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Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten
Autoren: David Weber
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Bug kreuzen würde.
    Es war die klassische Situation, die jeder Navyoffizier instinktiv herbeizuführen versuchte – und außerdem wußte er, daß ihre Bugbewaffnung vollkommen ausgeschaltet war.
    Wenn er das tat, dann mußte er in Position kommen – noch nicht – gleich – jetzt ! Sie riß das Ruder zur Seite und kippte das Schiff weiter herum auf die Backbordseite, rollte die Breitseite, die sie der Sirius verweigert hatte, blitzschnell wieder dem Q-Schiff zu.
     
    Lieutenant Commander Jamal stutzte. Nur für einen Augenblick, nur um ganz kurz zu zögern. Es gab keinen logischen Grund für die Fearless , plötzlich herumzuschwingen. Für nicht länger als die Dauer eines Herzschlags konnte er einfach nicht glauben, was er sah.
    Während dieses Herzschlags zielte Rafael Cardones mit der Gravolanze und feuerte.
    Die Sirius torkelte. Captain Coglin fuhr aus seinem Sessel hoch und riß die Augen auf. Sein Gesicht war von Unglauben verzerrt, als sein Seitenschild verschwand. Dann eröffneten die vier verbliebenen Energietorpedowerfer der Fearless das Dauerschnellfeuer.
    Der bewaffnete Handelsstörer Sirius verging in einem vernichtenden Ausbruch wütenden Lichtes.
     

32.
    Captain Honor Harrington, Royal Manticoran Navy, stand einmal mehr in einer Raumwerftgalerie an Bord von HMSS Hephaistos . Die Hände hatte sie hinter dem Rücken verschränkt und Nimitz saß hochaufgerichtet auf ihrer Schulter. Eine Handpfote ruhte auf Honors Barett – dem einfachen schwarzen Barett, das zur Dienstuniform der RMN gehörte. Seine grünen Augen waren Spiegel ihrer Gefühle, als sie durch die dicke Armoplastscheibe starrte.
    Jenseits des Fensters schwebte HMS Fearless mit zerrissenem und geborstenem Rumpf wie ein Spielzeug, auf das ein unachtsames Kind getreten war. Das klaffende Loch, wo Dominica Santos gestorben war, lag dem Fenster gegenüber und zog sich als lange, tintenschwarze Wunde über die Flanke des Kreuzers; zerstörte Schotten und geschmolzene Verbände traten hervor. Andere Wunden entstellten den einst glatten und makellosen Rumpf. Einige davon sahen klein aus, unangemessen der Vernichtung und dem Sterben, von dem sie kündeten. Honor spürte, wie ihr die Augen brannten, als sie sich einmal mehr an die Menschen erinnerte, die unter ihrem Kommando ums Leben gekommen waren.
    Sie blinzelte wütend und holte tief Luft. Dann straffte sie den Rücken, und ihre Gedanken schweiften zurück – zurück zu dem Augenblick der Betäubung, in dem sie und die Überlebenden ihrer Besatzung begriffen, daß sie gewonnen hatten und die furchtbare Hölle, in der die Sirius verschwunden war, wie ein Fluch auf dem visuellen Display prangte. Gemessen an der Leistung des Q-Schiffs und der Bewaffnung, deren Besitz sie enthüllt hatte, mußte der Gegner eine wenigstens fünfzehnhundertköpfige Besatzung gehabt haben, und Überlebende hatte es keine gegeben. Selbst jetzt noch brauchte Honor nur die Augen zu schließen, um den Hexenkessel aus Licht und Energie in allen schrecklichen Einzelheiten vor sich zu sehen und den gleichen ekligen Abscheu vor dem Werk ihrer Hände und ihres Verstandes zu empfinden und den insgeheimen Jubel und Triumph.
    Aber wie teuer hatte sie diesen Triumph erkauft! Honor biß sich auf die Lippe und spürte wieder den Schmerz. Einhundertundsieben Besatzungsmitglieder, mehr als ein Drittel aller, die sich zu Beginn der schrecklichen Verfolgungsjagd und des gräßlichen Gefechts an Bord des Schiffes befunden hatten, waren gefallen. Weitere achtundfünfzig waren verwundet – allerdings würden die Ärzte und Krankenhäuser der Navy wahrscheinlich die meisten von ihnen im Laufe der nächsten Monate wieder diensttauglich schreiben können.
    Der Preis in Blut und Schmerz war schlimm genug gewesen – neunundfünfzig Prozent der Gesamtbesatzungsstärke einschließlich der abkommandierten Leute. Darunter Dominica Santos und zwei ihrer drei Ingenieursoffiziere. Honor hatte kaum einhundertundzwanzig Unverletzte gehabt, um sie für Reparaturtrupps einzuteilen, und die Fearless hatte kaum noch zusammengehalten. Binnen Sekunden nach der Zerstörung der Sirius waren die Bugimpelleremitter endgültig ausgefallen, und diesmal hatte es keine Möglichkeit mehr gegeben, sie wieder instandzusetzen. Noch schlimmer, der Heckimpellerring war ebenfalls ausgefallen, und sie waren mehr als fünfundvierzig Minuten lang ohne Antrieb gewesen – eine Dreiviertelstunde, in der sie weitere vierundneunzig Millionen Kilometer systemauswärts
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