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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
Autoren: Bernard Cornwell
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vorwurfsvoll.
    »Das mag dir so vorgekommen sein«, gab Merlin leichthin zurück,
    »aber vielleicht wollten wir uns dir nur nicht zeigen. Hast du Prinz Gawain schon kennengelernt?« Er deutete auf den jungen Mann, der sich erhob und grüßend vor mir verneigte. »Gawain ist der Sohn von König Budic von Broceliande«, erklärte mir Merlin, »und somit Arthurs Neffe.«
    »Lord Prinz«, begrüßte ich Gawain. Ich hatte schon von ihm gehört, ihn aber noch nicht persönlich kennengelernt. Broceliande war das britannische Königreich hinter dem Meer in Armorica, und da die Franken in letzter Zeit seinen Grenzen schwer zusetzten, waren Besucher aus diesem Reich selten geworden.
    »Es ist mir eine Ehre, Euch kennenzulernen, Lord Derfel«, sagte Gawain höflich. »Euer Ruhm hat sich weit über Britannien hinaus verbreitet.«
    »Sei nicht albern, Gawain«, fuhr Merlin ihn an. »Derfels Ruhm hat sich nirgends verbreitet, es sei denn vielleicht in seinem Dickschädel. Gawain ist hier, um mir zu helfen«, erläuterte er.
    »Wobei?« wollte ich wissen.
    »Die Kleinodien zu beschützen, natürlich. Wie ich gehört habe, ist er ein gewaltiger Speerkämpfer. Stimmt das, Gawain? Bist du gewaltig?«
    Gawain lächelte nur. Er wirkte nicht besonders gewaltig, denn er war ein noch sehr junger Mann, von etwa fünfzehn, sechzehn Sommern und mußte sich noch nicht rasieren. Das lange blonde Haar verlieh seinem Gesicht einen mädchenhaften Ausdruck, während sich die weiße Rüstung, die vorhin so kostbar auf mich gewirkt hatte, aus der Nähe als eine Schicht Kalktünche auf schlichtem Eisen entpuppte. Wären da nicht seine Selbstsicherheit und sein unbestreitbar gutes Aussehen gewesen, hätte man über ihn lachen können.
    »Also, was hast du so getrieben, seit wir uns zum letztenmal gesehen haben?« fragte mich Merlin, und dann erzählte ich ihm von Guinevere, woraufhin er mich höhnisch fragte, wie ich denn glauben könne, daß sie sich ihr Leben lang einsperren lasse. »Arthur ist ein Schwachkopf«, behauptete er. »Guinevere mag klug sein, aber er braucht sie nicht. Er braucht etwas Schlichtes, Einfältiges, etwas, das sein Bett warmhält, während er sich um die Sachsen kümmert.« Er saß auf dem Ruhebett und lächelte, während die beiden Kinder, die den Kessel in den Hof hinausgetragen hatten, ihm einen Teller mit Brot und Käse und eine Flasche Met brachten. »Abendessen!« sagte er fröhlich. »Leiste mir Gesellschaft, Derfel, denn wir wollen mit dir reden. Setz dich! Du wirst feststellen, daß der Boden recht bequem ist. Setz dich neben Nimue.«
    Ich gehorchte. Bis jetzt hatte mich Nimue ignoriert. Die Höhle ihres fehlenden Auges, das ein König ihr herausgerissen hatte, war mit einer Klappe bedeckt, und ihre Haare, die sehr kurz geschnitten worden waren, bevor wir südwärts zu Guineveres Seepalast zogen, waren nachgewachsen, wenn sie auch immer noch so kurz waren, daß sie ihr ein knabenhaftes Aussehen verliehen. Sie schien zornig zu sein, aber Nimue wirkte immer zornig. Sie hatte sich einer einzigen Sache verschrieben, der Suche nach den Göttern, und sie verachtete alles, was sie von dieser Suche ablenkte; daher hielt sie Merlins ironische Witzeleien vermutlich für Zeitverschwendung. Sie und ich waren zusammen aufgewachsen, und ich hatte ihr in den Jahren seit unserer Kinderzeit mehr als einmal das Leben gerettet, sie ernährt und sie gekleidet. Und dennoch behandelte sie mich immer noch, als sei ich ein unbedarfter Junge.
    »Wer regiert Britannien?« fragte sie mich unvermittelt.
    »Falsche Frage!« fuhr Merlin sie mit unerwarteter Heftigkeit an. »Das ist die falsche Frage!«
    »Nun?« hakte sie nach, ohne sich um Merlins Zorn zu kümmern.
    »Niemand regiert Britannien«, antwortete ich.
    »Richtige Antwort«, warf Merlin rachsüchtig ein. Seine üble Laune hatte Gawain verwirrt, der hinter Merlins Ruhebett stand und Nimue besorgt musterte. Er hatte Angst vor ihr, aber das konnte ich ihm nicht verdenken. Die meisten Menschen hatten Angst vor Nimue.
    »Und wer regiert Dumnonia?« fragte sie mich.
    »Arthur«, gab ich zurück.
    Nimue warf Merlin einen triumphierenden Blick zu, aber der Druide schüttelte den Kopf. »Das Wort ist rex «, sagte er, » rex , und wenn einer von euch auch nur die geringste Ahnung von Latein hätte, so wüßtet ihr, daß rex König heißt, und nicht Kaiser. Das Wort für Kaiser ist Imperator . Sollen wir alles aufs Spiel setzen, nur weil ihr ungebildet seid?«
    »Arthur regiert Dumnonia«,
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