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Auf keinen Fall Liebe

Auf keinen Fall Liebe

Titel: Auf keinen Fall Liebe
Autoren: Marina Schuster
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bisschen verheilen, daher ist es besser, wir behalten das noch eine Weile für uns.«
    »Das tut mir alles sehr leid«, sagte Lucian mitfühlend, »und ich werde weiterhin Stillschweigen bewahren. Aber irgendwann müssen Sie es ihr sagen.«
    »Das werden wir, sobald sich eine geeignete Gelegenheit ergibt«, versprach Molly. »Wir wollen schließlich nicht, dass Faith deswegen am Ende böse auf Sie ist.«
    »Das möchte ich allerdings auch nicht unbedingt«, lächelte er schief.
    Er stand auf und wollte den Tisch abräumen, doch Polly unterbrach ihn sofort.
    »Lassen Sie nur, wir machen das schon. Sie sollten vielleicht ins Arbeitszimmer gehen und sich um die Patientenakten kümmern. Nutzen Sie Ihre Chance, solange Faith noch da ist.«
    Lucian musste schmunzeln. Ihm war völlig klar, dass die zwei alten Damen versuchten, Amor zu spielen. Obwohl er solche Verkupplungsversuche normalerweise gar nicht mochte, fand er es in gewissem Maße rührend, dass sie offenbar der Meinung waren, er wäre ein geeigneter Kandidat für ihre Nichte. Im Stillen fragte er sich, ob die beiden immer noch so überzeugt davon wären, wenn sie wüssten, dass er in einer Art und Weise an Faith dachte, die ihnen garantiert die Schamesröte ins Gesicht treiben würde.
    »Keine Sorge«, lächelte er und ging zur Tür, »Ich kriege das schon irgendwie in den Griff.«

8
    F aith und Lucian verbrachten den ganzen Nachmittag im Arbeitszimmer. Während Faith am Schreibtisch saß und private Unterlagen von den geschäftlichen Papieren trennte, hockte Lucian auf dem Fußboden und sichtete die Patientenakten.
    Verstohlen schaute sie immer wieder zu ihm hin, beobachtete, wie er begleitet von gelegentlichen, leisen Seufzern versuchte, eine Grundordnung herzustellen.
    Mit konzentriertem Gesicht saß er vornübergebeugt im Schneidersitz, die dunklen Haare waren ein wenig zerzaust, die störrische Locke hing ihm in die Stirn. Er wirkte so anziehend und gleichzeitig so hilflos, dass sie sich am liebsten zu ihm gesetzt und ihn in den Arm genommen hätte. Verträumt ließ sie ihren Blick über ihn gleiten, stellte sich vor, wie sie engumschlungen dort auf dem Boden lagen, sich zwischen all den Papieren leidenschaftlich liebten.
    »Ich verstehe nicht, wie Ihr Vater so arbeiten konnte«, stöhnte er irgendwann und streckte sich.
    Rasch schüttelte sie die erregenden Fantasiebilder ab.
    »Mein Vater kannte seine Patienten alle ewig, er hatte die meisten Dinge im Kopf. Er hat wohl nie darüber nachgedacht, dass jemand anderes sich einmal mit den Unterlagen zurechtfinden müsste.«
    Er seufzte. »Wie soll ich hier jemals einen Überblick bekommen?«
    »Sie sollten sich einen PC anschaffen«, schlug sie ihm vor. »Es gibt sehr gute Software für Arztpraxen, das vereinfacht die Verwaltung erheblich.«
    »Ich weiß, aber irgendwie widerstrebt mir das. Es wirkt so unpersönlich, wenn ein Arzt sich beim Gespräch mit dem Patienten hinter einem Monitor verschanzt, und anstatt zuzuhören die ganze Zeit auf der Tastatur herumklappert.«
    Faith musste lächeln. »Das hat mein Vater auch immer gesagt. Sie sollten es sich trotzdem überlegen. Es spart wirklich eine Menge Arbeit, die Abrechnungen mit dem National Health Service*, die Buchhaltung, Rezeptdruck, Atteste – Sie hätten mehr Zeit für die Patienten. Und Sie müssen sich ja keinen riesigen Bildschirm auf den Tisch stellen, ein kleiner Laptop auf einem Sideboard würde völlig ausreichen.«
    Überrascht hob er den Kopf und schaute sie prüfend an. »Dafür, dass Sie nicht an der Praxis interessiert sind, klingen Sie sehr enthusiastisch.«
    Sofort verschwand das Lächeln aus ihrem Gesicht. »Es war nur ein Vorschlag«, sagte sie schroff. »Natürlich können Sie tun und lassen was Sie wollen, es geht mich nichts an.«
    »Entschuldigen Sie, ich habe das nicht böse gemeint.«
    »Schon gut, Sie haben ja recht, ich sollte mich besser um meine Angelegenheiten kümmern.« Sie sprang auf und ging zur Tür. »Ich habe genug für heute, bis morgen.«
    »Faith …«
    Betreten starrte er ihr hinterher und hieb dann wütend mit der Faust auf den Boden.
    »Verdammt, warum konnte ich Idiot nicht einfach die Klappe halten«, fluchte er leise.
    Ihm war klar, dass er seine Chancen bei ihr durch seine unbedachte Bemerkung um ein gutes Stück geschmälert hatte. Was ihm allerdings wesentlich mehr leidtat, war die Tatsache, dass er sie verletzt hatte, denn das war das Letzte, was er wollte.
    Frustriert schubste er einen Stapel Akten
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