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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst
Autoren: Bernard Cornwell
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Niemand, sie von ganzem Herzen liebte. Ich trug ihre Brosche am Wams und ihr Antlitz im Herzen. Ich hatte sogar einen Eid geschworen, sie zu beschützen, und sie hatte den Eid nicht abgelehnt. Ihre Billigung hatte mich mit der wahnsinnigen Hoffnung erfüllt, daß meine Liebe zu ihr nicht hoffnungslos sei, aber sie war es dennoch. Ceinwyn war eine Prinzessin und mußte einen König heiraten, ich aber war ein von einer Sklavin geborener Speerkämpfer und würde heiraten, wie es mir anstand.
    Ich sagte nichts von meiner Liebe zu Ceinwyn, und Arthur, der in dieser Siegesnacht über Britannien verfügte, hegte keinerlei Argwohn. Warum sollte er auch? Hätte ich ihm gestanden, daß ich Ceinwyn liebte, hätte er das für so unerhört anmaßend gehalten wie den Wunsch eines Hahns auf dem Mist, sich mit einem weiblichen Adler zu paaren. »Ihr kennt doch Ceinwyn, nicht wahr?« fragte er mich.
    »Ja, Lord.«
    »Und sie mag Euch«, sagte er, aber nur halb fragend.
    »Das wage ich zu vermuten«, antwortete ich ehrlich und dachte an Ceinwyns bleiche, silbrige Schönheit. Die Vorstellung, daß sie in die Obhut des eitlen Lancelot gegeben werden sollte, war mir verhaßt. »Sie mag mich wohl«, fuhr ich fort, »deswegen hat sie mir erklärt, daß sie für diese Vermählung keine große Begeisterung hegt.«
    »Warum sollte sie auch?« gab Arthur zurück. »Sie ist Lancelot noch nie begegnet. Ich erwarte keine Begeisterung von ihr, Derfel, sondern Gehorsam.«
    Ich zögerte. Vor der Schlacht, als Tewdric den Krieg, der sein Land zu zerstören drohte, verzweifelt zu beenden suchte, war ich mit einer Friedensmission zu Gorfyddyd gezogen. Diese Mission war fehlgeschlagen, aber ich hatte mit Ceinwyn gesprochen und ihr von Arthurs Hoffnung erzählt, daß sie sich mit Lancelot vermählen werde. Sie hatte die Idee nicht zurückgewiesen, sie aber auch nicht begrüßt. Damals hatte natürlich niemand daran geglaubt, daß Arthur Ceinwyns Vater in der Schlacht besiegen könnte; aber Ceinwyn hatte diese unwahrscheinliche Möglichkeit in Betracht gezogen und mich gebeten, von Arthur eine Gefälligkeit zu erbitten, falls er tatsächlich gewinnen sollte. Sie erbat seinen Schutz, und ich, der ich so sehr in sie verliebt war, legte das als Bitte aus, sie nicht zu einer Vermählung zu zwingen, die sie nicht wünschte. Jetzt berichtete ich Arthur, daß sie um seinen Schutz gebeten hatte. »Sie ist schon zu oft versprochen worden, Lord«, setzte ich hinzu. »Und zu oft enttäuscht. Und ich glaube, sie möchte für eine gewisse Zeit in Ruhe gelassen werden.«
    »Zeit!« Arthur lachte. »Sie hat keine Zeit, Derfel. Sie ist fast zwanzig! Sie kann nicht unvermählt bleiben wie eine Katze, die keine Mäuse fangen will. Und wen sonst könnte sie heiraten?« Er tat ein paar Schritte. »Sie hat meinen Schutz«, sagte er dann, »aber könnte sie sich einen besseren Schutz wünschen als den, sich mit Lancelot zu vermählen und einen Thron zu besteigen? Und was ist mit Euch?« fragte er unvermittelt.
    »Mit mir?« Sekundenlang dachte ich, er wolle mir vorschlagen, Ceinwyn zu heiraten, und mein Herz tat einen Sprung.
    »Ihr seid fast dreißig«, sagte er, »da wird es Zeit, daß Ihr Euch vermählt. Sobald wir wieder in Dumnonia sind, werden wir uns darum kümmern. Vorerst aber wünsche ich, daß Ihr nach Powys geht.«
    »Ich, Lord? Nach Powys?« Wir hatten gerade erst gegen das Heer von Powys gekämpft und es besiegt, und ich konnte mir kaum vorstellen, daß ein feindlicher Krieger in Powys willkommen war.
    Arthur packte meinen Arm. »In den kommenden Wochen, Derfel, ist es für uns das wichtigste, daß Cuneglas zum König von Powys ausgerufen wird. Er meint zwar, daß niemand ihn herausfordern wird, aber ich möchte sichergehen. Ich wünsche, daß sich einer meiner Männer in Caer Sws aufhält – zum Beweis unserer Freundschaft. Nichts weiter. Ich möchte nur einem potentiellen Herausforderer klarmachen, daß er es nicht nur mit Cuneglas zu tun bekommen wird, sondern auch mit mir. Wenn Ihr dort seid und wenn man sieht, daß Ihr sein Freund seid, wird diese Botschaft klar und eindeutig sein.«
    »Warum nicht einhundert Mann hinschicken?« fragte ich ihn.
    »Weil es dann aussieht, als wollten wir Cuneglas mit Gewalt auf den Thron von Powys setzen. Das möchte ich vermeiden. Ich brauche ihn als Freund, und ich möchte nicht, daß er als besiegter Mann nach Powys zurückkehrt. Außerdem« – er lächelte – »wiegt Ihr allein einhundert Mann auf, Derfel. Das habt Ihr
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