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Auf dem Weg nach Santiago

Auf dem Weg nach Santiago

Titel: Auf dem Weg nach Santiago
Autoren: Jean-Noel Pierre / Gurgand Barret
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die Wallfahrten bleiben weiterhin abzuleisten,
und nur noch neun Kinder sind am Leben. 26
    Es kommt vor, daß das Versprechen von
Erbe zu Erbe zwar weitergegeben, aber nie erfüllt wird. In diesem Fall kann man
versuchen, sich durch eine Ersatzleistung davon zu befreien. Als Herzog Franz
II. von Bretagne in solchem Sinne vorstellig wird, gewährt ihm 1476 Papst
Sixtus IV. die Erleichterung, sich einen Beichtvater zu wählen, der ihn dieses
Gelöbnisses entheben und ihm ein frommes Ersatzwerk angeben könne. 27 Papst Leo X. gestattet durch Breve vom 21. August 1517 dem Bischof von Basel,
alle Gläubigen, die der Erhebung des Leibes der heiligen Huna in der Kirche von
Hunaweier (Oberelsaß) beiwohnen, von Gelübden wie etwa von einer Wallfahrt nach
Compostela zu entbinden. 28
    Die Witwe von Jean Désangles aus
Vic-Fezensac, Gaillarde Mormes, legt am 25. Juli, dem Fest des heiligen
Jakobus, im Jubiläumsjahr 1417 testamentarisch fest, daß vierzehn französische
Goldgulden für eine Wallfahrt nach Compostela ausgegeben werden sollen; das Versprechen
muß in den kommenden zwei Jahren durch ihre Erben oder jemand von diesen
Bestimmten erfüllt werden. 29
    Raymond von Les Baux hat die
vorgesehene Reise nach Santiago nicht ausführen können; er bestimmt durch
Testament am 21. August 1367: »Die Wallfahrt werde durch eine gewissenhafte
Person gemacht, und es sollen während dieser Pilgerreise 200 Goldgulden an die
Armen ausgeteilt werden .« 30
    Zehn Livres vermacht am 10. Februar
1257 ein Bischof namens Zoen Tencarari einem armen Mann, der für ihn die Wallfahrt
übernimmt. 31 Am 1. März 1395 diktiert Pierre Dorenge, ein Kanonikus
aus Nantes: »Ich will und ordne an, [...] daß ein Armer in meinem Namen und auf
meine Kosten nach Santiago in Galicien wallfahre und dort einen Goldfranken als
Opferspende niederlege .« 32 Jean de
Thimongies aus Tournai erklärt am 24. September 1362 testamentarisch, er habe
gewünscht, »dem heiligen Herrn Jakob persönlich einen Besuch abzustatten, sein
Alter habe es ihm aber nicht erlaubt«. So will er, daß man an seiner Statt
einen oder mehrere berittene Pilger abordne und dazu soviel Geld aufwende, wie
er selber ausgegeben hätte. 33 Im Jahre 1414 betritt ein kretischer
Wallfahrer Compostela; er kommt im Auftrag von Seeleuten, die sich in
Lebensgefahr befunden hatten. Ein gewisser William Newland bittet 1425 Thomas
Brown, mit einer ihm in zwei Behältern hinterlassenen Geldsumme die Reise eines Mannes nach Rom und Jerusalem und eines
anderen nach Canterbury, und zwar barfuß, sowie eines dritten nach Santiago in
Galicien zu bezahlen. 34
    Natürlich sind solche Wallfahrten durch
Bevollmächtigung durchaus verständlich in bestimmten Verhinderungsfällen; sie
werden indes für Leute, die die Mittel besitzen, zu einer bequemen Art der
Frömmigkeit. Meisterin scheint in solcher Hinsicht die Gräfin Mahaut von Artois
gewesen zu sein:
    - Am 19. Februar 1312 befiehlt sie dem
Schatzmeister des Artois, Jean de Courcelles, neunzehn Livres und vier Sous
auszuzahlen; sie sind für zwei Pilger bestimmt, die sie nach Santiago sendet. 35
    - Unter den Ausgaben anläßlich des Begräbnisses
ihres ältesten Sohnes Robert (1317) werden die Kosten angeführt, die zwei
Pilger für die Fahrt nach Galicien benötigen. 36
    - Am 1. Mai 1321 bezeugt der
Schatzmeister der Kirche von Compostela, daß ein gewisser Yves Lebreton seine
Wallfahrt im Namen der Gräfin von Artois rechtmäßig erfüllt und ein Almosen von
vier Sous Sterling auf den Altar gelegt hat. 3 7
    - Am 17. März 1326 bescheinigt die
Vogtei von Paris Laurent le Vaillant, daß er die
Rechnung für eine Reise nach Galicien, wohin ihn die Gräfin schickt, bezahlt
hat. 38
    - Am 3. April 1327 erhält Galerin le
Boudenier neun Livres, um Madame Mahaut in Compostela zu vertreten, und
sechzehn Sous für ein Almosen in ihrem Namen. 39
    - Schwere Sorgen um ihre Gesundheit
drängen Mahaut im Jahre 1328, Jean le Bourguignon nach Santiago zu senden, um
für sie zu beten 40 — sie stirbt im Jahr darauf.
    Zuweilen beauftragen auch Pfarreien
oder Marktgemeinden Pilger zu einem Gang nach Compostela, etwa »wegen der
großen Dürre und des verbrannten Weizens« oder, wie die Stadt Perpignan im
Jahre 1482, »um das Erlöschen der Pest zu erflehen«; am 17. August entsendet
die Stadt nach einer Bußliturgie zwei Männer nach Galicien. Zweifellos mit
Erfolg, denn am 22. September 1561 schickt Perpignan noch einmal nach Santiago,
wobei man freilich einen Pilger
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