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Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde

Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde

Titel: Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde
Autoren: Loki Schmidt
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Umgebung geraucht wurde. Meinen Mann hat er einmal, als die beiden gemeinsam in einem Auto fuhren, gebeten: »Bitte rauchen Sie, Towarisch Kanzeller, ich rieche das so gern.«
    Hat der sowjetische Außenminister Andrej Gromyko, der zu Breschnews Begleitung gehörte und als besonders stur galt, zur allgemeinen Unterhaltung beigetragen?
    Ich glaube, bei uns hat er nicht viel geredet. Aber Gromyko, dieser Mensch, der immer ein so verkniffenes Gesicht machte, war einige Jahre später begeistert, als Helmut ihm von meinen Plänen erzählte, im Kaukasus zu botanisieren. Er war sehr angetan davon, dass ich dort nach seltenen Orchideenarten forschen wollte; etwas Ähnliches hatten Naturwissenschaftler dort schon vor dem Ersten Weltkrieg unternommen. Gromyko hat dann dafür gesorgt, dass ich 1984 die Kaukasusreise antreten konnte. Anschließend habe ich fürdie sowjetische Akademie der Wissenschaften eine Liste der Pflanzen angefertigt, die mir im Kaukasus besonders aufgefallen waren. Sicher hat bei meiner Reise geholfen, dass Gromyko mich von seinem Besuch in unserem Haus her kannte. Er wusste wohl auch, dass ich mich in Deutschland sehr für den Naturschutz eingesetzt habe.
    In Ihrem Haus wurde hart gearbeitet, als der französische Staatspräsident Giscard d’Estaing 1978 hier war und gemeinsam mit Ihrem Mann nebst wenigen Mitarbeitern am Esszimmertisch einen ersten Entwurf für eine europäische Währungseinheit erarbeitete. Haben Sie von den Geburtswehen des ECU etwas mitbekommen?
    Da habe ich nur viel Kaffee und etwas zu essen gebracht. Aber mir ist aufgefallen, wie sich die Herren im Eifer des Gefechts erst ihrer Jacken und dann der Krawatten entledigt haben.
    Später waren die Giscards auch privat bei Ihnen zu Gast, und einmal nächtigte er in einem Mansardenzimmer. Hatten Sie keine Sorge, dieses verwöhnte Ehepaar könnte sich etwas beengt fühlen?
    Nein. Die wussten ja, wie es bei uns zuging. Mir war zwar von einem Besuch bekannt, wie es bei ihnen zu Hause aussah, in ihrem kleinen Schlösschen in Südfrankreich. Aber ich habe gedacht, die beiden Männer kennen sich schon so lange und mögen einander, da wird es wohl wegen der Unterbringung keine Schwierigkeiten geben. Übrigens: Als Giscard und Helmut Anfang der siebziger Jahre beide Finanzminister ihrer Länder waren und Helmut nach Frankreich fuhr, hat der damalige Bundesbankpräsident Karl Klasen gesagt: »Es wäre für Europa so wichtig, wenn die beiden sich gut verstünden. Ich drück die Daumen.« Karl Klasen war dann später einer derjenigen, die besonders begeistert darüber waren, dass sich die beiden auf Anhieb so gut verstanden.
    Deshalb haben sich die Giscards bei Ihnen auch so wohlgefühlt.
    Und deshalb hatte ich auch keine Bedenken, sie in unserem Neue-Heimat-Haus unterzubringen. Es ist doch ein Beweis für großes gegenseitiges Vertrauen, wenn man jemanden bei sich zu Hause beherbergt.
    Sie haben an anderer Stelle über ein langes nächtliches Gespräch in Ihrem Haus mit dem spanischen Königspaar berichtet. Worüber haben Sie so ausdauernd gesprochen?
    Natürlich haben wir uns erst einmal über die Opernaufführung, die wir vorher gemeinsam gesehen hatten, unterhalten. Wenn man einen Schluck Alkohol getrunken hat und sich gut versteht, läuft die Unterhaltung ohnehin von allein. Wir haben auch viel gelacht, was für eine entspannte Begegnung spricht. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir tiefschürfende, hochpolitische Gespräche geführt hätten, dazu waren wir zu müde. Es war immerhin zwei Uhr, als sie gingen.
    Haben Juan Carlos und Sofia mitten in der Nacht, als sie zu ihrem Wagen gingen, mit den drei alten Damen gesprochen, die viele Stunden vor Ihrer Tür gewartet hatten, weil sie einmal einen König sehen wollten?
    Die Damen haben zuerst neben dem Auto des Königspaars gestanden, und dann hat eine Nachbarin sie mit Stühlen versorgt und ihnen auch heißen Kaffee gebracht, weil sie nicht von der Stelle wichen. Sofia hat mir zugeflüstert: »Die Damen sind sicherlich enttäuscht, dass ich keine Krone aufhabe.«
    Hat sie den Frauen die Hand gegeben?
    Ja. Die drei Angesprochenen waren hingerissen und konnten kaum etwas sagen. Sie hatten zuvor auch schon geklatscht, als Juan Carlos und Sofia aus unserem Haus gekommen waren.
    Wenn Sie am Brahmsee waren, wurden Sie auch öfter von Politikern besucht.
    Während der Regierungszeit meines Mannes waren alle Kabinettsmitglieder am Brahmsee. Damals war unser Haus noch kleiner als heute. Essen aus
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