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Asche zu Asche

Asche zu Asche

Titel: Asche zu Asche
Autoren: Jennifer Armintrout
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    Ich war mir nicht sicher, was er vorhatte. Aber in dieser einen Sekunde eilte Cyrus vorwärts, einen gezogenen Pflock in der Hand. Er hob die Waffe gegen seinen Vater, und bevor ich sehen konnte, was der Souleater tat, hatte er Cyrus’ Arm hinter seinem Rücken in einem unnatürlichen Winkel festgehalten.
    „Warum kämpfst du gegen mich an?“, fragte Jacob. Es hörte sich so an, als sei er tief verletzt, während er Cyrus’ Arm verdrehte. Ich hörte die Knochen brechen und sah, wie der Pflock ihm aus der Hand fiel. Er schrie. Der Souleater verzog das Gesicht. „Warum trachtest du mir nach dem Leben?“
    „Weil ich weiß, dass du ein Feigling bist! Du wirst sie töten, so wie du all die anderen umgebracht hast, die dir deine Macht streitig machten!“, rief Cyrus. Die Tränen flossen ihm über das Gesicht, ob sie von dem Schmerz in seinem Arm oder von der Trauer stammten, konnte man nicht sagen. Aber beide Gefühle spürte ich sehr deutlich, und ich griff mir an die Brust. Ich litt unter seiner furchtbaren Trauer und Frustration. „Du wirst sie mir nicht wegnehmen!“
    Der Souleater schaute erstaunt um sich. „Sie ist wertlos. Du wertest ihr Leben höher als meines!“
    „Ja, das tue ich!“ Cyrus hielt seinen verletzten Arm so dicht an seinen Körper wie es ging, sein Mund stand offen, ohne dass er vor Schmerz aufschrie. Er ließ sich besiegt auf die Knie fallen. „Ich weiß es nicht. Ich bin diese Schmerzen leid.“
    Ich wollte zu ihm gehen und ihn in den Arm nehmen. Aber es war sein Vater, der ihn tröstete und ihm die Hand auf den Kopf legte. „Und ich kann den Schmerz von dir nehmen. Mein Sohn. Ich kann dich von allem befreien.“
    Hör nicht auf ihn, flehte ich Cyrus leise an, aber meine Gedanken flogen zu mir zurück mit nichts als einem verzweifelten Echo. Cyrus hörte mir nicht zu. Er hatte sich entschieden.
    „Lass mich dir helfen, mein Sohn.“ Er kniete neben ihm. „Komm her zu mir.“
    Er wird ihn aussaugen!, schrie ich tonlos zu Nathan hinüber. Er wird ihn aussaugen und ihn noch einmal verwandeln.
    Beruhige dich, Carrie. Sag nichts .
    Wenn ich in der richtigen Verfassung gewesen wäre, dann hätte ich den Sinn in Nathans Worten erfasst. Aber alles, was ich in diesem Moment spürte, war ein unvorstellbarer Schmerz, dass mein Zögling mir genommen werden würde. Dass mein Leben sinnlos werden würde.
    Daher hatte ich nicht gesehen, dass Cyrus einen Pflock gezogen hatte. Mein Blick ruhte auf dem Gesicht des Souleaters, wie es sich verwandelte, als seine Reißzähne in Cyrus’ Haut stießen.
    Also schrie ich: „Er hat deine Stiefmutter ermordet!“
    Das Ungeheuer hielt inne. Ich konnte nicht aufhören zu sprechen. „Er hat sie ins Feuer gestoßen. Er war es, der sie umgebracht hat!“
    Er ließ Cyrus los, als wollte er sich entschuldigen. Dann sah er den Pflock in Cyrus’ Hand und holte aus, um ihn zu schlagen.
    Cyrus war schneller. Er trat die Füße seines Vaters um, sodass Jacob auf dem Rücken landete. Bevor er wieder aufstehen konnte, hatte Cyrus einen Fuß auf seinem Brustkorb.
    „Du hast sie getötet?“ Sein Gesicht war wutverzerrt. „Du hast sie getötet?“
    „Sie war eine wertlose Kuh“, brachte der Souleater hervor. Das Geräusch, mit dem seine Knochen unter Cyrus’ Gewicht nachgaben, wurde vom Gurgeln des Blutes gefolgt, das in seiner Kehle aufstieg. „Und nun werde ich dich zu ihr schicken!“
    Blitzschnell stellte er die Füße auf den Boden und sprang auf, während er Cyrus’ Arm ergriff. Aber er hatte den falschen Arm erwischt. Cyrus brauchte nur eine Sekunde, um den Pflock fest in die Brust seines Vaters zu jagen.
    Ich stellte mich auf die starken Winde und auf den wilden Aschesturm ein, der sicherlich folgen würde. Aber es geschah nichts. Der Schmerzensschrei des Souleaters verwandelte sich in fieses Gelächter.
    Ich dachte an Cyrus’ Herz und daran, dass er es in einer Kiste aufbewahrte.
    Ich dachte an mein eigenes Herz, das Nathan in einer Schatulle auf seinem Nachtschrank aufbewahrte.
    Der Souleater hatte seine Hand um Cyrus’ Hals gelegt. Er hob ihn mit einer Hand vom Boden hoch, mit der anderen zog er sich den Holzstab aus dem Herzen, woraufhin ein Blutstrom herausschoss.
    Dann stach er ohne ein weiteres Wort Cyrus ins Herz. Es gab keinen Sturm, keine spektakuläre Flamme. Cyrus’ zweites Vampirleben endete in einem bedeutungslosen Häufchen Asche.
    Ich spürte einen erschütternden Schmerz, der sich fast genauso anfühlte wie die Qual, als ich ihn
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