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Auf die Freundschaft!

Auf die Freundschaft!

Titel: Auf die Freundschaft!
Autoren: Annika Bühnemann
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vielleicht ist er dir also nicht aufgefallen. Ich schicke dir auch Bilder von seinem Chef, der ist auf der Internetseite auch zu sehen. Dann weißt du, wer sein Befürworter ist.“
    „Das wird der Spaß meines Lebens! Wir zerstören ihn ja nicht wirklich, oder?“
    „Nein, keine Sorge. Wir wollen ihm nur einen Denkzettel verpassen“, beruhigte ihn Hannah.
    Wir besprachen die letzten Details, ich gab ihm Kens Firmenadresse und Hannah legte auf.
    „Montag ist Zahltag“, sagte sie.
     
    ***
     
    Ronny berichtete uns nach dieser Aktion in allen Einzelheiten von seinem Auftritt und mir war, als sei ich direkt dabei gewesen:
     
    Ronny machte sich gleich am Montagvormittag auf in Kens Firma. Er wollte alle Klischees bedienen und hatte sich extra übertrieben bunt angezogen und lief mit schwingenden Hüften in das Gebäude.
    Er ging zur Rezeption und wurde freundlich empfangen.
    „Guten Tag, ich möchte gerne zu meinem Schatz. Ken Robinson.“
    Die Empfangsdame musste sich sehr zusammenreißen, ihre Verwunderung nicht zu offensichtlich zu zeigen.
    „Zweiter Stock, durch die Tür am rechten Ende des Raums.“
    „Danke sehr.“
    Ronny stieg in den Fahrstuhl und fuhr zur zweiten Etage. Er folgte der Beschreibung, die die Empfangsdame ihm gegeben hatte. Als er aus dem Fahrstuhl trat, befand er sich in dem Großraumbüro. Ken kam ihm gerade aus einem anderen Zimmer entgegen. Das läuft ja wie geschmiert , dachte er bei sich und rief laut: „Da bist du ja!“
    Mehrere Köpfe schnellten zu Ronny und Ken, der angewurzelt stehen blieb und Ronny mit einer Mischung aus Abscheu und Verwunderung anstarrte.
    „Meinen Sie mich?“
    Ronny lachte laut. „Ah, ich verstehe schon. Du hast es ihnen noch nicht gesagt.“
    „Wem habe ich was nicht gesagt?“
    An die Mitarbeiter gewandt sagte Ronny großspurig: „Er muss noch lernen, damit in der Öffentlichkeit umzugehen.“
    Verschmitzt lächelte er Ken an, der so verwirrt war, dass er nichts erwiderte.
    „Eigentlich wollte ich dich nur schnell etwas fragen.“ Ronny kramte in seiner Umhängetasche und holte einige Fetzen Papier hervor.
    „Hier, für unser Schlafzimmer, Schatz. Welche Tapete passt besser? Ich bin eher für die mintgrüne, aber irgendwie weiß ich nicht, ob das zur Bettwäsche passt.“
    „Wenn Sie nicht auf der Stelle dieses Unternehmen verlassen, dann…“
    „Ah, Ken, zu dir wollte ich gerade.“
    Ein Mann, den Ronny auf Mitte fünfzig schätzte, kam herbei und unterbrach ihr Gespräch. Dem Foto der Unternehmenswebseite nach zu urteilen war das Kens Chef Theo.
    „Theo, das ist gerade ein schlechter Zeitpunkt.“
    Ronny schaltete sofort.
    „Sind Sie der Vorgesetzte von Ken?“
    Theo nickte und Ronny gab ihm die Hand.
    „Ronny Meinhoff. Ich bin Kens Lebenspartner.“
    Theos Augen weiteten sich wissend.
    „Tatsächlich! Ich wusste gar nicht, dass er einen Partner hat. Ken hält sich ja sehr bedeckt, was sein Privatleben angeht.“
    „Ja, er ist sehr diskret“, lächelte Ronny und stupste Ken mit seinem Ellenbogen an. Ken sah stocksauer aus, aber vor Theo wollte er sich wohl keine Blöße geben. Bisher hatte ihm das Gerücht, schwul zu sein, berufliche Vorteile gebracht – und was seiner Karriere gut tat, hatte er noch nie gemieden.
    „Ronny wollte gerade gehen“, sagte Ken und schob Ronny ein Stück Richtung Fahrstuhl.
    „Das ist aber schade“, meinte Theo. „Ich hoffe doch, Sie kommen zum Sommerfest nächste Woche, Herr Meinhoff. Das ist immer eine sehr lustige Veranstaltung.“
    „Auf jeden Fall, danke! Ich komme sehr gerne mit.“
     
    Nachdem sich Theo von Ronny verabschiedet hatte, schubste Ken Ronny unsanft zum Fahrstuhl.
    „Wenn diese ganze Geschichte vorbei ist, werden Sie es noch bitter bereuen.“
    „Bis später, Schatz!“, trällerte Ronny und küsste Ken auf den Mund. Bevor Ken ihm Gewalt antun konnte, war Ronny in den Fahrstuhl gesprungen und winkte zum Abschied.
     
    ***
     
    Das Sommerfest fand nur wenige Tage später am Samstag statt und Hannah hatte es geschafft, Theo zu überreden, Karten für uns rausspringen zu lassen.
     
    Ich fuhr zusammen mit meinen Mädels in die große Veranstaltungshalle. Unter einem Sommerfest hatte ich mir eine große Wiese vorgestellt, auf der Würstchen verkauft wurden. Stattdessen waren wir in einem festlich geschmückten Pavillon. Es hätte mich nicht gewundert, gegrillten Hummer statt einer Bratwurst serviert zu bekommen bei diesem Ambiente. Die Versicherung musste gute Gewinne einfahren, wenn sie
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