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Auf den Flügeln der Sehnsucht

Auf den Flügeln der Sehnsucht

Titel: Auf den Flügeln der Sehnsucht
Autoren: Stefanie Burgemeister
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ungeheure Kräfte, als sie sich von ihm losreißen wollte. Doch Werner war stärker.
       "Pass auf sie auf", schrie er Martin Baumann an. "Ich will versuchen, zu retten, was geht." Ohne auf Marions Protest zu achten zog er sein nasses Hemd aus und wickelte es sich um den rechten Arm. Dann kämpfte er sich durch die Flammen ins Innere der Scheune.
       Fast schon war Werner bereit, aufzugeben. Vor ihm tat sich eine einzige Feuerhölle auf. Er konnte seine Umgebung kaum mehr erkennen vor lauter Flammen und Rauch. Doch dann hörte er das Stöhnen. Es musste von der linken Seite kommen, das hatte er genau erkannt. Also war Frank noch am Leben.
       Hustend und schon fast erstickt kämpfte er sich Schritt für Schritt weiter. Eigentlich hatte er mit dem Leben schon abgeschlossen, als er endlich den Körper entdeckte, der sich jetzt mühsam aufgerappelt hatte und erschlafft an einem der Holztore hing, die die Pferdeboxen voneinander trennte.
       "Kannst du laufen, Frank!" schrie Werner den Verletzten an. "Wir müssen uns beeilen."
       Frank hustete verzweifelt. In seinem Kopf summte es und über sein Gesicht lief das Blut als ein dünner Faden. Er spürte, dass er über der Stirne eine ziemliche Wunde haben musste.
       "Stütz dich auf mich, Schwager", rief Werner und fasste den Mann unter. "Es ist nicht weit bis zur Tür. Streng dich an, wir schaffen es." Werner zweifelte am Wahrheitsgehalt seiner Worte, doch jetzt, da er Marions Bruder endlich gefunden hatte wollte er auch nicht aufgeben.
       Frank klammerte sich an den Mann, den er erst einmal aus der Ferne gesehen hatte. "Ich kann nimmer", sagte er hustend. "Geh allein, sonst ist es auch noch um dich geschehen."
       "Du gehst mit, sonst sterben wir beide", sagte Werner hart.
       "Das Feuer..."
       "Ich bin schon einmal durch, dann schaffen wir es gemeinsam auch ein zweites Mal." Werner schleifte den Verletzten mit letzter Kraft durch die Flammenhölle. Er hatte es noch nicht ganz geschafft, da merkte er, wie Frank in seinen Armen erschlaffte. Er hoffte, dass er nur das Bewusstsein verloren hatte, nicht das Leben.
       Im letzten Moment gelangten die beiden Männer ins Freie. Und jetzt war auch endlich die Sirene der Feuerwehr zu hören, die wenig später in den Hof einfuhr. Sofort rief einer der Feuerwehrleute einen Rettungswagen zu Hilfe, der auch wenig später eintraf.
       Vorsichtig wurde der Bewusstlose auf eine Trage gehoben und in den Wagen gebracht, wo er gleich die nötige Erstversorgung bekam. Auch Werner musste mit in die Klinik fahren, denn er hatte nicht nur eine tiefe Wunde an der linken Wange, die von einem herabstürzenden Balken herrührte, auch seine Rauchvergiftung musste behandelt werden.
       Marion und Martin Baumann fuhren mit Marions Auto dem Notarztwagen hinterher. Unterwegs erblickten sie Karl, der eben aus der Wirtschaft gerannt kam und ihnen wild gestikulierend zu verstehen gab, dass sie anhalten sollten.
       Marion hielt und rief ihm zu, dass es auf dem Hof brannte, und dass der Bauer und Frank verletzt seien. Er solle Lena benachrichtigen, so schnell er konnte, und Mila zur Alm bringen, die Lenas Aufgabe übernehmen musste. Die Bäuerin wurde jetzt im Tal gebraucht.
       Dann setzten sie ihre Fahrt zum Krankenhaus fort. Es goss in Strömen, und Marion war unendlich froh, dass sie diese furchtbare Nacht nicht allein durchstehen musste. Jetzt konnte sie ihren Bruder verstehen, der ihr in früheren Briefen immer vorgeschwärmt hatte, wie gütig und sympathisch der alte Bauer doch war. Nun merkte sie selbst, dass er nicht übertrieben hatte.
       "Reg dich nicht auf, M arion", versuchte der ältere Bauer sie zu beruhigen. "Ich weiß, dass alles gut gehen wird. Auf meine innere Stimme hab ich mich noch alleweil verlassen können. Hoffentlich kommt meine Tochter bald", fügte er zusammenhanglos hinzu.
       Über zwei Stunden verging en, in denen Marion und Martin schweigend in dem kleinen Wartezimmer saßen und in Gedanken bei den beiden Verletzten waren. Nur Martin sagte immer wieder: "Es wird schon alles gut ausgehen, ich weiß das, ich spür das."
       Einige Zeit später wurde leise die Tür geöffnet, es war schon gegen Mitternacht. Werner trat ein, ziemlich blass und mit einigen Pflastern im Gesicht, eines auf der Stirne und eines quer über die linke Wange. Doch er lächelte, obwohl auch sein linker Arm dick verbunden war.
       "Werner." Marion sprang auf und führte den Verletzten zu einem der Stühle. "Setz
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