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Auf und davon

Auf und davon

Titel: Auf und davon
Autoren: Ruth Thomas
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gehen wollen. Es
würde ein Gedränge und Geschubse geben, und schließlich würde sich das Chaos zu
einer Zweierreihe ordnen, und sie würde sich wie üblich ganz hinten
herumdrücken, für alle sichtbar schändlich alleingelassen.
    Nathan würde ebenfalls ohne Partner
dastehen, und das war auch für ihn der Grund, weshalb er nicht zum Park gehen
wollte. Einer der Gründe. Er war nicht besonders scharf auf einen Freund. Wenn
die Bande ihn nicht wollte, wollte er sie auch nicht. Fertig. Aber ohne Partner
dastehen, war auch nicht gut.
    Es gab also zwei Ausgeschlossene, die
keiner wollte, und für beide der Gipfel der Schande war, daß man sie zwingen
würde, nebeneinander zu gehen. Mrs. Henrey zählte die Kinderpaare. Julia war die
letzte, doch sie tat so, als wäre sie in einen Comic vertieft und ihr alles
vollkommen egal.
    „Pack das Ding weg, Julia. Bist du die
letzte? Ach nein, Nathan ist ja auch noch da. Nathan, du wirst mit Julia gehen
müssen. Komm und stell dich neben sie. Na, komm schon, sie beißt nicht.“
    Nathan hatte am Fenster gestanden,
geschmollt und gegen die Heizungsrohre getreten. Jetzt kam er widerwillig
rüber. Einen mordlüsternen, haßerfüllten Blick warf er Mrs. Henrey zu, einen
zweiten Julia. Ein paar Schritte hinter seiner ihm zugewiesenen Partnerin blieb
er stehen.
    „Stell dich neben sie“, sagte Mrs.
Henrey ungeduldig. Die Hitze und Nathan machten ihr zu schaffen.
    Nathan trat einen Schritt vor. „Rattengesicht“,
zischte er in Richtung Julia.
    Julia zuckte zurück, schniefte,
blinzelte und wandte ihm den Rücken zu. „Muß ich wirklich mit ihm gehen, Mrs.
Henrey? Kann ich nicht mit Ihnen gehen? Kann ich nicht Ihre Partnerin sein?“
    „Nein, Julia, du kannst nicht mit mir
gehen. Nathan ist dein Partner. Denise und Sharon, Sanjay und Paul, ihr holt
die Schlagball-Sachen. Wir warten am Tor auf euch. Und ihr anderen kommt jetzt
mit.“
    Draußen brannte die Sonne. Die Hitze
prallte vom harten Boden des Schulhofs und der Backsteinmauer zurück.
    „Es ist zu heiß zum Schlagballspielen“,
maulte jemand.
    „Im Park ist es kühler“, erwiderte Mrs.
Henrey bestimmt.
    Die Schlange bewegte sich die Straße
entlang. Nathan trennte sich von Julia und schlurfte hinterher. Eine getigerte
Katze grüßte ihn mit einem klagenden Miauen von einer Gartenmauer, und Nathan
blieb stehen, um sie zu streicheln. Er mochte Katzen. Katzen waren viel netter
als Menschen. Die Katze machte genüßlich einen Buckel und rieb den Kopf an
seiner Hand. Dann sprang sie von der Mauer und strich ihm um die Beine. Als er
das seidige Fell an seinen bloßen Beinen spürte, war Nathan glücklich — für
einen kurzen Augenblick. Dann schnitt Mrs. Henreys scharfe Stimme in sein Glück
und befahl ihm, bei seiner Partnerin zu bleiben.
    Nathan trat Julia auf den Fuß, richtig
fest, als Strafe dafür, daß er ihr Partner sein mußte.
    „Au!“ rief Julia. Ihr Fuß tat wirklich
weh.
    „Sei etwas leiser, Julia“, rief Mrs.
Henrey von vorn.
    „Nathan hat mich getreten“, jammerte
Julia.
    „Hab ich nicht“, sagte Nathan — und
trat ihr ein zweites Mal auf den Fuß, um sie für ihr Petzen zu bestrafen.
    „Geh anständig, Nathan“, rief Mrs.
Henrey, ohne sich umzudrehen.
    Nathan zielte ein drittes Mal nach
Julias Fuß, doch diesmal konnte sie ausweichen. Danach ignorierte er sie
wieder, er hatte eine andere Zielscheibe entdeckt. Paul und Sanjay gingen mit
den Schlaghölzern direkt vor ihm. Sie waren Mrs. Henreys Lieblinge. Dafür
versetzte Nathan beiden von hinten einen kräftigen Tritt.
    „Hör auf, Nathan!“
    „Das war ich nicht. Das war Julia.“
    „Du warst es“, sagte Sanjay, „ich hab’s
gesehen.“
    „Etwas leiser da hinten“, rief Mrs.
Henrey.
    Nathan wollte Sanjay noch einmal treten
als Strafe dafür, daß er ihn erwischt hatte, doch Paul war schneller. Er
vergaß, daß er eigentlich ein Musterschüler war, und knallte Nathan seine Faust
an die Schläfe. Nathan schlug wütend zurück. Herrlich, so wütend sein zu
können! Eine richtige Schlägerei war genau das, was er jetzt brauchte. Also
ging Nathan auf Paul los, mit gesenktem Kopf, um seine Brille zu schützen. Er
trat und drosch und ließ die Fäuste fliegen.
    „Aufhören!“ brüllte Mrs. Henrey und
marschierte wie ein Racheengel auf die kämpfenden Jungen zu. „Aufhören, beide!
Wie könnt ihr euch mitten auf der Straße prügeln! Paul, ich muß mich doch sehr
über dich wundern. Ich dachte, ich könnte dir als Schlußlicht
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