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Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Titel: Auch unter Kuehen gibt es Zicken
Autoren: Karin Michalke
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löffeln. Mit einem Messer dünne Fäden/Batzerl ins kochende Wasser schaben. Nicht alles auf einmal. Nur die eine Teigportion. Es kocht auf, die Spätzle schwimmen oben, abschöpfen.
    Rüber in die Pfanne. Schwenken. (Man wirft die Pfanne dabei nicht hoch, sondern schiebt sie von sich weg und zieht sie mit einer schnellen Schlaufenbewegung wieder zu sich zurück. Schwupp – gewendet).
    Nächste Portion Spätzle machen.
    Okay, das geht auch nacheinander. Zuerst alle Spätzle kochen, und dann alle miteinander in die Pfanne(n) mit den angerösteten Zwiebeln. Parallel macht der Rosi einfach mehr Spaß. Mir auch.
    Auf keinen Fall spart man mit Butter. Butter gibt’s auf der Alm in rauen Mengen.
    Also viel Butter, Zwiebeln, anbraten, Spätzle drauf, und noch mal Butter.
    Und dann den Käse.
    »Kaas konnst aa oan nehma, wo jetz’ ned so toll wor’n is. Der verkocht si.«
    Ja, davon habe ich eine schöne Auswahl: ein Frisbee, ein Datschi, ein hoher Turm mit kleinen Löchern wie ein Schwamm, zwei ziemlich schmierig weiche und ein paar feste, schöne, trockene. Sie sind annähernd perfekt. Jeder für sich, denn es sind lauter Einzelstücke.
    Ich nehme den hohen Turm.
    In Würfel schneiden und nach und nach zu den Spätzle kippen. Immer weiter schwenken. Wenn das nicht mehr geht, rühren. Pfeffern. Und nach Geschmack noch salzen, Kaasspatz’n sollten nicht fad schmecken.
    Ein paar Streifen Käse obendrauf. Für 10 Minuten ins Backrohr.
    Schnittlauch drauf.
    Ein paar Gabeln auf den Tisch legen. Pfanne(n) hinstellen. Fertig.
    Ah! Wir verputzen sogar noch die letzten Brösel. Der Franz-Opa erzählt Geschichten von früher. Als er selber noch auf der Alm heroben war. Schön ist das, mittendrin zu sitzen, wenn die anderen alle reden. Einfach dahocken, über die Alm schauen, vollgefressen, ein Bier trinken und froh sein, dass endlich Sommer ist.

    Es ist ein wunderschöner Sonntag.
    Die sind selten in diesem Sommer.
    Fiona steht mit einem Teller voll Zwetschgendatschi auf meiner Terrasse. Die Zwetschgen hat sie von ihrer Bäurin.
    Ich hab noch eine Flasche Prosecco im Keller. Zur Feier des Tages werden wir ein Molkefußbad machen. Prosecco trinken und faul auf der Hausbank rumliegen. Und Zwetschgendatschi essen!
    Ich hol zwei Blechschüsseln, stelle sie nebeneinander vor die Hausbank und gieße heißes Wasser hinein. Dann schütt ich die Molke drauf. Extra aufbewahrt vom letzten Käse.
    Fiona rumort in meiner Hütte herum.
    »Kommst du z’recht?«, frage ich sie. Etwas scheppert. Ich hör sie kichern. Irgendein Problem hat sie mit dem Proseccokorken. »Hast du Hollersirup?«, fragt sie.
    »Aufm Schrank!«
    »Eiswürfel?«
    »Oh, müsst ich noch schnell machen.«
    »Ja, mach mal.«
    Ich blinzle. Die Sonne brennt die Hüttenwand auf. Ich hör’s auf meiner Haut brutzeln.
    Wenn wir länger hier sitzen wollen, wird uns der Hitzschlag treffen.
    Ich tappe barfuß in den Speicher rauf und hol mein Sonnensegel: Ein Bettbezug, drei Stricke und ein dürrer Ast, den ich am Geländer festbinde wie einen Schiffsmast.
    Mein Blick fällt auf die kurz gemähte Almgartenwiese. Weiter, hinaus ins Tal, bis hinein ins Chiemgau. Ich kenn den Blick auswendig. Ich werd ihn mit nach Hause nehmen, für Dezemberregentage. In der Hütte scheppert ein Teller. Und dann hör ich das Schmatzen eines gierigen Hundemauls.
    »Keinen Kuchen für die Nika!«, schimpfe ich.
    »Jaaa! Fang schon mal an.«
    Meine Füße machen leise platsch. Milchig weiß und cremeduftende Schönheitskur. Ein kluger Mann hat mir mal gesagt: »Du musst deine Füße besser pflegen. Die tragen dich den ganzen Tag rum.«
    Ich creme sie ein seitdem. Und ab jetzt mach ich auch noch Molkefußbäder.
    »Ist die Gitti aus ihren Flitterwochen schon wieder daheim?«, schreit Fiona aus der Hütte raus.
    »Ja, seit Dienstag.«
    »Und wann tauscht ihr wieder?«
    »Nächsten Sonntag.«
    Sieben Tage noch. Ganz schön kurz, so ein halber Som-mer …
    »Freust du dich schon auf daheim?« Fiona klimpert im Küchenschrank herum, auf der Suche nach Gläsern.
    Ich lächle und sage. »Schau ma mal.« Vielleicht wird’s ein heller, warmer Altweibersommer. Mit ein paar Bergtouren. Und Septembernachmittagen im Strandbad ...
    Das Tal. Das war ganz schön weit weg. Alm ist irgendwie sicherer. Auf der Alm erwartet niemand vernünftige zusammenhängende Antworten am Fließband. Niemand huptmich an, wenn ich nicht schnell genug links abbiege. Niemand will mir DSL-Anschlüsse verkaufen, die ich nicht haben
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