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Aufstand der Alten

Aufstand der Alten

Titel: Aufstand der Alten
Autoren: Brian W. Aldiss
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Gesellschaft! Das wäre ein anderes Leben als das, was ich hatte!«
    Wie Pitt erwartet hatte, wollte Charley von den hübschen kleinen Dingern nichts wissen. »Ich wünschte, ich hätte meine Schwestern dabei, Jeff. Sie wären glücklicher hier, die armen Mädchen. Wir haben verzweifelte Zeiten durchgemacht! Nun kannst du dieses Land nicht mehr England nennen – es gehört wieder Gott. Es ist sein Land, und das ist gut so.«
    »Nett von Gott, daß er sich mit uns abfindet«, sagte Pitt sarkastisch. »Aber das braucht er nicht mehr lange zu tun, was?«
    Nach dem Essen brachen sie auf. Wie sie es schon vor Jahren gemacht hatten, fuhren sie zusammen im Dingi und schleppten Pitts Ruderboot. Der Wind reichte kaum aus, um sie über den glatten Wasserspiegel zu bewegen.
    Nach einer Stunde sahen sie in der dunstigen Ferne die Türme und Dächer einer halbversunkenen Stadt. Der Kirchturm und mehrere Fabrikschornsteine ragten scheinbar unversehrt auf, doch die Dächer waren unter Pflanzen verborgen, die sich im Lauf der Jahre dort angesiedelt hatten. Es konnte nicht mehr lange dauern, dann würden die morschen Gebäude unter die Oberfläche gleiten. Pitt beugte sich über Bord und spähte in die Tiefe.
    »Ich möchte bloß wissen, was aus den Leuten geworden ist, die hier gewohnt haben«, sagte er unbehaglich. »Vielleicht führen sie ihr Leben unter Wasser weiter, aber ich sehe keine Gesichter heraufschauen.«
    »Hier, Jeff, das erinnert mich an etwas«, fiel Charley ihm ins Wort. »Du hast doch immer behauptet, daß es in den Wäldern Gnomen gebe, nicht?«
    »Gnomen und Kobolde«, bestätigte Pitt. »Was ist mit ihnen? Hast du sie auch gesehen, Charley?«
    »Ich hab' etwas gesehen.« Charley wendete sich Graubart zu.
    »Heute morgen, als ich nachsah, ob sich etwas in unseren Schlingen gefangen hätte. Wie ich so am Rand eines kleinen Sumpfloches kniete, blickte ich zufällig von der Falle auf und sah drei Gesichter, die mich aus den Büschen anstarrten. Zum Glück waren sie auf der anderen Seite des Sumpfloches und konnten nicht herüber. Ich streckte meine Hand aus und machte das Kreuzzeichen, und sie verschwanden.«
    »Du hättest einen Pfeil loslassen sollen, dann wären sie schneller verschwunden«, erklärte Pitt überlegen. »Oder vielleicht dachten sie, du wolltest ihnen eine Predigt halten.«
    »Charley, du kannst doch nicht glauben, daß es wirklich Gnomen waren«, sagte Graubart stirnrunzelnd. »Gnomen waren Gestalten, über die wir als Kinder in unseren Märchenbüchern lasen. In Wirklichkeit haben nie welche existiert.«
    »Vielleicht sind sie zurückgekommen, wie der Fischotter und der Marder«, meinte Jeff Pitt. »Diese Märchenbücher haben nur berichtet, was in früheren Zeiten war, bevor die Menschen so zivilisiert wurden.«
    »Bist du sicher, daß es keine Kinder waren?« fragte Graubart.
    »Es waren keine Kinder, obwohl sie klein wie Kinder waren. Sie hatten – es war schwer zu erkennen, aber sie schienen Schnauzen wie mein alter Isaac zu haben, und Katzenohren und Fell auf dem Kopf. Wenn ich richtig gesehen habe, hatten sie allerdings Hände wie wir.«
     
    Am nächsten Tag segelten sie weiter nach Süden. Die bewaldeten Hügel in ihrem Rücken versanken langsam hinter dem Horizont des Sees, und die einzige Landmarke weit und breit war eine aus zwei Hügelkuppen bestehende kleine Insel voraus. Am Spätnachmittag langten sie an und fanden einen Einlaß, wo ein fremdes Boot las. Sie machten daneben fest.
    Die Insel war mit Feldern bestellt, und weiter oben an den Hängen sahen sie eingezäunte Gehege mit Puten, Hühnern und Enten. Zwei alte Frauen, die bei den Hühnern gearbeitet hatten, kamen zum Ufer herunter, um die Neuankömmlinge zu begutachten. Sie nannten ihren Ort Wittenham Island und gestatteten ihnen widerwillig die Übernachtung, wenn sie sich gesittet verhielten.
    Als sie merkten, daß die Reisenden keine unfriedlichen Absichten hegten, wurden sie etwas freundlicher. Bald stellte sich heraus, daß sie eine religiöse Gemeinschaft waren und an einen Meister glaubten, der gelegentlich unter ihnen erschien und von einer Zweiten Generation predigte. Bevor sie mit Bekehrungsversuchen beginnen konnten, leitete Martha geschickt auf ein anderes Thema über und fragte die Alten, wie lange sie schon auf ihrer Insel lebten.
    Eine der Frauen erzählte, daß sie aus einer Stadt namens Dorchester kämen und mit ihren Männern in diese Hügel geflohen seien, als das Wasser vor etwa sieben Jahren gestiegen
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