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Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht
Autoren: Hans Kneifel
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Transmitterverkehr zu entlasten. Da der Gleiterverkehr, sowohl der Individual- als auch der Lastenverkehr von Jahr zu Jahr zunahm, sollten die Fahrtschneisen nach beiden Straßenseiten verbreitert werden. Es waren Brücken geplant, weitere Anpflanzungen, Wohnungen für die Arbeiter und Angestellten der Raumhäfen, Restaurants und Kommunikationszentren, Parks und Shopping-Malls sowie inselartig angeordnete und miteinander vernetzte Erholungszonen.
    Vom Wunsch Rhodans und der schnellen Entscheidung Homer G. Adams’, die erheblichen Finanzmittel zur Verfügung zu stellen, war der Weg zur Planung und Ausführung, besonders in dieser Stadt, ungewöhnlich kurz. Architekten, Planer und Baufirmen stürzten sich auf die Aufgabe. Die eingeleiteten Maßnahmen bedeuteten, dass mehr als sieben Zehntel des Kunshun-Viertels – im Jargon der Gosse oft als »die Lumpe Terranias« beschimpft – dem Erdboden gleichgemacht werden würden.
    Die Bewohner des Viertels fühlten sich, als die Planungen bekannt und die computergenerierten Modelle gezeigt wurden, wie eine unterprivilegierte Manövriermasse für hochtrabende Ideen. Die erste, noch schwach besuchte Bürgerversammlung endete daher in Geschrei und Chaos.
    Aus Gründen, deren Anfänge halb vergessen in ferner Vergangenheit lagen, setzte sich die Einwohnerschaft hauptsächlich aus asiatischstämmigen Terranern zusammen. Die typischen Bewohner der »Lumpe« lebten, schlecht ausgebildet und von wenig ausgeprägtem Ehrgeiz angetrieben, von Billiglohnjobs. Was nicht ausschloss, dass es viele Hochbegabte unter ihnen gab. Aber die meisten schlugen sich als Gleiterpiloten, Mechaniker, Kontrolleure in Robotfabriken, Entladehelfer oder Reinigungspersonal durchs Leben. Den Wagemutigen gelang es mitunter, in die Raumflotte des Solaren Imperiums aufgenommen zu werden, wo sie analog zu ihren Fähigkeiten ihren niedrigen Rang behielten oder sich mühsam die Beförderungsleiter hochhangelten.
    Die Jugend, insgesamt vielleicht zwei- oder dreitausend Heranwachsende, bildete Gruppen, Banden oder Gemeinschaften mit ebenso abenteuerlichen Namen wie Zielen, aber alle unterstellten sich der Idee von MEINLEID. MEINLEID bedeutete: Wir erhalten Kunshun um jeden Preis. Wer den Überbegriff erfunden hatte, war nicht mehr zu ermitteln. Plötzlich geisterte das Wort durch Häuser, Gassen und Plätze. An Hauswänden, über die sonst nur Rattengeckos huschten, erschienen über Nacht Schriftzeichen und kämpferische Parolen. Inzwischen kannte selbst Homer G. Adams dieses Schlagwort.
    Olgej Zara ließ ihre Brille auf die Nasenspitze heruntergleiten und lehnte sich zurück. Die dicken Gläser, groß wie Handflächen, verdeckten fast ihr gesamtes Gesicht. Das zerschlissene Leder des Bürosessels knirschte und knarrte. In dem riesigen Sessel wirkte ihr 28-jähriger Körper wie der eines Kindes. Sie litt nicht einen Augenblick unter ihrem Maß von 156 Zentimetern und der modischen Narbe, die unterhalb der Augen fast von Ohr zu Ohr reichte. Vor ihr, auf der Arbeitsplatte, lagen vier Keyboards; zwei große, geschwungene aus Kunststoff und zwei ausgerollte Softboards mit violett leuchtenden Tasten.
    Die Platte, ein herausgesägtes Stück Parkett aus einem ausgeräumten Loft, stand auf zwei stählernen Aktenschränken, die der Vorbesitzer ihrer Wohnung vor Jahren aus einem Büro der Administration gestohlen hatte. Die Farbe der zerbeulten Schränke blätterte ab, die meisten Griffe waren zerbrochen. Auf einem Sideboard aus schreiend orangefarbenem Plastan türmten sich positronische Geräte.
    Im Holobildschirm, der erheblichen Größe und Qualität nach ebenfalls ein Beutestück, wanderten Buchstaben und Sätze, unterbrochen von anzüglichen Icons. Olgej las sie schweigend und fügte ab und zu ein Wort ein.
    Es wird nach dem ersten Versuch der Verwaltung langsam Zeit, an die Konsequenzen (wahrscheinlich bösen Folgen) zu denken. Bewahrt Kunshun! Widerstand erschöpft sich nicht in einer Reihe lausiger Angebote zum Wohnungswechsel mit gleichzeitiger Zerstörung gewachsener Minoritäten-Strukturen in unserem Viertel! Was die Positroniken der Imperialisten leisten, kann von unseren Spezialisten gelöscht, verändert und sabotiert werden. Erinnert euch! Seit tausend Jahren ist an Kunshun gebaut worden. Wir leben auf den Fundamenten unserer Ahnen! Kunshun darf nicht untergehen. Wenn sie oben die Wohnungen der Armen abreißen, werden wir tief unten aus den Kavernen und der Kanalisation Widerstand leisten. Fragt »Randonare«
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