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Ashton, der Heißbluetige

Titel: Ashton, der Heißbluetige
Autoren: Connie Brockway
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die aus den Silbervasen quollen, dort standen, weil sie einem anderen Mann gefielen.
    Neid wuchs in ihm wie ein Krebsgeschwür, wuchernd und heimtückisch. Er durchdrang jeden Gedanken, so dass schon bald allein der stets lauernde Hunger ihn beherrschte. Noch nicht einmal seine hübsche junge Frau vermochte mehr, diesen Hunger zu stillen oder wenigstens zu lindern.
    Er fing an, die McClairen und alles Schottische zu hassen, sie als die Fesseln zu betrachten, die ihn an der Erfüllung seiner Wünsche hinderten. Seine Blicke richteten sich immer öfter gen Süden nach London, wie ein verlassener Liebhaber, der nach einer früheren Mätresse schmachtet. Dieses neuerlich angefachte Verlangen loderte in ihm, bis es eine alles verzehrende Feuersbrunst wurde. Er musste in den Schoß der Gesellschaft zurückkehren. Nach London.
    Seine bösen Gedanken hielt er sorgsam verborgen. Nur Janet wusste um sie - und das bloß deswegen, weil sie die kühle Zurückhaltung in seinem Blick gesehen hatte, wann immer er ihrer beider Söhne betrachtete.
    Ungefähr zu dieser Zeit sandte Colin McClairen, Ians viele Jahre abwesender Bruder, seine Ehefrau und seine Kinder nach Maiden's Blush, während er selbst in Übersee blieb. Ian bot ihnen Räume in der Burg an, aber Colins Ehefrau beschloss, lieber auf dem Festland zu wohnen.
    Dann, zwei Jahre später, ging 1745 Bonny Prince Charlie im Norden Schottlands an Land. Die McClairen versammelten sich um ihn und hatten an seinem triumphalen Marsch auf Edinburgh großen Anteil. Sie hätten auch in seinem noch viel triumphaleren Marsch auf London eine bedeutende Rolle gespielt - doch irgendjemand hatte ihre Pläne verraten.
    Charles Stuart wurde bei Culloden geschlagen und floh nach Frankreich. Ian und seine Gefährten wurden gefangen genommen, nach Newcastle gebracht, des Hochverrates angeklagt, verurteilt und hingerichtet. Sogar Colins Söhne wurden eingekerkert, während der Duke of Cumberland, der die königlichen Truppen anführte, wie eine Sense mit glühender Schneide durch die Highlands fegte, in einer bisher nie da gewesenen, entsetzlichen Demonstration von gnadenloser Vergeltung.
    Zuerst verdächtigte Janet ihren Mann nicht des Verrates an ihrem Clan. Aber als er Maiden's Blush von König George erhielt, wurde sie unruhig. Sie bemühte sich, ihm zu glauben, wenn er behauptete, er habe die Festung nur angenommen, da er sie als Engländer leichter halten könne, bis Colin zurückkäme, der rechtmäßige Eigentümer und neue Laird.
    Verrat hatte erreicht, was Gewalt nicht vermocht hatte: Zum ersten Mal seit zweihundert Jahren lebte kein männlicher McClairen auf McClairen’s Isle. Der neue Laird war nicht heimgekehrt, und da sich keine Stimme zu ihrer Verteidigung erhob, schmachteten seine Söhne im Kerker.
    Merrick begann mit aufwändigen Renovierungsarbeiten an der Burg.
    Da wusste Janet Bescheid, auch wenn sie nicht fragte. Sie wagte es nicht. Es war zu spät für Ian und seine Männer, für Colins Söhne, aber nicht für ihre Kinder.
    So sagte sie sich wenigstens.
    Eine Zeit lang nagte der Verdacht an ihr, machte sie krank. Nun, als die Dämmerung sich über das Meer senkte, wandte sie sich von dort, wo sie am äußersten Ende der Terrassengärten saß, um und betrachtete die Burg.
    Wegen der peinlich üppigen Verzierungen, mit denen die alte Festung seit kurzem herausgeputzt worden war, hatte ein Witzbold sie in „Wanton's Blush“ - Errötende Dirne - umgetauft. Es war ein selten treffender Name. Jahrhundertelang hatte sie die mitgenommene Rüstung eines Wachsoldaten getragen, jetzt jedoch ähnelte sie nichts so sehr wie einer verlegenen, aufgeputzten, in die Jahre gekommenen Braut. Frisch getüncht, die dunklen Rippen mit Ziegeln verkleidet, das moosbedeckte Dach gegen glänzenden Schiefer ausgetauscht, stand sie wie neu dort.
    Selbst die Umgebung hatte man nicht belassen, wie sie seit Erbauung der Burg gewesen war. Der wuchernde Stechginster und die windgebeugten Kiefern, die sich wie mürrische Bauern zu ihren Füßen gedrängt hatten, waren durch höflich knicksende Ziersträucher ersetzt worden. Nur der alte Küchengarten, wohin Janet und ihre Kinder sich zurückgezogen hatten, war unangetastet geblieben. An den Steinmauern rankten sich noch immer Spaliere mit alten Bim- und Apfelbäumen, dünne Zwiebelstängel leuchteten im Zwielicht der Dämmerung weißlich, und die Luft war schwer vom Duft von Majoran und Minze.
    „Gehört es uns?“ fragte Ashton, Janets ältester
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