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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen
Autoren: Oliver Bowden
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Sekunde erfuhr ich, warum Vaters Gehstock immer so komisch klapperte, denn ich sah eine Klinge daraus hervorschnellen, als er herumfuhr, um Mutter zu beschützen. Binnen eines Lidschlags überwand er die Distanz, aber bevor er die Klinge ganz aus ihrer Scheide gezogen hatte, überlegte er es sich anders, vielleicht weil er sah, dass der Dieb unbewaffnet war, und schob die Waffe zurück, sodass wieder ein Gehstock daraus wurde, und in derselben Bewegung ließ er ihn zwischen den Fingern wirbeln und schlug die Hand des Grobians beiseite.
    Der Dieb schrie vor Schmerz und Überraschung auf und prallte rücklings gegen Mr Birch, der ihn auf die Straße schleuderte und sich auf ihn warf, die Knie auf die Brust des Mannes und einen Dolch an seinen Hals gedrückt. Mir stockte der Atem.
    Ich sah über Vaters Schulter hinweg, wie sich Mutters Augen weiteten.
    „Reginald!“, rief Vater. „Nicht!“
    „Er wollte Euch berauben, Edward“, sagte Mr Birch, ohne sich umzudrehen. Der Dieb flennte. An Mr Birchs Hals traten die Sehnen hervor, die Knöchel seiner Hand, die den Dolch umklammerte, waren weiß.
    „Nein, Reginald, nicht auf diese Weise“, sagte mein Vater ruhig. Er hatte die Arme um Mutter gelegt, die ihr Gesicht an seiner Brust vergrub und leise schluchzte. Jenny stand auf der einen Seite dicht neben ihnen, ich auf der anderen. Um uns hatte sich eine Menge geschart, dieselben Vagabunden und Bettler, die uns eben noch bedrängt hatten, hielten jetzt respektvollen Abstand. Respektvollen und ängstlichen Abstand.
    „Ich meine es ernst, Reginald“, sagte Vater. „Legt den Dolch weg, und lasst den Mann los.“
    „Lasst mich nicht wie einen Narren dastehen, Edward“, erwiderte Birch. „Nicht vor jedermanns Augen, bitte. Wir wissen beide, dass dieser Mann es verdient, für seine Untat zu bezahlen, wenn schon nicht mit seinem Leben, dann vielleicht mit einem Finger. Oder zwei.“
    Abermals stockte mir der Atem.
    „Nein!“, befahl Vater. „Es wird kein Blut vergossen, Reginald. Wenn Ihr nicht augenblicklich tut, was ich sage, endet jede Verbindung zwischen uns.“ Vollkommene Stille senkte sich um uns. Nur der Dieb war zu hören, der immerzu hervorstieß: „Bitte, Sir, bitte, Sir, bitte, Sir, bitte …“ Die Arme waren an seinen Körper gepresst, mit den Beinen aber versuchte er, um sich zu treten, doch seine Füße scharrten nur nutzlos über das dreckige Kopfsteinpflaster.
    Bis Mr Birch sich endlich entschied und den Dolch zurückzog. Ein kleiner blutiger Schnitt blieb auf dem Hals des Mannes zurück. Als Mr Birch sich erhob, versetzte er dem Dieb einen Tritt. Der Mann brauchte keine weitere Aufforderung und krabbelte erst auf Händen und Knien ein Stück davon, bevor er sich aufrappelte und durch die Chesterfield Street davonrannte, froh und dankbar, mit dem Leben davongekommen zu sein.
    Unser Kutscher hatte sich wieder gefasst. Er stand an der Tür und bedeutete uns, schnell einzusteigen.
    Vater und Mr Birch standen einander gegenüber. Keiner ließ den Blick des anderen los. Als Mutter an mir vorbeieilte, sah ich Mr Birchs Augen lodern. Und ich sah, wie mein Vater ihn ganz ruhig anblickte, ihm die Hand reichte und sagte: „Danke, Reginald. In unser aller Namen danke ich Euch für Euer geistesgegenwärtiges Handeln.“
    Ich spürte Mutters Hand auf meinem Rücken, als sie mich in die Kutsche zu schieben versuchte, und reckte den Hals, um Vater zu sehen, der Mr Birch immer noch die Hand hinhielt. Doch der starrte ihn nur finster an und wollte nicht einschlagen.
    Gerade als ich vollends in die Kutsche gedrängt wurde, sah ich, wie Mr Birch endlich doch Vaters Hand ergriff, und seine wütende Miene zerfloss zu einem Lächeln – ein leicht verschämtes, reumütiges Lächeln, als würde ihm jetzt erst bewusst, was geschehen war. Die beiden schüttelten einander die Hand, und mein Vater schenkte Mr Birch jenes knappe Nicken, das ich so gut kannte. Es bedeutete, dass alles beigelegt war. Es bedeutete, dass eine Angelegenheit keiner weiteren Worte bedurfte.
    V
    Schließlich kehrten wir heim in unser Haus am Queen Anne’s Square, wo wir die Tür verriegelten und den Gestank von Rauch, Dung und Pferd aussperrten, und ich sagte Mutter und Vater, wie sehr ich meinen Abend genossen hatte, dankte ihnen überschwänglich und versicherte ihnen, dass der Zwischenfall auf der Straße mir den Abend nicht verdorben habe, während ich insgeheim befand, dass er sogar einer der Höhepunkte gewesen war.
    Aber es stellte sich
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