Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits

Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits

Titel: Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits
Autoren: Achim Mehnert
Vom Netzwerk:
Hohlraums im Chonosso-Monolithen. Mein Blick blieb an einer zerstörten Struktur hängen, die einen Alkoven im Boden flankierte. Was wie ein zerschmolzenes Gitter aussah, waren früher zweifelsfrei Gewächsstrukturen aus semitransparentem Metall gewesen, das einstige Portal.
    »Spuren vom Beschuss mit einem Desintegrator.«
    »Genau wie bei den Steuereinrichtungen.«
    Von denen war kaum noch etwas zu erkennen, sie waren vollständig vernichtet worden. Allerdings waren sie nicht das Erschütternste, was ich sah. Neben den zur Unkenntlichkeit zerstrahlten Steuereinrichtungen hatte jemand stark mumifizierte Leichen aufgeschichtet. Ich identifizierte sie eindeutig als Verlorene, die an diesem Ort ihre letzte Ruhe gefunden hatten. Ihre Anzahl schätzte ich auf dreißig bis vierzig.
    Vor sieben Millionen Jahren hatte ES die von Gon-Orbhon und den Schutzherren von Jamondi umkämpften Kugelsternhaufen in Hyperkokons eingelagert. Wir wussten, dass seit damals in den Kokons nur zwölftausend Jahre verstrichen waren. Ging ich von einem Zeitraum von mehr als einer Million Jahren im Normaluniversum aus, seit die Verlorenen den Durchgang geöffnet hatten, dann waren innerhalb der Kokons etwa 1800 Jahre vergangen. Nach dieser Zeitspanne war es durchaus möglich, die Körper der Verlorenen in diesem Zustand vorzufinden. Ich teilte der Agentin meine Überlegungen mit.
    »Das deckt sich mit unseren Berechnungen. Komm mit. Es gibt noch mehr, das dich interessieren wird.«
    Wir gingen an den Leichen vorbei in den hinteren Teil der Halle. Schon aus der Ferne erkannte ich, was mich erwartete. In einer Ecke waren drei Gräber platziert. Jemand hatte dazu extra einen Teil des Hallenbodens entfernt. Unmittelbar vor den Gräbern blieben wir stehen.
    »Weitere Verlorene?«, fragte ich in Unkenntnis darüber, wie diese Wesen ihre Toten bestattet hatten, wenn man sie nicht gerade zu Haufen aufschichtete.
    »Humanoide«, antwortete Deirdre Chrus. »Die Gräber enthalten Knochen von Lemurerabkömmlingen, und zwar die eines alten Mannes und einer jungen Frau.«
    »Anat Serkuloon und seine Tochter Aryon«, platzte es aus mir heraus.
    »Unzweifelhaft«, bestätigte die Agentin.
    »Was ist mit dem dritten Grab?«
    »Die Knochen darin stammen ebenfalls von einem Lemurerabkömmling. Ihr Alter konnten wir aufgrund starker Modifikationen der DNS sowie weiterer Veränderungen nicht eindeutig feststellen.«
    Ich glaubte meinen Herzschlag durch die Halle dröhnen zu hören. »Santjun!«
    »Nein. Es handelt sich mit neunundneunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit um Malcher. Er ist an einer Schusswunde gestorben.«
    So also hatte das Schicksal den obersten Silberherrn ereilt. Er war erschossen worden. Stellte sich die Frage, von wem. Allzu viel Auswahl blieb nicht. »Wie lange liegen die Toten schon hier?«
    Chrus neigte den Kopf. »Die Leichen der Lemurer ruhen 600 bis 700 Jahre in ihren Gräbern, die Leiche Malchers deutlich kürzer. Durch die Veränderungen, die das Silbermetall in seinem Körper und seinen Knochen bewirkt hat, konnten wir die Zeitspanne leider nicht genau bestimmen.«
    Die Zeitangaben passten nicht so recht zu meiner eben aufgestellten Rechnung.
    Du vergisst, dass der Hyperkokon oder zumindest dieser Planet durch die Aktivierung der Monolithenanlage mehrfach in direktem Kontakt zu unserem Raum-Zeit-Kontinuum stand , mischte sich der Extrasinn ein. Das dürfte zu Verzerrungen im Zeitablauf geführt haben.
    Das konnte später geklärt werden, ich sah zu den aufgeschichteten Leichen hinüber. »Die Verlorenen sind gestorben, während sie nach dem Durchgang die hiesige Steuerzentrale errichteten. Anat Serkuloon folgte ihnen um 50.000 vor der Zeitenwende aus Verzweiflung über sein Versagen, später seine Tochter. Beide starben ebenfalls an den Auswirkungen des Durchgangs.«
    »Und niemand war da. Ein einsamer Tod.«
    »Jedenfalls einsamer als der von Malcher. Er ist erschossen worden, war also nicht allein. Sein Silbermetall hat tatsächlich verhindert, dass der Durchgang ihn umbrachte.«
    »Er wurde von demjenigen erschossen, der die Steuerzentrale und das Portal zerstörte«, eröffnete die Agentin mir. »Wir haben das anhand der Signatur der Waffenstrahlen eindeutig bestimmen können.«
    Die daraus resultierende Schlussfolgerung löste einen Überschwang der Gefühle in mir aus. Es blieben nur zwei Personen in diesem Verwirrspiel, die Malchers Ende herbeigeführt haben konnten. Nämlich Calipher-SIM, diese schrullig-zynische aber liebenswerte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher