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Auf den Hund gekommen

Auf den Hund gekommen

Titel: Auf den Hund gekommen
Autoren: James Herriot
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war ein Jack Russell mit den typischen ›Chippendale‹-Beinen und einem Stummelschwanz, den er inbrünstig hin und her peitschte. Im Auto hielt er niemals still; er spähte durch die Windschutzscheibe und schien alles in sich aufzunehmen. Dan, der schwarze Labrador, hatte ein gänzlich anderes Temperament: Er pflegte sich auf dem Beifahrersitz auszustrecken, mit dem Kopf auf meinem Knie, voller Zuversicht, daß ich beizeiten schon irgendwo im Moor oder in den Dales anhalten und ihnen Auslauf gewähren würde.
    Dan ziert den Umschlag meines Buches James Herriots Yorkshire*. Auf dem Bild ist er bereits ein alter Hund – man kann seine ergrauende Schnauze auf dem dunklen Hintergrund der Bäume ∗ in der Schneelandschaft erkennen. Er ist hinten bereits ein wenig eingeknickt, doch seine Augen fixieren unbeirrt – nicht mich, sondern das Stöckchen in meiner Hand. Sein ganzes Leben lang lief er mit einem Stock im Maul durch die Gegend, in zünftiger Retriever-Manier. Mit zunehmendem Alter wurden die Stöckchen kleiner, und als Dan einmal ohne Stock von einem Spaziergang zurückkehrte, wußte ich, daß seine Tage gezählt waren.
    ∗ Die deutsche Übersetzung dieses Buches liegt noch nicht vor (Anm. d. Verlages).
    Es heißt, mag ein Hund noch so viele wunderbare und glückliche Jahre leben, wir wissen, daß er uns eines Tages, am Tag seines Todes, das Herz brechen wird.
    Ich habe den Menschen immer geraten, nach dem Tod ihres Hundes so bald wie möglich einen Ersatz zu finden: Ein neuer, entzückender Welpe hilft ungemein, über die klaffende Leere hinwegzutrösten, die sich stets auftut, wenn ein geliebter Hund stirbt. Doch als Hector und Dan mich innerhalb eines Jahres nach einem langen, erfüllten Leben verließen, zögerte ich: Würde ich jemals einen Hund finden, der ihnen ebenbürtig wäre? Mit einem Hund spazierengehen konnte ich trotz allem, weil meine Tochter Rosie, die nebenan wohnte, einen bildhübschen gelben Labrador besaß. Sie war froh, wenn ich das Ausführen für sie übernahm.
    Doch das Auto war leer, wenn ich zu den Farmen oder zu Patienten in entlegenen Dörfern fuhr. Wenn ich ausstieg, um mich über einen Zaun zu lehnen und in ein Tal hinunterzuschauen, war da keiner, der mich dabei beobachtete und derweil an Heide- und Farnkraut schnüffelte. Und keiner, mit dem ich reden konnte – denn mögen unsere Konversationen auch ein wenig einseitig gewesen sein, meine Hunde haben sich an meinem Geplapper nie gestört!
    So entschloß ich mich also, einen langgehegten Traum zu erfüllen und einen Border Terrier anzuschaffen. Seit ich in Yorkshire lebte, hatte ich eine Schwäche für diese Rasse mit dem struppigen Gesicht, doch nie hatte es einen Wurf gegeben, wenn ich gerade nach einem neuen Hund suchte.
    Diesmal hatte ich jedoch das Glück, den letzten Welpen aus einem Wurf in Bedale zu ergattern, und so kam Bodie in die Herriot-Familie. Meine anderen Lieblinge werden es mir nicht übelnehmen, wenn ich behaupte, daß kein Hund mir je so viel Freude bereitet hat wie Bodie – der neben mir liegt, während ich diese Zeilen schreibe. Von dem Moment an, da ich hinunterlangte und den Welpen hochhob, der seinen kleinen Körper zusammenkringelte, um, wie es schien, seinen Schwanz mit der Nase anzustupsen, war ich rettungslos verloren.
    Er ist mir ein wunderbarer Gefährte gewesen, ganz besonders seit ich mich aus dem Berufsleben zurückgezogen und mehr Zeit zum Spazierengehen habe. Inzwischen ist er hochbetagt, und sein Fell ist eher weiß als braun; dies hat Vorteile, denn so kann ich ihn auch noch erkennen, wenn er im Herbstfarn umherstreift. In jüngeren Jahren hatte er beinahe dieselbe Farbe wie der rostrote Farn, und zuweilen war sein Standort lediglich durch das hohe Japsen auszumachen, das aus dem Unterholz drang. Dies bedeutete dann, daß er wieder mal einen Hasen jagte – und höchstwahrscheinlich wieder mal nicht erwischte. Trotzdem weiß ich, daß er diese Jagden ungemein genoß, denn wenn er zu mir zurückkehrte, hing ihm die Zunge jedesmal weit aus dem Maul, und er sah mich an, als wolle er sagen: »Naja, morgen ist auch noch ein Tag!«
    Nun ist er ein bißchen zu alt, um tatsächlich einen Hasen zu jagen, doch im Schlaf fiept er noch immer vor sich hin. Ich bin überzeugt, daß er ihnen im Traum weiterhin nachstellt.

1 - Tricki Woo, der Pekinese
     
    ALS DER HERBST IN DEN WINTER überging und auf den hohen Berggipfeln die ersten Schneestreifen erschienen, entdeckte ich, was für Beschwerlichkeiten
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