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auf Safari

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Titel: auf Safari
Autoren: Dorothy Gilman
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treffen Sie Farrell und erkunden Sie, ob er sich langweilt. Er hat Sie Herzogin genannt, nicht wahr?“
     
    „Das muß hundert Jahre her sein“, meinte Mrs. Pollifax und folgte ihm zur Tür. „Erinnern Sie sich noch, wie naiv ich war?“
     
    „Nein, wirklich?“ meinte Bishop amüsiert. „Na, abgebrüht finde ich Sie auch jetzt nicht gerade, aber man soll die Hoffnung nie aufgeben, nicht wahr? Vergessen Sie die Gelbfieberspritze morgen nicht, und geraten Sie bloß nicht unter die Räder, hören Sie?“
     
    „Natürlich nicht“, versicherte sie ihm und sah zu, wie er den Flur entlang zum Aufzug eilte. Als er verschwunden war, ging sie ins Wohnzimmer zurück, und beim Gedanken an den Beginn dieses Tages nahm sie schwermütig die Karate-Grundposition wieder ein.
    Inzwischen war so vieles anders geworden, daß sie, als die die Luft mit einem horizontalen Hieb durchschnitt, ein leises Ki-ay versuchte.
    Aber das erwies sich als unbefriedigend. So schöpfte sie tief Atem, raffte sich auf und rief triumphierend: „ Ki-ay !“
     

3
    Samstag brach Mrs. Pollifax frühzeitig nach New York auf und verbrachte den Nachmittag vor dem Abflug bei Abercrombie & Fitch. Sie triumphierte, weil sie einen neuen Reisehut entdeckt hatte.
    Er war kein ausgesprochener Tropenhelm, sah ihm aber so merkwürdig ähnlich, daß sie ihre Enttäuschung schnell überwand. Es war ein weißer, rund gewölbter Strohhut mit einer einzigen roten Feder, die hinten befestigt war. Dort wurde sie durch eine Klemme gehalten, eine schmale rote Linie milderte die Strenge des Hutes und verlieh ihrem zwei Jahre alten blau-weiß gestreiften Kostüm einen verwegenen Pfiff.
     
    Sie war in keiner Weise auf Abercrombie vorbereitet gewesen.
    Gewiß hatte sie ein-oder zweimal aus Neugier den Kopf zur Tür hereingesteckt, aber nie vorher das Geschäft unter dem Aspekt einer bevorstehenden Safari betreten. Nun, durch die neue Situation befugt, verlor sie alle Hemmungen, besonders nachdem sie entdeckt hatte, daß sie wegen der im Winter verlorenen fünf Pfund unerwarteterweise in eine Hose Größe vierzig paßte.
     
    Innerhalb einer halben Stunde hatte sie ihre Garderobe beisammen: Zwei Paar lange Khakihosen samt einer Buschjacke, einen dicken Rollkragenpullover und eine lange, blaßblaue Strickjacke mit Gürtel.
    Das alles würde in ihrem Koffer Platz finden. Den Rest ihrer schöpferischen Fantasie verwandte sie auf das Zubehör, das sie in Ekstase versetzte. Sofort erlag sie einer riesigen, farbigen Sonnenbrille, die ihr das Aussehen einer Marsbewohnerin verlieh, dann kaufte sie eine Taschenlampe, dazu einen Leuchtstift zum Schreiben im Dunkeln, und nur mit Bedauern entschied sie sich gegen einen Satz Aluminiumschüsseln, die sich so ineinanderschachteln ließen, daß sie in ein flaches Etui paßten. Sie kaufte ein seidenes Halstuch mit sich jagenden Zebras darauf, einen Khakihut und einen Staubschleier, weil ja immerhin die Möglichkeit bestand, daß sie in einen Sandsturm gerieten. Sie glaubte mit ihren Einkäufen fertig zu sein – bis die den Schirm erblickte.
     
    „Er ist ziemlich groß“, erklärte der Verkäufer, der ihr fasziniert zusah. „Es ist nämlich ein Herrenschirm.“
     
    „Ja, aber ist er nicht schön?“ fragte sie und betrachtete voller Entzücken seine Regenbogenfarben: violett, blau, grün, gelb, orange und gelbrot.
     
    „Ich glaube, in Sambia ist die Regenzeit vorüber.“
     
    „Richtig“, sagte sie bedächtig. „Aber es ist doch eigentlich eine Sache der Wortwahl, finden Sie nicht?“
     
    „Wie bitte?“ fragte er verwirrt.
     
    „Ich meine, einen Regenschirm könnte man genauso gut einen Sonnenschirm nennen. Wenn die Regenzeit verüber ist, dann scheint die Sonne. Sehr viel Sonne, möchte ich annehmen.“
     
    „Ja“, sagte der junge Mann verblüfft. „Ja, das ist bestimmt richtig.
    Sonne und Staub.“
     
    Sie nickte. „Und dann habe ich meinen Staubschleier und meinen Sonnenschirm.“
     
    „So ist es“, sagte er, weil er begann, ihre Überlegungen zu verstehen.
     
    „Und wenn man sich in irgend etwas verliebt“, gestand sie, „dann tut es einem hinterher immer leid, daß man es nicht gekauft hat.“
     
    „Ganz richtig“, erwiderte er herzlich. „Dann müssen Sie ihn natürlich haben.“
     
    Mrs. Pollifax kaufte ihn, was ihr nicht einmal dann leid tat, als er am Flughafen als Waffe klassifiziert wurde, und die zusehen mußte, wie er während der ganzen Reise Gepäckrutschen hinuntergeworfen wurde. Das
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