Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)

Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
Autoren: Oliver Bowden
Vom Netzwerk:
derjenige, den er sich als Helfer bei den Bankgeschäften ausgeguckt hat. Zu meinem Glück habe ich mit Zahlen nichts am Hut, weshalb er es kaum erwarten kann, mich in der Politik unterzubringen!“
    „In der Politik oder im Zirkus – so wie du dich aufführst.“
    „Gibt es da einen Unterschied?“
    Ezio wusste, Federico trug es ihm nicht nach, dass ihr Vater ihn mehr mit dem Familiengeschäft betraute als den älteren Bruder. Federico wäre vor Langeweile umgekommen, müsste er ein Leben als Bankier führen. Das Problem war nur, dass Ezio das Gefühl hatte, ihm könnte es genauso gehen. Aber im Augenblick lag der Tag, an dem er den schwarzen Samtanzug und die Goldkette eines florentinischen Bankiers anlegen würde, noch in einiger Ferne, und er war entschlossen, die Tage, an denen er noch frei und ohne Verantwortung war, voll auszukosten. Er ahnte nicht, wie wenige solcher Tage vor ihm lagen.
    „Wir sollten uns lieber beeilen“, sagte Federico, „wenn wir keine Predigt riskieren wollen.“
    „Er macht sich vielleicht Sorgen.“
    „Nein, er weiß doch, dass wir auf uns aufpassen können.“ Federico musterte Ezio forschend. „Aber wir sollten nicht mehr trödeln.“ Er hielt inne. „Du hast nicht zufällig Lust auf ein Spielchen? Auf ein Wettrennen vielleicht?“
    „Wohin?“
    „Sagen wir mal …“, Federico ließ den Blick über die vom Mond erhellte Stadt hin zu einem nicht weit entfernten Turm wandern, „… bis aufs Dach von Santa Trinità. Wenn es dir nicht zu viel ist – und von dort ist es nicht weit bis nach Hause. Da wäre nur noch eines.“
    „Ja?“
    „Wir laufen nicht durch die Straßen, sondern quer über die Dächer.“
    Ezio holte tief Luft. „Na gut. Versuch dein Glück“, meinte er.
    „In Ordnung, kleine tartaruga – los!“
    Ohne ein weiteres Wort stürmte Federico davon und kletterte flink wie eine Eidechse an einer nicht verputzten Wand empor. Oben hielt er kurz inne, schien zwischen den abgerundeten roten Schindeln fast zu wanken, dann lachte er, und schon war er wieder fort. Als Ezio das Dach erreichte, war ihm sein Bruder bereits zwanzig Meter voraus. Er machte sich an die Verfolgung; die vom Adrenalin geschürte Erregung der Hetzjagd ließ ihn alle Schmerzen vergessen. Dann sah er, wie Federico mit einem gewaltigen Sprung über eine pechschwarze Kluft setzte, um leichtfüßig auf dem flachen Dach eines grauen Palazzos zu landen, das etwas tiefer lag als jenes, von dem er gesprungen war. Er rannte noch ein kleines Stück weiter, dann wartete er. Ezio verspürte einen Hauch von Angst, als der acht Stockwerke tiefe Abgrund vor ihm gähnte, aber er wusste, dass er lieber sterben würde, als vor den Augen seines Bruders zu zögern, und so raffte er allen Mut zusammen und legte alles, was er hatte, in den Sprung; tief unter seinen strampelnden Füßen sah er das harte Granitpflaster der Straße, das im Mondlicht grau schimmerte. Einen Sekundenbruchteil lang fürchtete er, sich verschätzt zu haben; die harte graue Mauer des Palazzos schien vor ihm in die Höhe zu wachsen; aber dann sank sie doch irgendwie tiefer, und er war auf dem anderen Dach, um sein Gleichgewicht ringend, ja, aber immer noch auf den Füßen und von einem Hochgefühl erfüllt, wenn auch schwer atmend.
    „Mein kleiner Bruder hat noch viel zu lernen“, neckte Federico und setzte sich wieder in Bewegung, ein dahinschießender Pfeil zwischen den Schornsteinen, über die sich die Wolkendecke breitete. Ezio warf sich nach vorn, ging ganz auf in der Wildheit des Augenblicks. Weitere Schluchten taten sich vor ihm auf, die einen nur handtuchschmale Gassen, andere breite Durchfahrten. Federico war nirgends zu sehen. Dann lag auch schon der Turm von Santa Trinità vor ihm, der aus dem roten Kirchendach aufragte. Doch im Näherkommen entsann er sich, dass die Kirche in der Mitte eines Platzes stand und dass die Distanz zwischen ihrem Dach und den Dächern der umliegenden Gebäude sehr viel größer war als jede, die er bislang überwunden hatte. Doch wagte er es nicht, jetzt zu zögern oder langsamer zu werden – er konnte nur hoffen, dass das Kirchendach tiefer lag als jenes, von dem er abspringen musste. Wenn er sich mit genügend Kraft nach vorn werfen, sich wirklich durch die Luft katapultieren konnte, würde die Schwerkraft den Rest erledigen. Ein, zwei Sekunden lang würde er fliegen wie ein Vogel. Er vertrieb jeden Gedanken an die Folgen, sollte er versagen.
    Die Kante des Daches, auf dem er sich befand,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher