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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen
Autoren: Oliver Bowden
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Familie?
    Zugleich fiel mir ein, dass ich mich besser beeilen sollte. Es war beinah Mittag – und damit Zeit für meine Ausbildung an den Waffen.

7. Dezember 1735
    I
    Ich komme mir unsichtbar vor, wie gefangen zwischen Vergangenheit und Zukunft. Ringsum führen die Erwachsenen angespannte Gespräche. Ihre Gesichter wirken verhärmt, und die Damen schluchzen. Natürlich schürt man mehrere Feuer und hält sie am Brennen, doch das Haus ist leer bis auf uns wenige und die Habseligkeiten, die wir aus der ausgebrannten Villa retten konnten, und es herrscht ein ständiges Gefühl der Kälte. Draußen hat es zu schneien begonnen, hier drinnen haben sich Kummer und Schmerz eingenistet, die einen bis ins Mark frösteln lassen.
    Da es für mich kaum etwas anderes zu tun gibt, als in mein Tagebuch zu schreiben, hatte ich eigentlich gehofft, meine bisherige Lebensgeschichte auf den neuesten Stand bringen zu können, aber es gibt anscheinend doch mehr zu sagen, als ich zunächst gedacht hatte, und natürlich gab es auch andere wichtige Angelegenheiten, die zu besorgen waren. Beisetzungen. Heute die von Edith.
    „Seid Ihr sicher, Master Haytham?“, hatte Betty mit gerunzelter Stirn gefragt, die Augen müde. Seit Jahren – solange ich zurückdenken kann – hatte sie Edith assistiert. Der Verlust traf sie ebenso schwer wie mich.
    „Ja“, sagte ich, wie immer in meinen Anzug gekleidet, zu dem ich heute eine schwarze Krawatte trug. Edith war alleinstehend und ohne Familie gewesen, und so waren es nur die überlebenden Kenways und die Hausangestellten, die sich im unteren Stockwerk zu einem Leichenschmaus versammelten, bei dem es Schinken, Ale und Kuchen gab. Als der vorbei war, luden die Männer vom Bestattungsinstitut, die bereits ziemlich betrunken waren, Edith in den Leichenwagen, um die Tote zur Kapelle zu schaffen. Wir nahmen in den Kutschen für die Trauergäste Platz. Nur zwei waren nötig. Als auch das vorüber war, zog ich mich auf mein Zimmer zurück, um meine Geschichte weiterzuschreiben …
    II
    Zwei Tage nachdem ich mit Tom Barretts Augapfel gesprochen hatte, gingen mir seine Worte immer noch im Kopf herum. Deshalb beschloss ich, als Jenny und ich allein im Salon waren, meine Schwester danach zu fragen.
    Jenny.
    Ich war fast acht, und sie war einundzwanzig, und wir hatten so viel gemeinsam wie ich und der Mann, der die Kohlen lieferte. Wahrscheinlich sogar noch weniger, wenn ich es recht bedachte, denn der Mann, der die Kohlen lieferte, und ich lachten immerhin beide gern, während ich Jenny kaum einmal lächeln, geschweige denn lachen gesehen hatte.
    Sie hat glänzendes schwarzes Haar, und ihre Augen sind dunkel und … nun ja, ich würde sie als irgendwie „schläfrig“ bezeichnen, aber ich hatte auch schon vernommen, dass man sie als „grüblerisch“ beschrieb. Und mindestens ein Verehrer war sogar so weit gegangen zu behaupten, sie habe einen „rauchigen Blick“, was immer darunter auch zu verstehen sein mag. Jennys Aussehen war ein beliebtes Gesprächsthema. Sie ist eine wahre Schönheit, zumindest höre ich das oft.
    Für mich allerdings war sie einfach nur Jenny, die sich so oft geweigert hatte, mit mir zu spielen, dass ich es längst aufgegeben hatte, sie darum zu bitten, und die ich in Gedanken immer nur in einem hochlehnigen Sessel sitzen sah, den Kopf über ihre Näh- oder Stickarbeit gesenkt oder was immer sie gerade mit Nadel und Faden tat. Und das stets mit düsterer Miene. Den rauchigen Blick, den ihre Bewunderer ihr nachsagten, konnte ich nur als finster beschreiben. Oder missmutig und mürrisch.
    Und doch hatten wir eine Gemeinsamkeit, obwohl wir kaum mehr waren als Gäste im Leben des anderen, wie Schiffe, die zwar im selben Hafen lagen, aber immer nur dicht aneinander vorbeisegelten, ohne je Kontakt aufzunehmen. Wir hatten denselben Vater. Und Jenny, die dreizehn Jahre älter war, wusste mehr über ihn als ich. Daher wurde ich es nicht müde zu versuchen, sie in ein Gespräch zu verwickeln, trotzdem sie mir über die Jahre immer wieder gesagt hatte, ich sei zu dumm oder zu jung, um es zu verstehen – oder auch zu dumm und zu jung. Einmal hatte sie sogar gesagt, ich sei zu kurz , um es zu verstehen, was immer das auch bedeuten sollte. Ich weiß nicht, warum ich es nicht aufgab, denn, wie gesagt, ich erfuhr nie etwas von ihr. Vielleicht tat ich es, um ihr auf die Nerven zu gehen. Diesmal jedoch, zwei Tage oder so nach meiner Begegnung mit Toms Augapfel, versuchte ich es, weil ich wirklich
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