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Auf dem Weg zu Jakob

Auf dem Weg zu Jakob

Titel: Auf dem Weg zu Jakob
Autoren: Karin Adams
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Pilger, der nach mir gekommen war, ist schon fertig mit seinem Fragebogen. Ich kann hier nicht ewig sitzen. Ich mache schnell auch noch ein Kreuz bei „Religion“, klammere es dann aber doch noch mal ein. Ich gebe meinen Bogen ab und erhalte meinen ersten Stempel in meinem Pilgerpass, der mich auch dazu berechtigt, vom gut ausgebauten Herbergsnetz Gebrauch zu machen.
     
    Als nächstes erkunde ich den Klosterkomplex aus grauem Gestein. Die Pilgerherberge sehe ich nur von außen. Sie ist relativ groß und macht, bis auf die Stallungen, einen soliden Eindruck. Wie viele Pilger im Laufe der Geschichte hier wohl schon genächtigt haben mögen? Roncesvalles war eine wichtige Pilgerstation, ein Meilenstein, denn hier durfte der Pilger einige Tage verweilen, erhielt Kost und Logis und bei Bedarf auch Krankenpflege. Finanziell wurde das Kloster nicht zuletzt auch dadurch unterstützt, dass etliche Pilger dem Kloster ihre Ländereien und andere Besitztümer vermacht hatten.
     
    Die Klosterkirche Real Colegiata stammt aus dem 13. Jh. und ist ein gutes Beispiel für Übergangsarchitektur von romanisch auf gotisch. Ich bewundere den mit kleinen Steinen gepflasterten Kreuzgang, dessen Wände mit Steinbögen verziert sind, deren Vertiefungen reichlich mit Moos bewachsen sind. Der Steinbrunnen in der Mitte verleiht dem Hof trotz der vielen anderen Besucher eine ruhige Atmosphäre.
    Und dann stehe ich vor einem Sarkophag, auf dem ein ziemlich großer Mann aus weißem Stein liegt. Das ist Sancho, genauer gesagt, Sancho VII, der von 1154 bis 1234 lebte. Was Karl dem Großen und dem armen Roland nicht auf Dauer gelungen war, hatte Sancho VII geschafft. 1212 vertrieb er die Mauren aus Pamplona endgültig, was dem körperlich großen König auch den Beinahmen „El Fuerte“ (der Starke) einbrachte. Nach seinem Sieg über die Mauren beschloss er, diese Kirche zu stiften, in der er jetzt zusammen mit Gattin Clemencia begraben liegt. Heute ist die Figur durch eine Kordel geschützt, aber Jahrhunderte lang muss es die Besucher gereizt haben, seine Nase zu berühren, denn sie ist abgewetzt und sieht ziemlich speckig und abgegrabbelt aus.
     
    Wenn ich noch in das Museum will, muss ich mich sputen, denn es schließt zur Siestazeit. Auf dem Weg dahin werfe ich noch schnell einen Blick in die romanisch-gotische Santiagokirche (12./13. Jh.). Aber es ist Sonntag und es wird gerade ein Gottesdienst abgehalten, den ich nicht stören möchte. Kaum bin ich jedoch wieder aus der Kirche, kommt auch schon die Gemeinde samt Pfarrer heraus. Der Pfarrer geht voran. Er trägt ein Megaphon, singt und predigt abwechselnd, jemand anders trägt ein silbernes Kreuz, das oben auf eine verzierte, silberne Stange montiert ist, und die Kirchengemeinde folgt, singend und betend. Es sind nicht viele Menschen, die an dieser kleinen, unspektakulären Prozession teilnehmen, hier lebt noch alte Kultur. Sie werden die Straße runter ins nächste Dorf ziehen, nach Burguete. Auch die Kinder in ihren traditionellen Trachten sind dabei.
     
    Im Museum fällt mir zuerst ein Wandteppich auf, der Pilger auf ihrem Weg nach Santiago darstellt. Nicht nur Schönheit von Stadt und Land werden gezeigt, sondern auch Gefahren, denen die Pilger ausgesetzt waren. Ein Brunnen deutet an, wie wichtig Wasser auf dem langen Weg war. Deshalb gehört auch zum früheren traditionellen Pilgeroutfit, das aus einem Capemantel, der sowohl vor Hitze als auch vor Kälte schützte, einem breitkrempigen Hut, der ebenfalls Schatten spendete oder dem Regen trotze, einem kleinen Lederbeutel für wenige persönliche Sachen, einem Wanderstab, als Abzeichen sowie als praktisches Gefäß zum Wasserschöpfen eine Jakobsmuschel und ein kleiner, ausgehöhlter Kürbis, der als Trinkflasche diente. Auch damals schon spielte Gewicht auf dieser langen Reise eine immense Rolle, und die Kürbisschale war ideal leicht. Der Durst war auf einer so langen Wanderung stets ein Problem. Eine andere Gefahr, vor der sich die Pilger auch heute noch fürchten, ist der Angriff wilder Hunde. Ich habe deswegen mein Pfefferspray stets griffbereit in der Lenkertasche. Die Pilger von damals verteidigten sich mit ihren langen Wanderstöcken.
    Ich fotografiere den schönen Wandteppich, kassiere dafür aber sofort eine Rüge. Fotografieren ist hier nicht erlaubt. Ich entschuldige mich, ich hatte das Hinweisschild am Eingang übersehen. In vielen Museen darf nicht oder zumindest nicht mit Blitz fotografiert werden. In diesem Museum ist
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