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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)
Autoren: Karen McQuestion
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etwas Entscheidendes bewirken.
    Jazzy packte alles, was sie vielleicht brauchen würde, in ihre große Tasche, verließ die Wohnung und schloss hinter sich ab. Dylan hatte das Auto, selbst fahren konnte sie also nicht, aber sie machte sich keine Sorgen. Alles würde sich von selbst ergeben.
    Sie marschierte die Straße entlang und blieb absichtlich an der Bushaltestelle stehen, falls das der Plan war, aber etwas in ihrem Inneren forderte sie auf weiterzugehen. Eine Viertelstunde später hielt ihre Nachbarin Greta neben ihr am Straßenrand und rief: »Hi, Jazzy, soll ich dich mitnehmen?« Greta lebte in der Nachbarwohnung und war nach Jazzys Überzeugung einer der besten Menschen der Welt. Sie
nicht
zu mögen war praktisch unmöglich, zumindest für jeden, der nicht wirklich böse war oder so. Wie sich herausstellte, war Greta auf dem Weg zur Volkshochschule, um einen Strickkurs zu besuchen. Etwas an dem Wort ›Volkshochschule‹ kam Jazzy richtig vor, oder besser, kam der Stimme in ihrem Kopf richtig vor. Sie erklärte Greta, dass sie tatsächlich ebenfalls auf dem Weg zur Volkshochschule sei und nur zu gerne mitfahren würde.
    »Was für ein Zufall«, meinte Greta lächelnd.
    Jazzy stieg mit dem Gefühl ein, dass sie nun eindeutig auf dem richtigen Weg war.
    »Was für ein wunderbares Wetter wir haben«, sagte Greta, als sie losfuhr. »Endlich bekommen wir den Regen, den wir brauchen. Ich mag es, wie die Luft sich nach einem kräftigen Schauer anfühlt.«
    Jazzy hörte höflich zu und blickte aus dem Fenster, während Gebäude und Verkehrsschilder vorbeisausten. Was für ein Glück, dass Greta vorbeigekommen war. Obwohl, Jazzy wusste natürlich, dass es kein Glück war: Es sollte so sein.
    Wenn die Dinge sich wie üblich entwickelten, würde Jazzy nach ihrer Ankunft in der Volkshochschule zu der einen Person geführt werden, die etwas brauchte, was nur Jazzy ihr geben konnte, und sie würden irgendwie in Kontakt miteinander kommen. So lief es immer; es machte keinen Sinn, zu viel darüber nachzudenken. Jetzt war sie erst einmal zufrieden damit, aus dem Fenster zu schauen und sich Gretas aufgeregten Bericht über das Strickgarn und die Stricknadeln anzuhören, die sie kürzlich gekauft hatte. Alpakawolle sei unglaublich weich, erzählte Greta, und sie habe eine ganze Wagenladung davon erstanden, weil sie dieses Jahr all ihre Weihnachtsgeschenke stricken werde.
    Jazzy hatte das Gefühl, dass in ihrer Zukunft ein neuer Schal auf sie wartete. Bei diesem Gedanken musste sie lächeln.
    In der Volkshochschule fragte Greta Jazzy, ob sie sie auch auf dem Heimweg mitnehmen solle. »Nein, ich komme schon heim, danke«, antwortete Jazzy und sie trennten sich. Sie wanderte durch die Korridore und streckte ihre Fühler nach Menschen aus, wie jemand mit der Wünschelrute nach Wasser suchen würde. Sie war ganz auf ihre Intuition konzentriert. Wenn sie einfach ihre Gedanken zum Schweigen brachte und abwartete, würde etwas plötzlich an ihr zupfen und sie in die richtige Richtung lenken.
    Sie wanderte noch ein bisschen herum und blieb stehen, um sich ein Schwarzes Brett anzusehen. In der Volkshochschule gab es eine eindrucksvolle Auswahl an Kursen. Kochen, Basteln, Yoga, Schreiben – die Liste hörte gar nicht mehr auf. Und günstig war es auch. Die meisten Kurse kosteten nur zwanzig oder dreißig Dollar. Ob sie sich wohl irgendwann für einen anmelden sollte? Kochunterricht würde vielleicht Spaß machen. Und nützlich wäre es noch dazu.
    Um halb ging eine Tür auf und eine Schar Frauen mittleren Alters strömte aus einem Kurs. Sie hörte, wie einige fröhlich »Adios!« riefen, und nahm an, dass es sich um einen Auffrischungskurs in Spanisch handelte. Jazzy stellte sich mit dem Rücken an die Wand, um nicht im Weg zu sein, und eine der Frauen, ein großmütterlicher Typ mit weißen Locken, lächelte sie im Vorbeigehen an.
    Jazzy wartete ein paar Minuten, ging dann zur geöffneten Tür und sah, dass die Spanischlehrerin, eine hübsche junge Frau mit dunklem Haar, ihre Sachen zum Aufbruch zusammenpackte. Als sie Jazzy erblickte, rief sie: »Hola!«
    »Hola«, antwortete Jazzy. Gerade eben hatte sie sich noch gefragt, ob dies die Frau war, zu der sie Kontakt aufnehmen sollte, aber die war es nicht. Eindeutig nicht. Sie entfernte sich, bevor noch mehr Spanisch von ihr verlangt wurde. Am Ende des Korridors stieß sie auf einen Lift neben einer Treppe. Jetzt erwachte ihr Radar richtig zum Leben, und sie folgte ihrer Intuition und
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