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Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht
Autoren: Hans Kneifel
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dem Problemviertel werden kommen?«, erkundigte sich Adams.
    »Die Halle fasst tausendfünfhundert Leute. Die Polizei schätzt die Zahl der gewaltbereiten Besetzer auf zweitausend«, lautete die Antwort. Loscon wirkte skeptisch. »Angeblich leben und wohnen in Kunshun zwanzigtausend Menschen. Eher noch mehr.«
    »Sie haben für genügend Sicherheit gesorgt?«
    »Selbstverständlich, Sir.«
    Homer Gershwin Adams und Loscon kannten alle Pläne, Entwürfe und Computeranimationen, die sich mit dem Ausbau und der Verbreiterung der Thora Road beschäftigten, vom Augenblick der ersten Idee an, bis in sämtliche Einzelheiten. Ein gewaltiges Vorhaben, das der Bedeutung und der Schönheit der Weißen Stadt diente. Vor mehr als zwei Jahren waren sämtliche Analysen und Bedarfsermittlungen so weit fortgeschritten gewesen, dass die Stadtverwaltung ernsthaft mit den Planungen beginnen konnte. Einige Monate später, als man die ersten Entwürfe diskutierte, erfuhren die Bewohner Kunshuns vom beabsichtigten Ausbau der Straße. »Und damals regte sich, obwohl es nur Gerüchte gab, der erste Protest aus der Lumpe.«
    Adams packte die Armlehnen des Sessels, der für seinen kleinwüchsigen Körper viel zu umfänglich erschien, und setzte sich behutsam. Er wirkte in diesen Stunden auf seine Mitarbeiter und die Angehörigen der Stadtverwaltung wie ein hilfloser alter Mann, obwohl er, der älteste noch lebende Terraner, nur zweiundsechzig Jahre alt schien. Sie kannten ihn anders, besser, aber dieser Eindruck war schwer zu verwischen. »Sinnloser Protest, unzweckmäßiger Widerstand. Ich verhehle nicht, dass ich über die ständigen Verzögerungen verärgert bin.«
    »Morgen machen wir den letzten Versuch, die Leute von Kunshun zur besseren Einsicht zu bringen«, sagte Delis Loscon ruhig, ebenso überzeugt von der Richtigkeit der Maßnahmen. »Aber wir rechnen mit lautstarken Protesten und Widerstand.«
    »Sie wollen damit sagen, dass man mich niederschreit und mit faulem Obst oder Schlimmerem bewirft?« Homer Adams zog die Brauen hoch und legte die Hand auf die Stelle, an der sein Zellaktivator das Hemd ausbeulte.
    Jerrisho, der Chef der Sicherheitsgruppe, nickte ernsthaft. »Innerhalb der MEINLEID-Aktivisten gibt es maximal ein Dutzend Leute, die sich als Helden gebärden und übermäßig viel Einfluss auf die anderen haben. Sie manipulieren die Meinung der Bevölkerung. Natürlich werden sie versuchen, Ihre Erklärungen zu unterbrechen und die Verhandlungen zu sprengen.«
    Adams kannte Jerrisho; er neigte zu unwiderruflichen Lösungen. »Also entsprechende Sicherheitsvorkehrungen?«
    »Selbstverständlich, Sir«, antwortete Jerrisho grimmig und schlug mit der flachen Hand auf den Strahler, den er unter der linken Achsel trug. »Das Übliche: Roboter, Schutzfelder, gesicherter Fluchtweg und so weiter. Mittelgroßer Einsatz.«
    Adams wandte sich an Loscon.
    Loscon sah, dass sich in Adams’ Gesicht deutliche Missstimmung zeigte. Bisher hatte er sich beherrscht.
    »Am Nachmittag werden die Schaubilder und die Technik aufgebaut. Ich werde um 17.40 Uhr eintreffen. Wissen die Kunshuner, wann wir anfangen?«
    Loscon nickte. Er sah auf die Anzeige seines Armbandkoms, hob den Kopf und sagte: »Verlassen Sie sich auf uns, Sir. Wir haben alles vorbereitet. Für diejenigen, die in der Halle keinen Platz finden, wird alles auf Großbildschirmen übertragen.«
    Die Verärgerung von Homer G. Adams hatte ihre Gründe nicht nur in der Verzögerung, sondern hauptsächlich darin, dass die GCC jede Familie und jeden Einzelnen großzügig entschädigen wollte. Entsprechende Angebote lagen längst vor. Vorübergehende Unterbringung in besseren und großzügigeren Wohnungen, finanzielle Unterstützungen und neue Wohnungen, in Nachbarschaft mit anderen Kunshun-Bewohnern nach eigener Wahl. MEINLEID schien nachdrücklich zu verhindern, dass mehr als einzelne Kunshuner die Angebote der Stadtverwaltung annahmen. Sie galten als Verräter und fürchteten, bestraft zu werden. Vernunft, Kompromissbereitschaft und der Wille, die Möglichkeiten der Verbesserung in Anspruch zu nehmen, existierten offensichtlich nicht. Adams weigerte sich zu glauben, dass es im 32. Jahrhundert noch so viel Sturheit gab.
    Adams warf einen letzten Blick auf die Darstellung der neuen Thora Road, stemmte sich aus dem Sessel hoch und winkte dem Sicherheitschef. Er, selbst Halbmutant, hatte nicht einmal die Möglichkeit, sich mit Tifflor oder Bully über dieses Problem zu verständigen. Ebenso
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