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Auf Schreckenstein geht's lustig zu

Auf Schreckenstein geht's lustig zu

Titel: Auf Schreckenstein geht's lustig zu
Autoren: Oliver Hassencamp
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dann bleibt es unter uns. Aber wenn ihr diese Freiheit ausnützt, um euch draußen schlecht zu benehmen, so fällt das einzig und allein auf mich zurück, und ihr zwingt mich, strenger zu sein.“
    Doktor Waldmann wollte etwas zur Entschuldigung beitragen: „Ich hätte sie gar nicht weglassen dürfen!“ klagte er.
    „Natürlich durften Sie das“, bestärkte ihn der Rex, „Sie konnten ja nicht wissen, dass die zwei Ritter und noch dazu diese beiden, Ihr Vertrauen so missbrauchen würden!“
    Doktor Waldmann war sichtlich erregt: „Warum habt ihr mir’s auch nicht erzählt?“
    „Ich weiß nicht“, sagte Ottokar achselzuckend, „nachts haben Sie uns gleich ins Bett geschickt und am nächsten Tag — da... da kam’s einfach nicht mehr dazu. Und dann war’s eben verpasst.“
    „Wir wollten auf keinen Fall, dass die anderen etwas erfahren“, fuhr Stephan fort, „und so haben wir’s dummerweise auch Ihnen verschwiegen.“
    „Warum durften es die anderen nicht erfahren?“ hakte der Rex sofort ein.
    Stephan wurde unsicher: „Weil... wir... wir dachten, sie lachen uns vielleicht aus, weil’s eine Mädchenschule ist.“
    Der Rex setzte sich wieder hin, um seine Pfeife frisch anzuzünden: „Jetzt wissen sie’s aber, und das werdet ihr noch zu fühlen kriegen!“
    „Wir haben eben versagt“, sagte Stephan zerknirscht. Auf diese Einsicht schien der Rex gewartet zu haben, denn seine Stimme klang viel ruhiger und freundlicher, als er fortfuhr: „Ja, das habt ihr, aber das kann jedem mal passieren. Fräulein Doktor Horn hat zwar gegen meine Methode gewettert, trotzdem: Eure Entschuldigung hat ihr mehr imponiert, als sie zugeben wollte.“
    Er machte eine Pause und lächelte still vor sich hin. Dann stand er auf und schlug Stephan aufmunternd mit der Hand auf den Oberarm: „Mit den Rittern müsst ihr euch selbst auseinandersetzen. Von mir aus ist die Geschichte vergessen. Im übrigen finde ich den Streich ganz komisch! Also Schwamm drüber.“ Und er drückte den beiden die Hand.
    Damit stellte sich der Rex eindeutig vor Stephan und Ottokar, und sie bewunderten ihn noch mehr als zuvor. So was gab’s eben nur auf Schreckenstein!
     
    Der Rex behielt recht.
    Dampfwalze hatte beste Wühlarbeit geleistet: Wo sie gingen und standen, wurden sie mit Fragen gehänselt und ausgelacht. Ein Streich gegen Mädchen war alles andere als eine Heldentat. Stephan und Ottokar waren heilfroh, wenn sie am Nachmittag statt zum Kartoffelbuddeln zu ihrem Hochsitzbau rudern durften, obwohl ihnen auch diese Extrawurst täglich entsprechende Bemerkungen eintrug.
    Sie hielten sich sehr zurück und sonderten sich auch an den Abenden ab. Stephan übte auf seinem Akkordeon, und Ottokar, der kein Instrument spielte, saß dabei.
    So kam es, dass er eines Abends aus lauter Langeweile auf einem Stuhl den Rhythmus mitklopfte.
    Stephan hatte sofort eine Idee: „Du wirst Schlagzeuger“, sagte er unvermittelt. „Werner hat eine Trommel, frag ihn, ob er sie dir leiht.“
    Werner lieh ihm seine Trommel, und Ottokar entpuppte sich als großes Talent. So hatte die Schmach doch noch ein Gutes, die Horror-Rock-Jazz-Band wurde um ein wesentliches Instrument bereichert.
    Stephan — Akkordeon; Hans-Jürgen — Flöte; Strehlau — Klavier; Rolle, der Sportlehrer — Bass; und Ottokar Schlagzeug, das war eine Besetzung, die sich hören lassen konnte. Doch der Zwist dauerte an.
    „Und alles wegen der blöden Mädchen!“ klagte Ottokar. „Lass nur“, beruhigte ihn Stephan, „wir werden schon sehen, wer den längeren Atem hat. Aber das eine weiß ich genau: Dieser Beatrix wisch ich noch mal eins aus!“
     
     
     

Getuschel auf Schloß Rosenfels
     
    Ganz ähnliche Gefühle hegte auch Beatrix gegen Stephan. Die vier Tage Kartoffelschälen hätte sie ihm noch verziehen. Schließlich hatte er sich zu seiner Tat bekannt. Was sie jedoch nicht verzieh, war die „blöde Kuh“. Dafür schwor sie ihm Rache.
    Beatrix und Ingrid, die Schwester von Mücke, waren auf Schloss Rosenfels ungefähr das, was Stephan und Ottokar auf der Burg darstellten: die Angesehensten und Einfallsreichsten. Man traute ihnen alles zu. Sie hatten es bisher als einzige gewagt, in dem streng geführten Internat nachts kleinere Streiche zu unternehmen. So saß einmal im Bett der Mathematik-Lehrerin eine Fledermaus, die der Armen, als sie die Decke zurückschlug, mit einem Blitzstart in die Haare sauste, dass sie fast in Ohnmacht gefallen wäre. Seit dieser Zeit wurden alle
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