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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill
Autoren: Mo Hayder
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noch einen guten Platz ergattern. Die Raver, sie kooooommeeeeen.«
    »Das hat Zeit. Die können eine Nachricht hinterlassen.«
    Nial stieg in den Bus und schob den Schlüssel ins Zündschloss. Millie kletterte neben ihn auf den Beifahrersitz. Sie hatte irgendwo einen lächerlichen Cowboyhut aufgetrieben, und jetzt kurbelte sie das Fenster herunter und schwenkte ihn hinaus. »Jii-haaah, Mum. Jii-haaah.«
    Sally schüttelte den Kopf und lächelte knapp. Sie stand neben dem Fenster und sah Nial an. Er trug eins von seinen verschossenen Siebziger-Jahre-Band-T-Shirts und ausgebeulte Shorts. Sie roch die frisch gewaschenen Kleider und die nicht so frisch duftenden Schlafsäcke, die hinten auf einem Haufen lagen. Sie roch die Sandwiches, die sie eingepackt hatten, und sie roch ihre Haut. Sie war neidisch. Nur einen Augenblick lang.
    »Wissen Sie was, Mrs. Cassidy?«, sagte Nial.
    »Nein.« Sie lächelte. »Was?«
    »Ich weiß nicht, ob ich Sie damit davonkommen lasse.«
    Sallys Lächeln verschwand. Die Worte trafen sie ins Mark. Und Nials Gesicht hatte einen hässlichen Ausdruck angenommen. »Wie bitte?«
    Er sprach langsam und betonte jedes Wort, als sei sie nicht ganz dicht. »Ich habe gesagt, ich werde Sie niemals damit davonkommen lassen, dass Sie es so schwergemacht haben, Millie mit nach Glasto zu nehmen.«
    Eine lange, unbehagliche Pause trat ein. Sie starrten einander in die Augen. Es war, als breche die Sonne durch die Wolken, als er lächelte. Lachte. »Ich meine, das nehme ich Ihnen echt übel. Ich dachte, Sie erlauben es nie.«
    Sally zögerte. Sie sah Millie an, die aufgehört hatte, mit dem Hut herumzuwedeln, und stirnrunzelnd auf ihre Hände starrte. Sally lachte gezwungen, ein bisschen töricht, ein bisschen verwirrt. »Na, du musst mir versprechen, dass du ein paar Fotos von ihr machst.«
    »Das mache ich.« Nial legte seine Hand auf ihre. »Ich schicke sie Ihnen aufs Telefon. Das werden die besten sein, die Sie je gesehen haben.« Er lehnte sich heraus und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
    Jetzt war Sallys Lächeln echt. Sie schaute ihm ins Gesicht, als er sich zurückzog. »Danke«, sagte sie warmherzig. »Pass auf sie auf.«
    »Versprochen.«
    Sally ging vorn um den Campingbus herum, als Nial den Motor anließ. Sie beugte sich ins Beifahrerfenster und küsste Millie auf die Wange.
    »Ja, okay, Mum.« Millie verdrehte die Augen. »Vorsicht, mein Make-up.« Sie klappte die Sonnenblende herunter, schaute in den Spiegel und rieb die Stelle, die Sally geküsst hatte. Dann beugte sie sich in einem plötzlichen Anfall aus dem Fenster und schlang die Arme um Sallys Wange. »Ich hab dich lieb, Mum. Ich hab dich lieb.«
    »Ich hab dich auch lieb. Das wird eine wunderbare Zeit. Die beste Zeit deines Lebens. Vergiss das nie.«
    Nial ließ den Motor aufheulen. Sally trat zurück. Eine Qualmwolke kam aus dem Auspuff. Steve trat aus der Garage, legte Sally den Arm um die Schultern und winkte den Teenagern zum Abschied zu. Der Bus machte einen Ruck vorwärts, die Räder griffen, und sie fuhren davon, durch die Zufahrt, vorbei an der Hecke, an der die ersten Teerosen aufblühten. Millie streckte den Arm aus dem Fenster. Er war lang und schlank, und wenn sie aus Glastonbury zurückkäme, würde er rot verbrannt sein, dachte Sally und verschränkte die Arme. Die Sonnenmilch würde jedenfalls im Bus bleiben.
    Steve drückte sie an sich. »Siehst du?«, sagte er. »Hab ich dir nicht versprochen, es würde alles gut ausgehen?« Er drückte einen Kuss auf ihren Scheitel. »Ich hab doch gesagt, du wirst nicht bestraft werden.«
    Der Bus bog nach links ab. Nicht nach rechts, wie Sally es getan hätte. »So kommt ihr nie nach Glastonbury«, wollte sie rufen, aber dann bremste sie sich: Sie mischte sich ein. Das ließ sie lächeln. Lass sie in Ruhe, dachte sie und lehnte den Kopf an Steves Brust, als der VW-Bus über die Höhe fuhr und in der völlig falschen Richtung verschwand. Die Musik von Florence and the Machine verhallte, und dann hörte man im Garten nur noch Vogelgezwitscher. Man konnte sich nicht bis in alle Ewigkeit Sorgen um seine Kinder machen.

Danksagung
    Vor Jahren haben Transworld Publishers alles Mögliche unternommen, um mir zu versichern, dass sie ein fröhlicher, engagierter Verlag seien, der seinen Autoren und Lesern stets die Treue halte – und dass die Liebe zu Büchern tief in ihrem verlegerischen Ethos verwurzelt sei. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich damals den Verdacht, dass sie mich mit viel heißer
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