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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman
Autoren: Luchterhand
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Schweiß, der Zeitdruck und sein schwerer Atem nicht genügt hätten, der ihn wieder einmal an seine verminderte körperliche Tauglichkeit und die ignorierten Diätempfehlungen erinnerte – am Anhalterstand wartete bereits jemand, der Erste in der Reihe für ein Taxi oder eine Mitfahrgelegenheit, mit einem teuren Anzug bekleidet, die Arme über der Brust verschränkt, einen großen Koffer neben sich, ein strahlendes Lächeln auf den Lippen sowie hebräische Worte, die McKinley nicht verstand.
    Noch bevor McKinley den Anhalterstand erreichte, umfuhr der Lastwagen samt Wohnwagenfracht das reifenplatte Taxi, und dahinter der staubige Renault Express und der Militärjeep. Der Renault blinkte und hielt an.
    »Schalom, Juden!«, rief Otniel Asis.
    »Wo fährst du hin?«, fragte ihn der Mann mit dem Koffer.
    »Ma’aleh Chermesch 3«, antwortete Otniel Asis und warf einen Blick auf den blauen Anzug und dann in die Augen des Mannes, die ihm müde erschienen.
    »Im Ernst? Hab ich ein Glück, Bruder«, erwiderte der Mann und hievte seinen schweren Koffer vom gebleichten Asphalt hoch.
    »Tu mir einen Gefallen, mein Lieber«, bat der Fahrer, »hilf dem Jungen – ihm ist ein Bamba-Riegel auf den Boden gefallen.« Dann wandte Otniel seinen Kopf dem Amerikaner zu. »Was ist mit dir, guter Mann?«, fragte er.
    McKinley fragte: »Can you get me anywhere near Yeshua, where Minister Kaufman lives?«
    »What?«, entgegnete Otniel.
    »Settlement?«, versuchte McKinley zu vereinfachen, nachdem die Wiederholung des ersten Satzes nichts half.
    »Settlement, settlement, yes!«, antwortete Otniel lächelnd. »Please, please.« McKinley kannte die Gegend nicht gut genug, um zu wissen, dass diese Hügel nicht nur Ma’aleh Chermesch und dessen Tochtersiedlungen 2 und 3 beherbergten, sondern auch Giv’at Ester und seine Ausläufer, Sadeh Gavriel und Jeschua, die Siedlung »Yeshua«, in der der Minister lebte. Er zwängte sich auf den Rücksitz neben das Kind.
    Die Karawane bog ab: ein Laster samt Wohnwagen, ein Kommandeur mit seiner Mannschaft im Jeep und ein staubiger Kleinlieferwagen mit einem Siedler, seinem Kind und zwei Anhaltern – ein Amerikaner und ein Israeli. Diese Straße war noch schmaler als die vorige, und steiler, und so waren die kleineren Fahrzeuge wieder dazu verurteilt, in dem Schritttempo, das ihnen der große Lastwagen aufzwang, hinterherzukriechen. Die grüngrauen Augen Hauptmann Omers waren wie festgeschweißt an der Rückseite des Wohnwagens und spiegelten die Befürchtung wider, dass sich die mobile Behausung vom Lastwagen, der sie trug, löste und die Autos hinter ihm zermalmte. Er schaute auf seine Uhr und wandte den Blick zum Seitenspiegel.
    »Sag mal, kenn ich dich nicht von irgendwoher?«, fragte Otniel den Hebräisch sprechenden Mitfahrer. Der Mann betrachtete lange den massigen Schädel des Fahrers mit der breitflächigen Kipa darauf.
    »Weiß nicht … mein Bruder wohnt bei euch. Aber wir sehen uns überhaupt nicht ähnlich«, antwortete er dann. Otniel warf noch einen Blick auf den schwarzhaarigen Mann und richtete seine Augen dann wieder auf die Straße. Der Anhalter kam ihm zu Hilfe: »Gabi Kupfer, kennst du den?«
    Der Fahrer runzelte die Stirn. »So was gibt es nicht bei uns. Wir haben einen Gavriel. Gavriel Nechuschtan. Ein Goldjunge, ein echter Königssohn. Arbeitet bei mir auf dem Hof.«
    »Nechuschtan?«, fragte Roni Kupfer nach. Diesmal war es an ihm, die Stirn zu runzeln.
    Der amerikanische Korrespondent spähte ungeduldig auf seine Uhr.
    Nach der Kriechfahrt hügelaufwärts wurde das Tor der Einfriedung von Ma’aleh Chermesch sichtbar. Die drei Fahrzeuge zogen weiter ihre Bahn, bogen am Platz rechts ab und fuhren durch die solide Ansiedlung mit ihren Steinhäusern, gepflasterten Straßen und dem kleinen Gewerbegebiet: Winzerei, Pferdehof, Schreinerei. Sie setzten ihre Fahrt über einen öden Hügel fort, bis die Wohnwagen der Tochtersiedlung Ma’aleh Chermesch 2 auftauchten, wo die Asphaltstraße endete, in einer Sandstraße steil zum Wadi abstürzte und dieses querte, um auf der anderen Seite wieder anzusteigen.
    »Papa, fertig!«, verkündete Schuv-El Asis, der den Bamba-Riegel aufgegessen hatte. Im Raum des Wagens verbreitete sich ein süßlicher Gestank.
    »Hast du groß gemacht, mein Liebling?«, fragte der Vater seinen Sohn.
    »Allah, hab Erbarmen«, flüsterte Roni Kupfer gepresst, »was ist das für ein Ort?«
    Jeff McKinley versuchte, den Brechreiz hinunterzuwürgen, der in ihm
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