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Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt

Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt

Titel: Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt
Autoren: Rüdiger Schäfer
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nicht nur sämtliche Medienberichte über wirtschaftliche und politische Entwicklungen gesammelt und ausgewertet. Unsere Spezialisten kümmern sich natürlich auch um Veröffentlichungen aus allen anderen Bereichen. Das Problem einer Informationsgesellschaft, Dr. Gabrielle, ist nicht die Verfügbarkeit der Daten, sondern ihre Aufbereitung. Was ist wichtig und was nicht? Welche Quellen sind zuverlässig?
    Was muss der Befehlshaber der größten unabhängigen Polizeiorganisation der Galaxis wissen und was kann er sich zu ignorieren erlauben? An diesen Fragen arbeiten tagtäglich einige tausend Frauen und Männer. Das Ergebnis sind die sogenannten Zirkulare der USO-Fachabteilungen, die auf maximal zwei Seiten alles enthalten, was von Bedeutung ist. Ab und an finde ich dort auch Ihren Namen.«
    Christina Gabrielle zögerte. Ich konnte förmlich hören, wie es hinter ihrer hohen Stirn arbeitete.
    »Um ehrlich zu sein, Sir«, sagte sie schließlich, »weiß ich nicht, ob ich mich deshalb ängstigen oder mich eher geschmeichelt fühlen soll.«
    »Sie leisten bemerkenswerte Arbeit«, gab ich zurück. »Sie können nicht erwarten, dass so etwas auf Dauer unbemerkt bleibt. Und Sie können sich nicht ewig verstecken.«
    »Ich … ich verstehe Sie nicht …« Mit einem Mal hatte die Frau ihre zuvor zur Schau getragene Selbstsicherheit verloren. Ich hatte einen Nerv getroffen.
    »Sie verstehen mich sehr gut, Dr. Gabrielle«, widersprach ich. »Ich habe mich ausführlich mit Ihrem bisherigen Werdegang beschäftigt. Die Forschung ist Ihre große, vielleicht sogar Ihre einzige Leidenschaft. Allerdings hassen Sie die Öffentlichkeit. Sie erachten Vorträge auf Kongressen und Symposien als Zeitverschwendung. Sie suchen nach Antworten auf einige der drängendsten Fragen der Wissenschaft, aber Sie wollen nicht, dass die Welt Sie dabei stört. Ein Schiff wie die IMASO, das manchmal viele Monate in abgelegenen Raumsektoren, weit weg von einer akademischen Gemeinschaft verbringt, die Sie mit Terminanfragen und Interviewwünschen nur von den Ihrer Meinung nach wirklich wichtigen Dingen ablenkt, ist deshalb der perfekte Zufluchtsort. Würden Sie meiner Einschätzung so weit zustimmen?«
    Sie sah mich nur ungläubig an, und ich wich dem Blick der braunen Augen nicht aus.
    »Ich dachte, Sie wollten mit mir über Schwarze Löcher reden, Sir«, sagte sie nach einer langen Pause steif und senkte den Kopf.
    »Sie sind jung, Dr. Gabrielle«, ließ ich mich nicht beirren, »und ich gestehe Ihnen das Recht zu, die Realitäten noch eine Weile zu ignorieren. Aber glauben Sie einem alten Mann wie mir, wenn ich Ihnen sage, dass Sie sich früher oder später entscheiden müssen. Sie besitzen herausragende Fähigkeiten und einen überlegenen Verstand. Machen Sie nicht den Fehler zu glauben, dass Sie diese Gaben auf Dauer für sich allein beanspruchen können. Menschen wie Sie haben eine Verpflichtung gegenüber der Allgemeinheit. Niemand in diesem Universum gehört nur sich selbst.«
    »Das ist vielleicht die Art und Weise, wie Sie und Ihre unsterblichen Freunde sich sehen, Lordadmiral«, sagte die Wissenschaftlerin tonlos. »Für mich klingt das eher nach Rechtfertigung. Sie haben das Geschenk des ewigen Lebens erhalten und suchen jetzt nach Gründen, warum Sie es verdienen. Sie glauben, der Welt etwas zurückgeben zu müssen, weil Sie so unendlich viel bekommen haben. Aber Ihre Welt ist nicht die meine, Sir. Die Kriterien, die Sie anlegen, haben für mich keine Relevanz.«
    »Eventuell haben Sie nicht einmal so ganz Unrecht«, entgegnete ich und lächelte verständnisvoll. »Doch wie so viele andere reduzieren Sie uns Zellaktivatorträger auf eine einzige hervorstechende Eigenschaft. Es mag für Sie arrogant klingen, aber um mit der Unsterblichkeit fertig zu werden, gibt es langfristig nur eine einzige Möglichkeit: die Entwicklung eines umfassenden Pflichtgefühls. Die Zukunft ist nichts weiter als die Vergangenheit von morgen. Daran ändert sich niemals etwas, egal wie weit man in der Zeit vorausblickt.«
    »Dennoch ist es Ihr Privileg, dass Sie auf jede Frage eine Antwort bekommen, denn Sie können es sich leisten, darauf zu warten.«
    »Abgesehen davon, dass Geduld noch nie zu meinen Vorzügen gezählt hat«, sagte ich, »müssten Sie eigentlich am besten wissen, dass jede Antwort mindestens zwei neue Fragen hervorbringt. Sie sollten mich also eher bedauern.«
    Christina Gabrielle verzog spöttisch die Mundwinkel. Ihr war anzusehen, dass ihr diese
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