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Titel: auf Safari
Autoren: Dorothy Gilman
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zu schlagen, und sie bemerkte, daß sie lächelte. Der Schwarze Kontinent. Tarzan. Ihr fiel ein, daß sie ihren Sohn Roger, als er noch klein war, in jeden Tarzanfilm mitgenommen hatte, der ins ‚Rivoli‘ kam, und als sein Geschmack zu Rita Hayworth abgewandert war, hatte sie sich Tarzan allein angesehen, begeistert von den Tieren, dem dampfenden Urwald, vergifteten Pfeilen und dem Brüllen der Löwen… Löwen! Bei diesen Gedanken holte sie tief Atem. Auch für den Fall, daß Carstairs sie ins Gewühl einer Stadt schickte, mußte sie eine Gelegenheit finden, Löwen zu sehen. Löwen mußten sein!
     
    Wie eintönig ihr Leben in letzter Zeit geworden war, dachte sie, und wie aufregend der Gedanke, daß sie Afrika sehen sollte.
    Plötzlich fand sie, daß sie noch eine Unmenge zu tun hatte. Sie mußte alle Artikel der Nationalen Geographie durchsehen und dann das ganze Material über Wildschutz in ihrer Schreibtischschublade studieren.
     
    Schuldbewußt fuhr sie hoch. Es war neun Uhr und das Frühstücksgeschirr noch nicht abgewaschen. In wenigen Stunden kam Bishop. Ob er wohl immer noch für Schokoladeneclairs schwärmte? Auf der Stelle mußte sie zu M. Omelianuks Delikatessenladen gehen. Sie schlüpfte in ihren Mantel, steckte ihr Haar unter einen Schlapphut aus Stroh und verließ das Haus.
     
    Es war ein leuchtender Junimorgen, aber nichtsdestoweniger ging sie vorsichtig und bedächtig; mochte der Weg unter ihren Füßen asphaltiert, mochten ihre Augen von der Strohkrempe beschattet sein, im Geiste trug Mrs. Pollifax einen Tropenhelm und bewegte sich lautlos durch hohes Gras, die Ohren gespitzt, den Trommeln der Eingeborenen lauschend.
     

2
    Punkt zwei Uhr erschien Bishop, und obwohl er gehetzt wirkte, hatte er nichts von seiner unbekümmerten Art verloren, was – wenn man bedachte, daß er seit Jahren Carstairs Assistent war – Mrs.
    Pollifax immer in Erstaunen setzte.
     
    „Warum werden Sie eigentlich nicht älter?“ fragte sie vorwurfsvoll, als sie ihm den Mantel abnahm. „Sie sehen immer gleich aus, das beunruhigt mich geradezu.“
     
    Sie auch“, versicherte er ihr galant und küßte sie auf die Wange, „aber was mich angeht, so weiß ich, daß ich älter werde, weil mein Schwung nachläßt, und wenn Carstairs wütend auf mich ist, dann spüre ich manchmal einen unwiderstehlichen Drang zu weinen. Gilt das mir?“ fragte er und blickte fasziniert auf den Wohnzimmertisch, der mit einem Damasttischtuch, Teekanne mit Tassen aus geblümten Haviland und Gebäck gedeckt war.
     
    „Eigens für Sie. Nehmen sie bitte Platz. Fünf Eclairs sind da.“
     
    „Ich zähle sechs.“
     
    „Eins ist für mich“, erklärte sie vorwurfsvoll.
     
    „Vermutlich haben Sie zu wenig Personal und sind wegen der Untersuchungen die der Kongreß vergangenes Jahr angestellt hat, so überarbeitet? Erschreckend waren sie, das muß ich sagen. Selbst Sie brauchen Kontrollen und Überwachung, das wissen Sie.“
     
    „Wir werden und wurden untersucht“, sagte er, setzte sich und nahm ein Eclair. „Carstairs hat mich beauftragt, Ihnen mit aller Deutlichkeit zu sagen, daß seine Abteilung in all ihren Unternehmungen gewissenhaft bis zum Tz geblieben ist.“ Er zögerte und sagte dann trocken: „Wenigstens so gewissenhaft, wie man es von uns erwarten kann, da unser Geschäft darin besteht, mit ruchlosen Mitteln Erkundigungen zu beschaffen, lästigen Personen auf den Deckel zu geben und
    uns anderen interessanten Gaunereien zu widmen.“
     
    Da Mrs. Pollifax sich gewisser Personen erinnerte, denen sie ihrerseits eins auf den Deckel gegeben hatte, enthielt sie sich jeden Kommentars. Es war nur eine ganz bescheidene Zahl gewesen, natürlich, aber sie war sicher, daß weder ihr Gartenklub noch ihr Pfarrer ihr Verhalten gebilligt hätten. Sie goß Tee ein und bemerkte, daß Bishop schon sein zweites Eclair verschlang. „Sie haben nicht zu Mittag gegessen?“
     
    „Ihnen kann nichts verborgen bleiben“, sagte er und schluckte.
    Carstairs hat mich um dreiviertel neun mit tausend Aufträgen losgeschickt, und jetzt müssen Sie Ihren Teil tun. Er hat Ihnen wohl noch nichts gesagt?“
     
    „Nichts, außer daß es Afrika ist.“
     
    „Er will Sie auf Safari schicken.“
     
    „Auf Safari!“ Völlig perplex starrte Mrs. Pollifax ihn an. „Safari?“
    wiederholte sie ungläubig.
     
    Bishop beobachtete, wie ihre Augen fast unmerklich abschweiften, als starre sie auf etwas Unsichtbares, das sehr weit weg lag. In der Tat sah
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