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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman
Autoren: Heyne
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Geschöpf der Luft. Die Düsenhauben begannen zu dampfen, als das Wasser von den Tragflächen auf sie heruntertropfte.
    An der Zollabfertigung wurde Dirk zu seiner Erleichterung bereits erwartet. Als sein Name von der Passagierliste gestrichen wurde, trat ein untersetzter Mann mittleren Alters mit ausgestreckter Hand auf ihn zu.
    »Dr. Alexson? Freut mich, Sie kennenzulernen. Mein Name ist Matthews. Ich soll Sie zu unserer Dienststelle in Southbank bringen und mich überhaupt um Sie kümmern, solange Sie hier in London sind.«
    »Mir nur lieb«, lächelte Dirk. »Ich nehme an, dass ich mich bei McAndrews dafür bedanken kann?«
    »Richtig. Ich bin sein Assistent in Public Relations. Hier – geben Sie mir Ihre Tasche. Wir nehmen den Tunnelexpress; das geht am schnellsten und ist das einfachste. Man gelangt auf diese Art in die Stadt, ohne die Vororte zu berühren. Einen Haken hat es jedoch.«
    »Was denn?«
    Matthews seufzte.
    »Ach, nichts weiter, nur dass eine überraschende Anzahl von Besuchern, die völlig sicher über den Atlantik gekommen sind, in den Untergrund verschwinden und nie mehr zum Vorschein kommen.«
    Während Matthews diese unwahrscheinliche Mitteilung machte, huschte nicht einmal der Anflug eines Lächelns über sein Gesicht. Wie Dirk noch entdecken sollte, war sein merkwürdiger Sinn für Humor mit einer totalen Unfähigkeit zu lachen gekoppelt, eine Kombination, die einen immer wieder aus der Fassung brachte.
    »Über eines bin ich mir noch gar nicht klar«, sagte Matthews, als der lange rote Zug anfuhr und die Flughafenstation hinter sich zurückließ. »Es tauchen zwar häufig amerikanische Wissenschaftler bei uns auf, aber soviel ich weiß, arbeiten Sie auf einem ganz anderen Gebiet.«
    »Stimmt. Ich bin Historiker.«
    Matthews' Augenbrauen stellten eine fast hörbare Frage dar.
    »Das mag Ihnen seltsam erscheinen«, fuhr Dirk fort, »ist aber durchaus logisch. Wenn in der Vergangenheit irgendwann Geschichte gemacht wurde, war selten jemand zugegen, der sachliche Aufzeichnungen von den Vorgängen gemacht hätte. Natürlich haben wir heutzutage Zeitungen und Filme – aber es ist immer wieder verwunderlich, wie viele wichtige Einzelheiten trotzdem übersehen werden, einfach weil man sie als gegeben hinnimmt. Das Projekt, an dem ihr hier arbeitet, ist eines der größten in der Geschichte überhaupt, und wenn es gelingen sollte, dürfte es die Zukunft so entscheidend verändern, wie sie noch nie durch ein einziges Ereignis verändert wurde. Meine Universität hat deshalb beschlossen, dass ein berufsmäßiger Historiker dabei sein müsste, um die Lücken auszufüllen, die man sonst vielleicht übersieht.«
    Matthews nickte.
    »Das klingt ganz vernünftig. Und für uns, die wir ja auch keine Wissenschaftler sind, wird es außerdem eine angenehme Abwechslung sein. Wir sind es ziemlich überdrüssig, dauernd Unterhaltungen zu führen, in denen drei von vier Worten aus mathematischen Zeichen bestehen. Ich nehme aber trotzdem an, dass Sie über technische Dinge ziemlich gut Bescheid wissen, wie?«
    Auf Dirks Gesicht spiegelte sich ein leichtes Unbehagen.
    »Wenn ich die Wahrheit sagen soll«, gestand er, »so ist es schon fast fünfzehn Jahre her, dass ich mich mit wissenschaftlichen Fragen beschäftigt habe – und auch dann nur oberflächlich. Was ich brauche, werde ich mir hier erst wieder aneignen müssen.«
    »Darüber machen Sie sich nur keine Sorgen; wir haben einen Hochdruck-Kursus für erschöpfte Geschäftsleute und geplagte Politiker eingerichtet, da können Sie alles Fehlende nachholen. Und Sie werden sich wundern, wie schnell das geht – Sie brauchen nur aufzupassen, was die Luftakrobaten sagen.«
    »Die Luftakrobaten?«
    »Mein Gott, kennen Sie diesen Ausdruck etwa nicht? Das Wort ist während des Krieges entstanden und gilt für alles, was mit langen Haaren und einem Rechenschieber in der Westentasche herumläuft und sich wissenschaftlich gebärdet. Ich muss Sie überhaupt gleich darauf aufmerksam machen, dass wir hier eine ganze Menge solcher rein privater Ausdrücke gebrauchen, die Sie sich schleunigst aneignen müssen. Sie hätten am besten gleich noch einen Philologen mitbringen sollen!«
    Dirk schwieg. Es gab Augenblicke, da die Größe seiner Aufgabe ihn fast überwältigte. Seit einem halben Jahrhundert arbeitete eine nach Tausenden zählende Schar von Männern an diesem Projekt, das irgendwann innerhalb der nächsten sechs Monate seinen Höhepunkt erreichen würde. Und er
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