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Auf ein prima Klimakterium

Auf ein prima Klimakterium

Titel: Auf ein prima Klimakterium
Autoren: Marianne Saegebrecht
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natürlich des Bio-Benzin-Marktes, dienen.«
    Ich hatte mich noch einmal zum Zuhören gezwungen, aber jetzt hieß es »nichts wie raus«. Mein Gastgeber hatte dieselbe Eingebung. War das befreiend, bei einem herrlichen Cappuccino ein Schwabinger Straßencafé zu unserem Diskussionsforum zu machen. Die abgaserfüllte Luft, der brandende Verkehr waren ein Honigschlecken gegen all das von uns Angesprochene: Antibiotika im Tierfutter, angewandte Hormone für bemitleidenswerte Kälbchen und Masthühnchen, Kunstdüngemittel, Gamma-Strahlen, um Lebensmittel und Gemüse zu sterilisieren, allergiefördernde künstliche Geschmacksstoffe – unser Café-Tischchen wurde von der Last des Themen-Menüs fast erdrückt. Jetzt war aber ein feines Cognäc’chen vonnöten, um meine frierende Seele wieder aufzuwärmen.
    »Dieser Lobbyist von vorhin bezeichnet seine angepriesenen Nahrungsmittel als natürliche denaturierte Produkte«, ereiferte ich mich und kippte einen Schwapp industrieller Kondensmilch in meine Kaffeetasse.
    »Von Lebensmitteln hat er ja gar nicht gesprochen. Denaturierte Nahrungsergänzungsprodukte als Grundversorgungsgedanke wäre hier wohl eher angebracht«, erwiderte mein guter Freund gelassen. »Was uns nicht umbringt, macht uns nur stärker«, meinte er amüsiert und schob sich seinen glimmenden Zigarettenstängel zwischen die Lippen.
    Da hatte ich mir wieder mal die Birne heißgeredet. Ob der wohl überhaupt bei der Sache war?
    »Hast du schon von dem neuen Begriff der Wohlstandsverwahrlosung gehört, mein angehendes Agrarprofessorlein?«, nahm ich ihn jetzt wieder ins Visier. »Ein kollektiver, körperlich-seelischer Verschleiß als Folge einer Überfütterung mit Zivilisationsgiften und einer Verwesung der sittlichen Normen der Gesellschaft!«
    »Ach ja, das würde ja das wachsende Interesse für Krimis erklären, deren Handlungsabläufe in Pathologie-Abteilungen abgewickelt werden«, entgegnete er jovial und kippte sich zur fünften Zigarette den vierten Espresso hinterher. »Eine kollektiv-seelische Manipulation der Menschen, wie sie in diesen Zeiten gnadenlos stattfindet, ist für mich noch weitaus gefährlicher«, resümierte er. »Unsere Wissenschaftler geben sich nicht mehr mit psychotherapeutischen Methoden zufrieden. Sie versuchen auch durch elektromagnetische Behandlung menschlicher Gehirne, durch Anwendung von synthetischen Enzymen und Einsatz von Drogen die seelischen und geistigen Eigenschaften der Menschen zu verändern und die Persönlichkeit umzufunktionieren. Doch eine praktizierende Christin, ein so frisches geistiges Wesen wie du, Marianne, deren Lebensrhythmus im Wechsel von entspannender Ruhe und befriedigender Schaffensfreude auf natürliche Weise stattfindet, wird es wohl in einer Gesellschaftsform, die nur dem Goldenen Kalb ihr ganzes Sinnen und Trachten opfert, nicht leicht haben?«

    Liebe Leser, diese Sorge meines Freundes um mich konnte ich an diesem Tag bei meinem gereiften Jahrgang nicht mit ihm teilen. Der Leichtigkeit des Seins waren in meinem Leben bestimmt nicht Tag für Tag die Türen geöffnet. Auch den Zeiten des Schmerzes und der Melancholie hatte ich bei Anklopfung immer Audienz gewährt. Seinen vorbestimmten Weg zu finden, ihn dann auch kompromisslos zu gehen, ist nicht immer leicht, macht es aber, bei kompromissloser Einlösung, leicht ums Herz herum. Im Hier und Heute bin ich wach und kritisch und übernehme die Verantwortung für mein Handeln und dessen Konsequenzen alleine. Die Welt nehme ich so, wie sie ist, und wünsche mir von dieser auch so angenommen zu werden, wie ich bin. Na ja, der verstiegene Professor meiner Geschichte brauchte schon schlucken. Lass ihn reden, lass sie forschen, einmal Vollmond und zurück. Der liebe Gott gibt den Menschen immer nur das neue Wissen preis, das sie als seine abgelegte Recycle-Ware wiederverwenden dürfen. Peu à popo.
    Ja, dieser Gedanke beruhigt und belustigt mich. Da finde ich eine versöhnliche Notiz meines ganzheitlichen medizinischen Lehrmeisters, die da lautet: »Ist deine Seele müde, dein Körper geschwächt und dein Energiefluss zum Kosmos abgebrochen, verwandelt sich ein getrunkener Nektar im Körper zu Gift. Ist deine Seele wach, dein Körper erstarkt und dein Energiefluss zum Kosmos im Fluss, verwandelt sich eingenommenes Gift zu Nektar.«

    Abflussreiniger »naturalmente«
    Der Kaminkehrer reinigt den Kamin, für das Abflussrohr ist, bevor es zu einem Super-Verstopfungsgau kommt, meistens die Hausfrau zuständig.
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