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Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)

Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
Autoren: Oliver Bowden
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Menschen erkannte.
    „Jetzt aber stirbt mein Volk“, sagte Minerva. „Und die Zeit wird gegen uns arbeiten … die Wahrheit wird sich in Mythen und Legenden verwandeln. Doch deine Willenskraft, Ezio, der du Prophet und Anführer bist, ist der unseren gleich, auch wenn deine körperliche Kraft nur die eines Menschen ist. Darum sollst du meine Worte bewahren.“
    Ezio blickte sie wie in Trance gefangen an.
    „Lass meine Worte auch Hoffnung bescheren“, fuhr Minerva fort. „Aber du musst schnell sein, denn die Zeit wird knapp. Die Garde gegen die Borgia. Die Garde gegen das Templerkreuz.“
    Es wurde dunkel im Gewölbe. Auf Minerva und Ezio fielen die letzten Strahlen des warmen Lichts.
    „Mein Volk muss diese Welt nun verlassen. Doch die Nachricht ist überbracht. Jetzt ist es an dir. Wir können nichts mehr tun.“
    Dann herrschten Dunkelheit und Stille. Das Gewölbe war wieder nichts weiter als ein leerer unterirdischer Keller.
    Und doch …
    Ezio ging hinaus, und sein Blick fiel auf den sich krümmenden Körper Rodrigo Borgias, des Spaniers, Papst Alexander VI . und Anführer der Splittergruppe der Templer. Sterbend wand er sich am Boden – doch Ezio konnte sich nicht dazu durchringen, ihm den Todesstoß zu versetzen. Der Mann schien von eigener Hand zu sterben. Seinem Anblick nach zu urteilen, hatte Rodrigo Gift genommen, zweifellos dasselbe, das er vielen seiner Feinde verabreicht hatte. Sollte er also seinen eigenen Weg ins Inferno finden. Das Geschenk eines leichten Todes wollte Ezio ihm nicht machen.
    Er trat aus der Düsternis der Sixtinischen Kapelle hinaus in den Sonnenschein. Vom Portal aus konnte er seine Freunde und die anderen Assassinen sehen, Angehörige der Bruderschaft, an deren Seite er so viele Abenteuer erlebt und so viele Gefahren überstanden hatte.
    Sie warteten auf ihn.

TEIL EINS
    Man kann es nicht Tugend nennen, seine Mitbürger zu ermorden,
    die Freunde zu verraten,
    ohne Treu und Glauben, ohne Menschlichkeit und Religion zu sein.
    Auf diese Art kann ein Fürst wohl die Herrschaft,
    doch keinen Ruhm erwerben.
    Niccolò Machiavelli, Der Fürst

 
    1
    Ezio stand einen Moment lang benommen und verwirrt da. Wo war er? Was war das für ein Ort? Als er langsam wieder zur Besinnung kam, sah er, wie sein Onkel Mario sich aus der Gruppe der anderen Assassinen löste. Er näherte sich ihm und fasste ihn am Arm.
    „Alles in Ordnung, Ezio?“
    „Es … es gab einen Kampf – mit dem Papst, mit Rodrigo Borgia. Er lag im Sterben, als ich ging.“
    Ezio zitterte heftig. Er konnte nichts dagegen tun. War es denn wirklich wahr? Vor ein paar Minuten erst – obschon es hundert Jahre her zu sein schien – war er in einen Kampf auf Leben und Tod mit dem Mann verwickelt gewesen, den er wie keinen anderen hasste und gleichzeitig fürchtete – mit dem Anführer der Templer, jener verderbten Organisation, die auf die Vernichtung derselben Welt aus war, um deren Erhalt Ezio und seine Freunde von der Bruderschaft der Assassinen so hart gekämpft hatten.
    Aber er hatte die Templer geschlagen. Er hatte die ungeheuren Kräfte des mysteriösen Artefakts, des Apfels, eingesetzt – jenes heiligen Stückes von Eden, das ihm die alten Götter anvertraut hatten, um zu gewährleisten, dass ihre Bemühungen um die Menschheit sich nicht in Blutvergießen und Niedertracht verloren. Und er war siegreich aus der Sache hervorgegangen. Oder nicht?
    Was hatte er gesagt? „Er lag im Sterben.“ Ja, in der Tat schien Rodrigo Borgia, dieser bösartige alte Mann, der sich an die Spitze der Kirche emporgekämpft und als Papst über sie geherrscht hatte, im Sterben gelegen zu haben. Durch Gift.
    Aber nun fühlte sich Ezio von schrecklichen Zweifeln geplagt. Hatte er, indem er Gnade walten ließ – Gnade, die das Herz des Credos der Assassinen war und die, wie er wusste, allen zuteilwerden sollte, selbst jenen, deren Existenz den Rest der Menschheit gefährdete –, hatte er damit in Wirklichkeit Schwäche gezeigt?
    Wenn dem so war, würde er sich seine Zweifel nie anmerken lassen, nicht einmal seinem Onkel Mario gegenüber, dem Anführer der Bruderschaft. Er straffte die Schultern. Er hatte den alten Mann zurückgelassen, auf dass er von eigener Hand sterben möge. Er hatte ihm Zeit zum Beten gelassen. Er hatte ihm nicht die Brust durchbohrt, um seines Todes sicher zu sein.
    Eine kalte Hand schien sich um Ezios Herz zu schließen, als eine klare Stimme in seinem Kopf sagte: Du hättest ihn töten sollen.
    Er schüttelte
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