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Auch Dicke haben Hunger (German Edition)

Auch Dicke haben Hunger (German Edition)

Titel: Auch Dicke haben Hunger (German Edition)
Autoren: Uschi Stenger
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abzunehmen, aber das geht eben nicht von Heute auf
Morgen." Inge war   den Tränen nahe.
    "Ich verzieh mich, hier wird es ungemütlich",
meinte Florian und seine Geschwister schlossen sich ihm schnellstens an.
    "Für dich zählt doch nur die Figur. Du behandelst
mich wie den letzten Putzlumpen. Kein Wunder, dass die Kinder immer weniger
Respekt vor mir haben. Nie sagst du mir mal was Nettes. Immer nörgelst du an
mir herum. Du liebst mich einfach nicht mehr." Inge zerfloss in
Selbstmitleid. Sie sehnte sich danach, dass Peter sie in die Arme nehmen und
beteuern würde, dass er sie immer noch liebe. Aber nichts dergleichen geschah.
Gelangweilt verkroch sich ihr holder Göttergatte hinter der Zeitung und tat als
hätte er ihren Frust nicht mitbekommen.
    Geräuschvoll räumte Inge das Geschirr in die Küche und
ließ dort ihren Dampf ab. Sie war zornig und traurig zugleich. Warum konnte
Peter ihr die ersehnte Liebe und Geborgenheit nicht geben. Vor lauter Gram
hätte sie sich am liebsten über den restlichen Gewürzkuchen hergemacht. Aber
nein, sie musste sich endlich zusammenreißen. Diese Frustfresserei musste ein
Ende haben. Ihr Geburtstag war in acht Wochen und bis dahin wollte sie zehn
Kilo abgenommen haben. Leider fielen ihr gerade jetzt die köstlichsten
Leckereien ein und das Wasser lief ihr im Mund zusammen. Visionen von
glibberigen Süßkram und deftiger, fetter Wurst verfolgten sie. Um diesen
verlockenden Gedanken zu entfliehen, beschloss sie, wie immer am Anfang einer
Diät, einen Schönheitsabend einzulegen.
    Um vorzubeugen, dass niemand sie bei ihrem Ritual stören
würde, schaute Inge zuerst nach ihrer Mannschaft. Keine Sturmböen in Sicht, die
Kinder lagen friedlich vor dem Fernseher und Mutter war nicht gefragt. Bevor
irgendjemand Anspruch auf das Badezimmer erheben konnte, huschte sie hinein.
Zuerst wusch sie ihre Haare mit dem teuren Aloe-Vera-Shampoon und danach trug
sie die dazugehörige Haarkur auf. Während diese einwirkte, zupfte sie sich
einige lästige Augenbrauen aus. Nach dieser schmerzhaften Prozedur legte Inge
eine reinigende Gesichtsmaske aus Mandelkleie auf. "Eigentlich habe ich
eine reine und glatte Haut.“ Sie verrieb den Matsch zufrieden im Gesicht.
"Wenn ich da an Elli und Verena denke, die haben schon richtige
Krähenfüße.“ Voll Wohlgefallen betrachte Inge ihre Haare im Spiegel: „Mit
meinem kräftigen, braunen Haar kann ich echt zufrieden sein. Ulla hat die reinsten
Sauerkrautlocken gegen mich." Inges Selbstbewusstsein puschte in die Höhe.
Schließlich gab es auch an ihr einiges Positive zu entdecken. „Aber meine
Freundinnen sind dafür viel schlanker als ich“, holte die Realität sie wieder
ein. Seufzend und ein klein wenig neidisch auf die schlanken Freundinnen,
bürstete sie ihren fülligen Körper mit einem Luffa-Handschuh und machte
Gymnastikübungen, welche die Brust festigen sollten. Nachdem sie die Maske
entfernt und die Packung ausgespült hatte, ließ sie die Wanne volllaufen. Sie
streute Badesalz ins Wasser und schnupperte entzückt:: "Ah, ich liebe
dieses Wacholderbad. Es riecht genauso, wie früher diese dicken Kaugummis
geschmeckt haben." Sie freute sich wie ein kleines Kind und ließ sich
wonnig in die Fluten gleiten. "Oh, das tut gut. Es geht nichts über ein
heißes Bad." Kaum hatte sie sich genüßlich in der Wanne ausgebreitet und
mit ihren Entspannungsübungen begonnen, da bollerte es an die Tür. "Mama,
mach auf, ich muss aufs Klo!", brüllte Felix ihr Jüngster.
    "Wir haben drei Toiletten im Haus. Ausgerechnet hier
willst du gehen", plärrte Inge zurück.
    "Sabine duscht schon fast eine halbe Stunde und
lässt mich nicht rein."
    "Dann beweg dich die Treppe runter und geh aufs
Gästeklo, ich mache jedenfalls nicht auf, ich liege in der Wanne."
    An der Ruhe, die folgte, entnahm Inge, dass ihr Jüngster
den weiten Weg bis ins Erdgeschoss auf sich genommen hatte. "Nun kann ich
mit meiner Entspannung wieder von vorne anfangen. Hoffentlich kommt nicht
wieder einer daher gelatscht." Doch keine Minute war vergangen, als es
erneut an die Tür pochte.
      "Bist du
ertrunken?", feixte Peter "oder lebst du noch. Lass mich mal rein,
ich will mir die Zähne putzen, ich geh heut früh ins Bett. Du weißt doch, dass
ich morgen nach Salzburg muss."
    Widerwillig glitt Inge aus dem Bad und machte ihrem Mann
auf.
    "Na, du lässt es dir aber gut gehen. Weißt du
eigentlich, was so ein Wannenbad kostet? Nicht zu denken an die Wasser- und
Energiemengen, die du
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