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Atemlos

Titel: Atemlos
Autoren: Bagley Desmond
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auf. »Tut mir leid, ich hab' vergessen, daß er ein Freund von Ihnen ist.«
    »Nicht sonderlich. Kommt er oft in die Firma?«
    »Zwei- oder dreimal in der Woche. Er läßt sich sogar über die zwei Straßen in seinem Rolls Royce kutschieren.«
    »Hat er Zugang zu den Unterlagen, zu den Akten?«
    Jack hob die Schultern. »Durch mich nicht. Über Charlie – weiß ich nicht.«
    »Also, so geht es nicht.« Ich machte mir ein paar Gedanken, dann sagte ich: »Vor meiner Abreise habe ich mit Charlie über Sie gesprochen. Wir waren uns einig, daß Sie geschäftsführender Direktor werden, sobald Sie sich in meinem Job bewähren. Damit hätten Sie dann auch Anspruch auf eine Firmenbeteiligung – weil wir immer auf dieser Basis arbeiten. Ich wollte unterdessen für uns den europäischen Markt aufreißen – Verträge mit den Multinationalen und so weiter. Hat Charlie Ihnen nichts davon gesagt?«
    »Kein Wort.«
    »Nun seh ich schon klarer.« Ich nippte an meinem Glas. »Eine höchst überraschende Entwicklung. Aber das ist nicht der eigentliche Grund meines Besuches. Erinnern Sie sich an die letzte Aktion vor meiner Abreise?«
    Er nickte. »Diese Sache mit dem Halbtrottel Billson.«
    »Richtig. Ich hab' ihn nun gefunden, und das führt zu anderen Dingen. Ich möchte gern, daß Sie das Kundenkonto Michelmore, Veasey und Templeton wiedereröffnen, aber ganz auf die Stille. Keine offizielle Akte, alle Einzelheiten bleiben unter Verschluß.«
    »So wie letztes Mal?«
    »Genau so. Niemand sieht das – schon gar nicht Charlie oder Brinton. Und nun folgendes …« Jacks Augen wurden immer größer, als ich ihm meine Wunschliste diktierte. Am Schluß sagte ich noch: »Ach ja, dieser Gutachter für die chemischen Analysen muß unbedingt bei Gericht zugelassen sein, ist das klar?«
    Jack sah von seinem Notizbuch hoch. »Ziemlich viel auf einmal.«
    »Sie werden es schaffen. Und nun machen Sie sich keine Sorgen wegen der Vorgänge in der Firma, das läuft bald wieder rund. Überlassen Sie das nur mir. Sie machen weiter wie bisher. Nur eins noch, Jack: Ich bin nicht in England. Sie haben mich auch heute abend nicht gesehen. Eines Tages tauche ich völlig unerwartet im Büro auf. Okay?«
    Er grinste. »Sie wollen sie in flagranti erwischen?«
    »So ungefähr.«
    Und damit verabschiedete ich mich von Jack. Er hatte nun ein paar Aufgaben mehr und tausend Sorgen weniger. Ein netter Junge. Ich gab dem Fahrer die Adresse von Alix Aarvik in Kensington. Ich lehnte mich in die Wagenpolster zurück und dachte über die beiden miesen Schurken in meiner Firma nach und wieso die sich eigentlich einbildeten, sie könnten mit ihrer Nummer durchkommen. Es war wirklich sehr komisch, denn ich besaß doch einundfünfzig Prozent der Firmenanteile.
    Alix Aarvik war zu Hause und freute sich auch sehr, als sie mich wiedersah. Sie führte mich gleich ins Wohnzimmer und sagte: »Um Gottes willen, Sie sind verletzt!«
    »Nicht unwiderruflich«, sagte ich. »Geht es Ihnen gut?«
    »Ganz gut, ja, danke. Möchten Sie Kaffee?«
    »Danke, gern.«
    Sie mimte ein paar Minuten Hausmütterchen, dann sagte sie: »Ihr Bart gefällt mir – das paßt zu Ihnen.« Daraufhin wurde sie plötzlich rot, weil sie doch einem relativ Unbekannten etwas sehr Persönliches gesagt hatte.
    »Danke für das Kompliment. Vielleicht behalte ich ihn nun aufgrund Ihrer Empfehlung.« Ich schaltete um. »Miß Aarvik, ich habe Ihren Bruder gefunden. Er befindet sich wohlauf, ohne nennenswerte Beschädigungen, und er befindet sich bereits in England.«
    Sie ließ sich auf den Stuhl fallen. »Gott sei Dank!«
    »Danken Sie lieber einem Herrn namens Byrne, der hat nämlich unser Paulchen aus den meisten Klemmen herausgezogen, in die er sich selber hineingebracht hat. Paul wird Ihnen das alles selbst erzählen.«
    »Wo war er denn?«
    Ich dachte an Koudia, Atakor, Tassili. »In Nordafrika«, sagte ich. »Er hat auch seinen Vater gefunden, Miß Aarvik.« Sie schlug sich die Hand vor den Mund. »Ich nehme an, daß die Geschichte sehr bald in den Zeitungen Schlagzeilen macht. Es wird zu einer vollkommenen Rehabilitierung von Peter Billson kommen. Die unsinnigen, bösartigen Spekulationen sind vom Tisch.«
    »Ach, ich bin ja so froh!« sagte sie. »Wo ist denn Paul jetzt?«
    Ich überlegte, ob ich sie ins Vertrauen ziehen konnte; sie hatte einen klareren Kopf als Paul, aber dann entschied ich mich doch dagegen. Die ganze Wahrheit, wenn und falls sie ans Tageslicht kam, mußte so explosiv wirken,
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