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Auch Engel Moegens Heiss

Auch Engel Moegens Heiss

Titel: Auch Engel Moegens Heiss
Autoren: Linda Howard
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warnen?«
    »Das würde ich nicht tun. Wenn wir ruhig abwarten, bis
sich die Wolken verzogen haben, erfährt er möglicherweise gar nichts von alldem. Wir regeln das mit der russischen Lieferung, dann ist er glücklich.«
    »Scheiße, die Lieferung habe ich völlig vergessen.«
    »Kein Problem. Ich habe alles veranlasst«, sagte Sykes und unterbrach die Verbindung.
    Ein einziges Desaster, dachte er. Die Frau des Bürgermeisters kannte seinen und Mitchells Namen. Wenn Russo als Bulle nur halb so gut war, wie Nolan glaubte, dann hatte er Mrs. Nolan bereits vernommen und war gerade dabei, ihre Aussage zu überprüfen. Mitchells Leiche war zwar nicht in seinem Bezirk gefunden worden, aber schließlich standen überall diese Scheißcomputer rum, Russo brauchte also nur zu suchen, und hoppla, schon würde er einen Toten namens Mitchell finden. Dann würde die Sache wirklich hochkochen, und alle würden sich fragen, was ein Toter namens Mitchell wohl mit Daisy Minor zu tun hatte. Darum würden sie ihr sein Foto vorlegen, und mit etwas Pech würde sie sich erinnern, wo sie ihn schon mal gesehen hatte - und an die drei Männer, die ihn begleitet hatten.
    Manchmal blieb einem nichts anderes übrig, als die Verluste zu kappen und den Schaden einzugrenzen. Zum Beispiel jetzt.
    Sykes wog seine Möglichkeiten ab. Er konnte verduften; er hatte sich schon längst eine zweite Identität aufgebaut. Aber seine zweite Identität hatte er immer für einen Notfall zurückhalten wollen, bei dem es um Leben und Tod ging. So weit waren sie hier noch nicht. Er würde einfahren müssen, auf zirka ein Jahr oder so ins Staatsgefängnis, aber unter Umständen nicht mal so lange. Schließlich hatte nicht er das Messer in der Hand gehalten; man konnte ihn wegen Beihilfe zu einer Straftat, Strafvereitelung und solchem Kram verurteilen, aber nicht wegen Mord.
    Außerdem konnte er eine mächtige Waffe zum Einsatz bringen: Informationen. Informationen regierten die Welt und lie ßen Staatsanwälte weich werden.

    Temple Nolan traute er keinen Zentimeter weit; der Typ würde schon beim ersten Pikser zu plaudern anfangen. Schon in wenigen Stunden würde man nach Glenn Sykes fahnden.
    Aber nicht, wenn er vorher plauderte.
    Ganz ruhig, wie es seine Art war, fuhr Sykes zur Polizeistation von Hillsboro. Für die Polizeistation einer verschlafenen Kleinstadt herrschte hier verdammt viel Betrieb; auf dem Parkplatz standen haufenweise Autos. Sobald er durch die automatische Glastür marschiert war, fielen ihm die Streifenbeamten auf, die in Grüppchen herumstanden und sich leise unterhielten, und er spürte die in der Luft liegende Spannung. Streifenbeamte hatten eigentlich die Aufgabe, im Streifenwagen Streife zu fahren, deshalb handelte es sich bei diesen Typen wahrscheinlich um die erste Schicht, die sich nicht nach Hause trollen wollte. Wieder ein bezeichnendes Detail.
    Mit offenen, sichtbar leeren Händen trat er an die Theke. »Ich möchte mit Chief Russo sprechen«, sagte er zu dem Polizisten dahinter.
    »Der Chief hat zu tun. Was kann ich für Sie tun?«
    Sykes sah nach links in einen langen Korridor. Sein Blick fiel auf eine hübsche, nervöse Frau, die aus der Hand eines Beamten in Zivil, wahrscheinlich einem Kriminalpolizisten, einen Becher Kaffee entgegennahm. Weil er es sich zur Aufgabe gemacht hatte, möglichst viel über Temple Nolan in Erfahrung zu bringen, erkannte er Mrs. Nolan auf den ersten Blick. Sie wirkte kein bisschen betrunken; so viel zu Nolans Theorie.
    Er wandte sich wieder an den Polizisten hinter der Theke. »Ich bin Glenn Sykes. Ich tippe mal, ihr sucht nach mir.«

25
    Von allen Dingen, mit denen Jack nie im Leben gerechnet hätte, war das Zweitunwahrscheinlichste, dass Glenn Sykes in die Polizeistation kommen, seinen Namen nennen und um ein Gespräch mit ihm bitten würde. Das Allerunwahrscheinlichste war die Reaktion, die er jedes Mal spürte, wenn er in Miss Daisys Nähe kam, aber allmählich lernte er damit zu leben. Außerdem begann er zu glauben, dass überhaupt nichts unmöglich war.
    Sykes war durchschnittlich groß, ein wenig untersetzt und ordentlich gekleidet. Sein sandfarbenes Haar war kurz und korrekt geschnitten; er war glatt rasiert, hatte saubere, gefeilte Fingernägel und trug ein gebügeltes Hemd. Er sah keineswegs aus wie ein bezahlter Killer, aber andererseits hatte auch der berüchtigte Frauenmörder Ted Bundy nicht wie ein Monster ausgesehen. Kriminelle gab es in allen Größen, Formen, Farben, in Lumpen und
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