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Atlan TH 0002 – Schergen der SOL

Atlan TH 0002 – Schergen der SOL

Titel: Atlan TH 0002 – Schergen der SOL
Autoren: Peter Griese & Peter Terrid
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Weise.
    »Julia, meine geliebte Julia!«, jammerte Romeo. Es hörte sich an, als würde ein kleines Kind weinen. »Wir müssen gehen. Sofort. Führe mich zu Julia.«
    »Hast du wenigstens eine Ahnung, wo sich deine Gefährtin ungefähr aufhalten könnte?«, fragte Atlan.
    »Nein«, lautete Romeos Antwort. »Aber du weißt es. Du bist einer der Schläfer.« Atlan murmelte eine Verwünschung. Eine alte Geschichte aus seiner Zeit auf der Erde fiel ihm ein. Im Serail eines Sultans wurde ein junger Mann als Eindringling verhaftet und ob seines Frevels zum Tode verurteilt. Doch der Jüngling warf sich vor dem Sultan auf den Boden und erbat ein Jahr Aufschub. In dieser Zeit, so behauptete er, würde er dem Lieblingspferd des Herrschers das Sprechen beibringen, wenn der ihn dafür freiließe.
    Der Sultan willigte ein, war er doch zu neugierig, ob der Mann sein Versprechen tatsächlich halten könne.
    In der kommenden Nacht von seinem besten Freund auf die Sache angesprochen, offenbarte sich der Jüngling: »In einem Jahr kann viel passieren«, sagte er. »Der Sultan kann sterben, das Pferd kann sterben. Vielleicht kann ich im Laufe des Jahres entkommen, vielleicht kann ich dem Sultan einen so wichtigen Dienst erweisen, dass er mich gehen lässt – und wer weiß, vielleicht lernt das dumme Pferd ja tatsächlich zu sprechen.«
    »Na schön, alter Freund«, murmelte Atlan. »Machen wir uns auf die Suche nach deiner Julia. So entsetzlich groß ist die SOL nun auch wieder nicht.«
    Der Arkonide dirigierte den Roboter durch einige Gänge und Hallen. Dabei überlegte er fieberhaft, wie er seinen Begleiter loswerden konnte. Im Grunde war die Situation grotesk. Da wurde er, der sogar am Bau des Schiffes beteiligt gewesen war und die SOL befehligt hatte, von einem defekten Roboter durch verlassene Gänge gejagt, ohne die Möglichkeit, sich dagegen zu wehren.
    »Ich muss etwas essen und trinken«, sagte der Arkonide.
    »Führ mich zuerst zu Julia«, sagte Romeo. »Dann kannst du tun, was dir beliebt.« Atlan nickte. Er konnte nicht abschätzen, wie schwer Romeos Schaltkreise gestört waren und wie der Roboter reagierte, aber er würde ihn nicht loswerden, ohne dass er ein Risiko einging.
    »Ich weigere mich, dich weiterhin zu führen«, stieß der Unsterbliche hervor. »Die Erhaltung meiner eigenen Funktionsfähigkeit hat Vorrang gegenüber allen anderen Belangen. Als biologische Lebensform muss ich essen und trinken, um zu funktionieren.«
    »Ich werde dich töten, wenn du mich nicht zu Julia bringst.« Der Roboter schien die Geduld zu verlieren. Atlan hatte das früher oder später erwartet und flehte zu allen Göttern Arkons, dass seine Taktik aufging.
    »Wenn du mich tötest, kann ich dich nicht mehr zu Julia führen.«
    »Du weißt, wo sie ist?«
    »Natürlich.« Romeo schien zu überlegen.
    »Dann iss und trink«, sagte er schließlich. Sie befanden sich in einem langen Korridor, weiß lackiert, sauber und menschenleer.
    »Ich habe keine Nahrung bei mir«, sagte Atlan, während er sich kurz umsah. »Ich muss danach suchen. Vielleicht in einem der umliegenden Räume ...?«
    »Geh und suche, ich werde hier auf dich warten. Wenn du nicht schnell zurückkehrst, werde ich dich suchen.«
    »Ich weiß deine Fürsorge zu schätzen«, erwiderte Atlan trocken und ging los. Seine einzige Hoffnung bestand darin, den Roboter abhängen zu können, doch das würde keine leichte Aufgabe werden.
    Der Arkonide betrat einen der Räume, die auf den Korridor mündeten. Es war immerhin möglich, dass er irgendeinen Hinterausgang entdeckte, durch den er sich weiter von der defekten Maschine entfernen konnte. Im zweiten Raum hatte er tatsächlich Glück. Er fand eine Tür, die sich leicht öffnen ließ. Die Räumlichkeiten dahinter waren leer und verlassen. In einem Winkel lag etwas, das wie eine mumifizierte Ratte aussah.
    Atlan suchte weiter. Er trat auf einen halb erleuchteten Flur hinaus. Nur weg von der Maschine, wobei ihm nicht besonders wohl dabei war, einen schwer gestörten Roboter mit den Fähigkeiten eines Romeo sich selbst zu überlassen. Wehe dem Unglücklichen, der dem Roboter über den Weg lief. Vielleicht hielt dieser grundsätzlich jeden für einen Schläfer und zwang ihn dazu, ihn zu seiner Julia zu bringen.
    Der Arkonide bog um die Ecke – und wäre beinahe in die Maschine hineingelaufen.
    »Du hast versucht, mich zu täuschen«, stellte Romeo fest. »Du hast dein Versprechen gebrochen. Warum tust du das? Warum willst du mich nicht
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