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Auf dem Holzweg durchs Universum: Warum sich die Physik verlaufen hat (German Edition)

Auf dem Holzweg durchs Universum: Warum sich die Physik verlaufen hat (German Edition)

Titel: Auf dem Holzweg durchs Universum: Warum sich die Physik verlaufen hat (German Edition)
Autoren: Alexander Unzicker
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Galaxis, Kern und Kosmos in einem Zickzack der Größenordnungen, folgen jedoch der Wissenschaftsgeschichte vom Bekannten zum Unbekannten, vom gesicherten Wissen zum Spekulativen.
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    Aufrichtig zu sein, kann ich versprechen, unparteiisch zu sein, aber nicht. – Johann Wolfgang von Goethe
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    Wichtig war mir, im ersten Abschnitt auch philosophische und historische Erfahrungen zu berücksichtigen sowie Effekte der Soziologie und Psychologie zu beleuchten, die an der neueren Entwicklung der Physik einen Anteil zu haben scheinen.
    Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.
    München, im Sommer 2012
    Alexander Unzicker

TEIL 1:
DER PATIENT PHYSIK
ERNSTE SYMPTOME: DER AKTUELLE WISSENSCHAFTSBETRIEB
    Nach allem, was man liest, ist Physik eine Erfolgsgeschichte. Immer tiefer dringen wir in die Geheimnisse der Natur, enträtseln die Struktur der Elementarteilchen, blicken mit Hilfe gigantischer Teilchenbeschleuniger zurück bis zum Urknall, lösen fundamentale Fragen der Schöpfung – fast jede Woche. Wie diese Erkenntnisse detailliert aufgearbeitet werden, muss also höchst spannend sein – werfen wir also zum Beispiel einen Blick in die angesehene Zeitschrift Physical Review , deren Band D „Particles, fields, gravitation and cosmology“ ausschließlich fundamentalen Fragen gewidmet ist. Sie erscheint seit geraumer Zeit vierzehntäglich in einem über tausend Seiten starken Heft – eine ziemliche Herausforderung sogar für die Buchbinder. Nehmen wir an, lieber Leser, Sie interessieren sich für die grundlegenden Fragen der Physik und wollen sich auf dem Laufenden halten. Dann könnten Sie sechzehn Stunden am Tag nichts anderes mehr tun, als diese neuesten Ergebnisse zu studieren – vorausgesetzt, Sie verfügen über eine außergewöhnliche Auffassungsgabe, die es Ihnen erlaubt, in einer Viertelstunde die durchschnittlich zwanzig Formeln pro Seite nachzuvollziehen. Zeit für eigenes Denken ist dabei nicht eingerechnet.
DIE SCHWEREN FÄLLE
    Diese Ausuferung der aktuellen Forschung könnte uns schon zu denken geben, noch mehr irritiert jedoch oft ihr Inhalt. Schlagen wir eines dieser lexikonschweren Hefte auf, finden wir Überschriften wie „Leptogenese in B-L geeichter Supersymmetrie mit dem minimal-supersymmetrischen Standardmodell-Higgs-Sektor“ oder „Vielfeld-Galileons und Branen in höheren Co-Dimensionen“. Von was genau ist hier die Rede?
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    Ihre Sprache ist so rätselhaft und esoterisch wie die der literarischen Dekonstruktionisten. – David Lindley, Wissenschaftshistoriker
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    Mit welchen Naturerscheinungen kann man obige Begriffe in Verbindung bringen? Leider ist dies nicht allein ein Problem unverständlicher Fremdwörter. Denn die Theoretische Physik, insbesondere die sogenannte Stringtheorie, hat sich in den letzten Jahrzehnten in befremdlicher Weise von der Realität abgekoppelt, [1] was auch nicht wenige Wissenschaftler beunruhigt. Aber lesen Sie selbst:
    „Im Entkopplungs-Limit reduziert sich das Dvali-Gabagadze-Porrati-Modell auf ein skalares Feld Pi, das unter anderem eine spezifische kubische Selbstwechselwirkung besitzt – den Galileo-Term. Diesen Term und seine Verallgemeinerungen vierten und fünften Grades kann man sich als Resultat einer Probe-3-Bran in einem 5-dimensionalen Raum vorstellen, mit Lovelock-Termen auf der Bran und im Raum. Wir untersuchen die Vielfelder-Verallgemeinerungen des Galileons und weiten diese Probebran-Ansicht auf höhere Co-Dimensionen aus …“
    Wie fühlen Sie sich hierbei als Leser? Physik war eben schon immer schwer, oder? Ich darf Sie aber ermutigen: Das erwähnte ‚Modell‘ ist einer jener mit belanglosen Namen verzierten Ansätze der Stringtheorie, die durch kein Experiment überprüft werden können. Und entsprechend überflüssig sind auch Ideen, die diese Konstruktionen in nicht beobachtbaren Dimensionen weiterspinnen.
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    Aussagen der Wissenschaftler über die Theorie klingen beunruhigend stark wie jene Gedanken, die uns aufstehen lassen, wenn ein Fremder auf der Parkbank sie äußert. – Bill Bryson, Wissenschaftsautor
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    Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass ein neu erfundenes Teilchen ausgerechnet nach Galileo Galilei benannt wird, der vor über vierhundert Jahren der beobachtenden Wissenschaft zum Durchbruch verholfen hat. Da fühlt man sich schon an die Zweifel des streitbaren Gelehrten aus Pisa erinnert, „dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand begabt hat, von uns verlangt, dass wir auf ihren
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