr von einer
Baustellenampel aufgehalten wurde. Wir benötigten mehrere Ampelphasen bis zur
Kirche. Der Wagen vor uns schleuderte beim Anfahren jedes Mal Kies auf unsere
Motorhaube.
    Als wir auf einer Höhe mit der St. Mary’s Cathedral waren, kamen
gerade die letzten Kirchgänger die Kirchentreppe hinab. Der Priester stand an
der Tür, sprach mit einer älteren Dame und zog dabei mit einer Hand den Saum
der Soutane nach unten, die sich im Wind bauschte.
    »Da ist er«, sagte McCready aufgeregt und deutete ein Stück die
Straße hinauf, wo gerade ein blauer Mégane losfuhr. Und tatsächlich: Als der
Fahrer des Wagens den Kopf drehte und nach herankommendem Verkehr Ausschau
hielt, erkannte ich Rory Nicell.
    Drei Wagen vor uns fädelte er sich in den Verkehr ein – ein anderer
Autofahrer, der einen Parkplatz suchte, hatte ihn hineingelassen. Dadurch
wurden wir aufgehalten, bis der andere Wagen
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