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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen
Autoren: Oliver Bowden
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umdrehte und den Kasten in das Geheimfach zurücklegte, und wenn er versuchte, vor mir zu verheimlichen, welches Buch das Fach öffnete, nun, dann war ihm das nicht gelungen. Es war die King-James-Bibel.

8. Dezember 1735
    I
    Heute fanden zwei weitere Beisetzungen statt, die der beiden Soldaten, die auf dem Grundstück stationiert gewesen waren. Soweit ich weiß, nahm Mr Digweed, Vaters Kammerdiener, an der Trauerfeier für den Captain teil, dessen Namen ich nie erfahren hatte. Der Bestattung des zweiten Mannes wohnte niemand von unserem Haushalt bei. Im Moment gibt es um uns herum so viel Verlust und Trauer, dass man den Eindruck hat, es sei einfach kein Platz für noch mehr, so harsch das auch klingen mag.
    II
    Nach meinem achten Geburtstag wurde Mr Birch ein regelmäßiger Gast in unserem Haus, und wenn er nicht mit Jenny im Garten spazieren ging oder in seiner Kutsche mit ihr in die Stadt fuhr oder im Salon saß und die Frauen bei Tee und Sherry mit Geschichten aus seiner Armeezeit unterhielt, dann konferierte er mit meinem Vater. Es war allen klar, dass er vorhatte, Jenny zu heiraten, und dass diese Verbindung Vaters Segen hatte, aber es hieß, Mr Birch habe darum gebeten, die Hochzeit zu verschieben. Er wolle erst so vermögend wie möglich sein, damit Jenny den Ehemann bekomme, den sie verdiene, und er habe eine Villa in Southwark ins Auge gefasst, damit sie auch in Zukunft wohnen könne, wie sie es gewohnt sei.
    Das begeisterte Mutter und Vater natürlich. Jenny weniger. Ab und zu sah ich sie mit geröteten Augen, und sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, rasch aus Zimmern zu fliehen, entweder in einem Anfall von Wut oder mit der Hand über den Lippen, um Tränen zu ersticken. Mehr als nur einmal hörte ich Vater sagen: „Sie fängt sich schon wieder.“ Und einmal warf er mir einen verstohlenen Blick zu und verdrehte die Augen.
    Im gleichen Maße, in dem sie unter der Bürde ihrer Zukunft dahinzuwelken schien, blühte ich in gespannter Erwartung der meinigen auf. Die Liebe, die ich für Vater empfand, drohte mich mit ihrer schieren Größe ständig zu verschlingen – ich liebte ihn nicht einfach nur, ich vergötterte ihn. Manchmal war es, als teilten wir beide ein Wissen, das vor dem Rest der Welt geheim gehalten wurde. Er fragte mich zum Beispiel oft, was mir meine Lehrer beigebracht hatten, hörte mir aufmerksam zu und fragte dann: „Warum?“ Wann immer er von mir etwas über Religion, Ethik oder Moral wissen wollte, erkannte er sofort, ob ich die Antwort einfach nur auswendig gelernt aufsagte oder wie ein Papagei wiederholte, und dann erinnerte er mich: „Nun, du hast mir gerade erzählt, was der alte Mr Fayling denkt. Aber wie steht es mit dir?“ Oder er legte mir eine Hand auf die Brust und sagte: „Jetzt kennen wir die Ansicht eines Jahrhunderte alten Dichters. Aber was sagt dir dein eigenes Herz, Haytham?“
    Heute weiß ich, was er damit bezweckte. Der alte Mr Fayling lehrte mich Fakten und Absolutheiten. Vater brachte mir bei, beides zu hinterfragen. Dieses Wissen, das der alte Mr Fayling mir vermittelte – wo lag sein Ursprung? Wer schrieb es auf, und warum sollte ich diesem Menschen vertrauen?
    Vater pflegte zu sagen: „Um etwas anders zu sehen, müssen wir erst einmal anders denken.“ Und es mag sich albern anhören, man mag darüber lachen, und vielleicht werde ich in ein paar Jahren zurückschauen und selbst darüber lachen, aber manchmal hatte ich den Eindruck, ich könnte spüren, wie sich mein Gehirn tatsächlich ausweitete , um die Welt so wie mein Vater zu sehen. Er hatte, wie mir schien, eine ganz besondere und eigene Art, die Welt zu sehen, eine Weltanschauung, die das Konzept von Wahrheit infrage stellte.
    Natürlich stellte ich den alten Mr Fayling infrage. Eines Tages, wir behandelten das Thema Heilige Schriften, forderte ich ihn regelrecht heraus, was mir einen Hieb seines Rohrstocks eintrug sowie das Versprechen, dass er meinen Vater darüber informieren werde, was er auch tat. Später ging Vater mit mir in sein Studierzimmer, und nachdem er die Tür geschlossen hatte, grinste er und tippte sich an den Nasenflügel. „Haytham, oft ist es am besten, seine Gedanken für sich zu behalten. Sie quasi offen zu verstecken.“
    Das tat ich von da an. Und ich begann, mir die Menschen um mich her anzusehen, und ich versuchte, in sie hineinzuschauen, als könnte ich irgendwie erahnen, wie sie die Welt sahen, ob nun in der Art und Weise des alten Mr Fayling oder in der meines
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