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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500
Autoren: Hans Dominik
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Fernbleiben vom Werk zur Genüge.
    Doch was für einen Grund hatten sie, sich gerade Clayton zu greifen? Irgendwelcher technischen Geheimnisse wegen? Chelmesford konnte bei dem Gedanken ein bitteres Lächeln nicht unterdrücken. Technische Geheimnisse gab es im Augenblick bei der United nicht.
    Schon wollte er das Gespräch beendigen, als eine neue Nachricht ihn veranlaßte weiterzuhören. Man hatte in der Sicherheitsabteilung inzwischen den Nachtrapport des Werkes durchgesehen und war dabei auf eine Meldung des Pförtners gestoßen, die wichtig genug schien, um an den Präsidenten weitergegeben zu werden. Gegen vier Uhr morgens war Direktor Clayton in Begleitung Dr. Wandels im Werk erschienen, hatte sich etwa eine halbe Stunde darin aufgehalten und war dann sofort wieder weitergefahren.
    Chelmesford ließ den Nachtpförtner aus dem Bett holen, um ihn selber zu vernehmen. Er stellte ein regelrechtes Kreuzverhör mit ihm an, aber der Mann blieb bei seiner ersten Aussage. Die beiden Herren waren im besten Einvernehmen angekommen und auch ebenso wieder weggefahren. Das sah nicht nach einer Entführung aus, und weniger denn je wußte der Präsident jetzt, was er aus der ganzen Sache machen sollte.
    Im Augenblick blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten. Wenn Clayton in seiner Bewegungsfreiheit nicht beschränkt war - nach den Aussagen des Pförtners mußte der Präsident das annehmen —, dann würde er sicherlich im Laufe des Tages in das Werk kommen oder zum mindesten ein Lebenszeichen von sich geben. Vorläufig mußte man mit der Tatsache rechnen, daß er nicht da war, und das bedeutete für Chelmesford, daß er sich nicht nur mit seiner eigenen, sondern auch noch mit der Post Claytons befassen und wenigstens die wichtigsten Stücke daraus erledigen mußte.
    Etwa eine halbe Stunde hindurch arbeitete er an den Postmappen und schrieb seine Entscheidungen und Anweisungen in Form kurzer Randnotizen auf die einzelnen Briefe. Endlich war er damit durch und schob die letzte Mappe beiseite. Doch sobald ihn die Arbeit nicht mehr ablenkte, kehrten seine Gedanken zwangsläufig zum Fall Clayton zurück. Grübelnd saß er eine Weile da, dann griff er zum Telephon und rief wieder den Sicherheitsdienst an. Er wünschte genau zu wissen, was Smith in der vergangenen Nacht gefunkt hatte, und ließ sich die Depeschen in sein Zimmer kommen.
    Langsam ließ er die Blätter durch die Finger gleiten, las sorgsam Wort für Wort und stutzte, als er auf eine besondere Stelle stieß. Smith hatte ja in seiner Erregung die Sätze so in die Morsetaste gehauen, wie sie ihm in den Sinn kamen. Man konnte es deutlich an der Ausdrucksweise erkennen.
    „Unser Unternehmen ist an die Company verpfiffen worden. Sie wußten, daß wir kamen, Lawrence von der Company hat uns als alte Bekannte begrüßt und Krach gemacht, weil wir zu früh gekommen seien...”
    Chelmesford las die Zeilen ein paarmal. Die braune Limousine — die Leute darin... Wie er sich's so überlegte, kam ihm die Szene deutlich in die Erinnerung... Über alles das hatte Clayton hier in dem Zimmer mit ihm gesprechen. Damals, als noch das Lauschmikrophon hier lag. Da mochte der Verdächtige, der an dem dazugehörigen Telephon saß, es wohl mitgehört und an die Company weitergegeben haben. Eine andere Möglichkeit war kaum denkbar, denn der Sicherheitsdienst arbeitete zuverlässig und verschwiegen. Noch niemals war etwas von dessen Absichten und Maßnahmen „verpfiffen” worden, wie Smith es in seinem Funkspruch nannte.
    Ein Spion der Company also war der Verdächtige, ein gefährlicher Spion der Konkurrenzgesellschaft, der die geheimsten Dinge der United aushorchte und nach Salisbury meldete. Wer war verdächtig? Nach allem, was Stackpool festgestellt hatte, nur Mr. White. Gleichgültig jetzt, ob die Verdachtsgründe für einen Prozeß ausreichten oder nicht, sofort mußte etwas dagegen geschehen.
    Zum drittenmal an diesem Vormittag ließ sich Präsident Chelmesford mit dem Sicherheitsdienst verbinden. Er gab nunmehr den Auftrag, Mr. White durch die Werkvvache sofort wegen dringenden Spionageverdachtes festnehmen zu lassen und sich danach mit der Kriminalpolizei von Detroit in Verbindung zu setzen.
    *

Wilkin war nach der Unterredung mit Chelmesford in die Abteilung Melton zurückgekehrt. Im Grunde war er mit dem Ausgang der Besprechungen nicht unzufrieden. Der Präsident hatte ihm zu verstehen gegeben, daß gegen seine Person kein Verdacht vorlag. Die Untersuchung durch den
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