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Atemlos

Titel: Atemlos
Autoren: Bagley Desmond
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Firmenleben mit einbeziehen; wir förderten die Loyalität der Mitarbeiter auf andere Weise, zum Beispiel durch gute Bezahlung. Ich sagte: »Ist Jack zu Hause? Ich bin Max Stafford.«
    »Ach, ich habe Sie überhaupt nicht erkannt. Ja, er ist eben nach Hause gekommen. Treten Sie näher.« Nun machte sie die Tür ganz auf, bat mich in den Flur und schnurrte die üblichen Entschuldigungen runter, die Ehefrauen immer aufsagen, wenn der Boß vom Mann unerwartet hereinschneit. So unordentlich sah es übrigens gar nicht aus. »Jack!« rief sie ins Haus, »Mr. Stafford ist da.«
    Ich stand schon in der Tür zum Wohnzimmer; Ellis legte die Zeitung beiseite und erhob sich aus dem Sessel. »Max?«
    Nun ja, ich trug einen Bart – der Friseur, der zu Hesther in die Villa gekommen war, hatte ihn hübsch getrimmt – sowie einen hellen Anzug von deutlich ausländischem Zuschnitt, dazu noch den linken Arm in einer schwarzen Schlinge. Jack hielt das wahrscheinlich alles für Tarnung. »Hallo, Jack«, sagte ich.
    »Mensch, Max! Kommen Sie rein!« Er schien sich tatsächlich zu freuen, daß ich da war.
    Judy hielt sich bescheiden im Hintergrund. »Also, Jack«, sagte ich, »das ist kein Privatbesuch. Ich muß dienstlich mit Ihnen reden.«
    »Hoffentlich sind Sie wirklich nicht nur privat hier«, sagte er. »Es gibt viel zu besprechen. Wo waren Sie? Kommen Sie in mein Arbeitszimmer.«
    Im Vorübergehen bedachte ich Judy mit einem freundlichen Lächeln, dann machten wir die Tür hinter uns zu. Jack bot mir einen Sessel an und fragte sofort: »Was haben Sie am Arm?«
    »Nur gebrochen«, sagte ich. »Tut nur weh, wenn ich lache.«
    »Mann, bin ich froh, daß Sie wieder da sind. Sie sind einfach verschwunden, und ich wußte nicht, wo suchen. Bei uns ist die Hölle los!«
    »So lange war ich doch gar nicht fort – nur einen Monat«, sagte ich sanft. »In der kurzen Zeit kann Ihnen doch nicht alles aus der Hand geglitten sein.«
    »Ich fürchte ja.« Da war Bitterkeit in seiner Stimme. »Aber ich hatte von Anfang an nicht viel in der Hand. Oder?«
    Keine Frage, auf irgendwas war er sauer. Ich sagte: »Nun geben Sie mir erst einmal was zu trinken, dann setzen Sie sich hin und erzählen mir alles der Reihe nach.«
    Er holte tief Luft. »Entschuldigung.« Er ging ein Tablett mit Flaschen und Gläsern holen. »Ist Ihnen Scotch recht?« Ich nickte, und noch während er einschenkte, legte er los. »Sie waren kaum weg, da änderte sich schon der Firmencharakter.«
    »Was heißt das?«
    »Nur ein kleines Beispiel: Wir arbeiten jetzt mit Wachhunden ohne Hundeführer.«
    »Und zwar zuerst bei der Firma Electronomic«, vermutete ich.
    Er sah mich überrascht an. »Woher wissen Sie das?«
    »Macht nichts. Berichten Sie weiter.«
    Er setzte sich hin, blickte finster in das Glas in seinen Händen. »Das Größte ist, daß wir jetzt bis über beide Ohren in der Industriespionage stecken. In den sechs Wochen Ihrer Abwesenheit habe ich bereits drei Einschleusungsmanöver durchgeführt.«
    »Tatsächlich? Um Gottes willen. Auf wessen Anweisung?«
    »Charlie Malleson hat mich in die Mangel genommen.«
    Ich sah ihn groß an. »Aber, Jack, Charlie kann Ihnen doch keine Befehle erteilen! Er ist lediglich ein Buchhalter, ein Zahlenjongleur. Sie sollten meinen Bereich ›Durchführung‹ übernehmen – und das hat nichts mit Einschleusung von Industriespionen zu tun. Wir verkaufen Sicherheit, wie schon der Firmenname sagt. Aber wieso hat Charlie Sie unter Druck gesetzt?«
    »Er hat mir einfach Befehle erteilt.« Er zuckte die Achseln.
    »Haben Sie da nicht auf den Putz gehauen?«
    »Natürlich hab' ich das!« Nun wurde er zornig. »Aber was, zum Teufel, kann ich tun? Ich besitze keine Firmenanteile, aber Charlie brachte Brinton mit ins Spiel, der hat ihm den Rücken stark gemacht, und wenn die Bosse ›mach!‹ sagen, dann machst du eben. Max, letzte Woche war ich drauf und dran zu kündigen, ich hab' nur noch durchgehalten, weil ich hoffte, Sie kommen zurück.« Er richtete einen Finger auf mich. »Jeden Augenblick erwarte ich jetzt die Anweisung, bei einem unserer eigenen Kunden eine Einschleusung durchzuführen! Das ist doch ein Witz, oder? Dafür bin ich nicht in diese Firma gekommen.«
    »Wirklich nicht die feine englische Art«, sagte ich. »Aber nicht die Ruhe verlieren, Jack. Wir bringen das wieder ins Lot. Sie sagen, Charlie hätte Lord Brinton mit ins Spiel gebracht?«
    »Der alte Sack läuft bei uns rum, als ob er da zu Hause wär.« Jack fing sich
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