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Artemis Fowl

Artemis Fowl

Titel: Artemis Fowl
Autoren: Eoin Colfer
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die Menschen akzeptierten jede Geschichte, wie verrückt sie auch sein mochte, wenn dabei etwas für sie heraussprang. Vorzugsweise etwas Grünes, das sich zusammenfalten ließ.
     
    * * *
     
    Artemis hörte eine Stimme, die seinen Namen rief. Da war auch ein Gesicht, aber es war verschwommen und kaum zu erkennen. Vielleicht sein Vater?
    »Vater?« Das Wort fühlte sich seltsam an in seinem Mund. Ungewohnt, eingerostet. Artemis schlug die Augen auf.
    Es war Butler, der sich über ihn beugte. »Artemis. Sind Sie wach?«
    »Ah, Butler, Sie sind es.«
    Mühsam erhob sich Artemis, und von der Anstrengung wurde ihm schwindlig. Er erwartete Butlers Hand an seinem Arm, um ihn zu stützen, doch vergeblich. Juliet lag auf einer Chaiselongue und sabberte auf ihr Kissen. Offensichtlich hatte bei ihr die Wirkung des Trunks noch nicht nachgelassen.
    »Es waren nur Schlaftabletten, Butler. Harmlos.«
    Die Augen des Dieners funkelten gefährlich. »Erklären Sie mir das.«
    Artemis rieb sich die Augen. »Später, Butler. Ich fühle mich noch ein bisschen -«
    Butler verstellte ihm den Weg. »Artemis, meine Schwester liegt betäubt auf dem Sofa. Sie wäre beinahe umgekommen. Also erklären Sie mir das, und zwar sofort!«
    Artemis begriff, dass man ihm einen Befehl erteilt hatte. Er schwankte, ob er nicht beleidigt sein müsste, sah dann aber ein, dass Butler Recht hatte. Er war zu weit gegangen.
    »Ich habe euch nichts von den Schlaftabletten erzählt, weil ihr dann dagegen angekämpft hättet. Das ist vollkommen normal. Aber für den Plan war es unerlässlich, dass wir alle sofort einschliefen.«
    »Und was genau war der Plan?«
    Artemis ließ sich in einen bequemen Sessel sinken. »Der Schlüssel zu der ganzen Sache war der Zeitstopp. Das ist der Trumpf der ZUP, der sie seit Jahrhunderten unbesiegbar macht. Alles, was sich in seinem Einflussbereich befindet, wird sozusagen eingefroren. Zusammen mit der Biobombe eine perfekte Kombination.«
    »Wozu dann die Betäubung?«
    Artemis lächelte. »Sehen Sie mal aus dem Fenster. Sie sind verschwunden. Es ist vorbei.«
    Butler warf einen Blick durch die Gardinen. Das Licht war hell und klar, keine Spur von Blau. Dennoch blieb der Diener unbeeindruckt. »Gut, im Moment sind sie weg, aber sie kommen garantiert wieder.«
    »Nein. Das wäre gegen die Regeln. Wir haben sie geschlagen. Das war's, Ende der Vorstellung.«
    Butler zog die eine Augenbraue hoch. »Und die Schlaftabletten?«
    »Ich sehe schon, Sie gestatten mir keine Ausflüchte.«
    Unerbittliches Schweigen.
    »Also gut. Ich müsste mir einen Weg ausdenken, wie wir dem Zeitfeld entkommen konnten. Ich habe das ganze Buch durchgekämmt, aber nichts gefunden. Nicht den geringsten Hinweis. Selbst die Unterirdischen haben noch keine Möglichkeit entdeckt. Also bin ich zum Alten Testament zurückgegangen, denn zu der Zeit waren ihr Leben und unseres noch miteinander verbunden. Sie kennen ja die Geschichten: Elfen, die in der Nacht Schuhe putzten, Feen, die das Haus sauber machten und so weiter - magische Unterstützung im Austausch dafür, dass wir ihre Feenhügel unbehelligt ließen. Die Lösung hieß natürlich Santa Claus.«
    Butler wären fast die Augen aus den Höhlen gesprungen. »Santa Claus?«
    Artemis hob die Hände. »Ich weiß, ich weiß. Ich war selbst ein wenig skeptisch. Aber anscheinend stammt unser guter Weihnachtsmann nicht von einem türkischen Heiligen ab, sondern ist eigentlich San D'Klass, der dritte König der Frond-Elfendynastie, auch bekannt als San der Getäuschte.«
    »Kein besonders ansprechender Name.«
    »Stimmt. D'Klass dachte, die Gier der Menschenwesen in seinem Königreich könnte dadurch gestillt werden, dass er großzügige Geschenke verteilte. Einmal im Jahr rief er die großen Zauberer zusammen und trug ihnen auf, ein riesiges Zeitfeld über sein Reich zu legen. Scharen von Feen wurden ausgesandt, um die Geschenke zu verteilen, während die Menschen schliefen. Aber natürlich funktionierte es nicht. Die Gier der Menschenwesen kann niemals gestillt werden, schon gar nicht durch Geschenke.«
    Butler runzelte die Stirn. »Was, wenn die Menschenwe... also wir... aufgewacht wären?«
    »Ah ja, hervorragende Frage. Das ist genau der springende Punkt: Wir konnten nicht aufwachen. Das liegt in der Natur des Zeitstopps. Man bleibt in dem Bewusstseinszustand, in dem man sich zu Beginn befunden hat, man kann weder aufwachen noch einschlafen. Sie haben doch sicher während der letzten Stunden die Müdigkeit in
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