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Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht
Autoren: Robert Asprin
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überzeugt.
    Deshalb mußte er sie stellen. Hier, irgendwo. Mußte sie dazu bringen, daß sie ihn freigab.
    Aber er fand sie in der Bierstube nicht, nur einen fetten, fast kahlköpfigen alten Mann, der in den zwei Jahren, seit er ihn das letzte Mal gesehen hatte, zu sehr gealtert war und dessen Augen tieferen Frost verrieten, als der Winter je nach Freistatt trug.
    Der alte Mann nickte mit dem Kinn auf der Faust, als Katzenpfote ihm vom Schicksal seiner Tochter erzählte. »Ihr habt Euer Bestes getan, Sohn. So, wie wir es jetzt alle tun. Es scheint so lange her zu sein, und wir haben so schlimme Schwierigkeiten hier ...« Er hielt inne, seufzte zittrig und fuhr mit dem Ärmel über die roten Augen. Da erkannte Niko, daß der Schmerz des Vaters immer noch frisch und scharf war.
    Niko stand auf von dem Marmortisch, wo er den Vater allein mit den Abrechnungen der Nacht gefunden hatte, und blickte den Wirt an. »Laßt es mich wissen, wenn ich irgendetwas für Euch tun kann. Zumindest die nächsten beiden Wochen bin ich in der Söldnergildenhalle zu finden.«
    Der alte Wirt schneuzte sich in die Lederschürze, dann legte er den Kopf zurück. »Tun? Laßt meine anderen Töchter in Ruhe, das ist alles.«
    Niko hielt dem durchdringenden Blick stand, bis der Mann sich entschuldigte. »Tut mir leid, Sohn. Wir alle wissen, daß niemand an den Untoten schuld ist, außer jenen, die sie dazu machten. Möge das Glück Euch hold sein, Katzenpfote. Wie sagen Eure Schwertbrüder? Ah ja, ich erinnere mich: >Leben und immerwährenden Ruhm.<« Zuviel Bitterkeit schwang in der Stimme des Vaters, als daß Niko hätte mißverstehen können, was ungesagt blieb.
    Trotzdem mußte er davon sprechen: »Mein Herr, ich möchte Euch um einen Gefallen bitten — nennt mich nicht so, weder hier, noch sonstwo. Erwähnt niemandem gegenüber, daß ich in der Stadt bin. Ich kam zu Euch nur, weil ... weil ich es mußte. Um Tamzens willen.« Zum ersten Mal wurde der Name des Mädchens erwähnt, das die Tochter des Älteren und die Liebste des Jüngeren gewesen war. Tamzen hatte nun ihre ewige Ruhe, die sie viel zu lange nicht fand, weil Roxane sich ihrer und anderer Kinder als Untoter bedient hatte — Kinder, die nun an den Hängen des Hexenwalls begraben lagen.
    Er verließ die Bierstube, sobald der Alte die Hände vor die Augen gedrückt und etwas wie eine Zustimmung gemurmelt hatte. Er hätte nicht hierherkommen sollen. Statt ihm Trost zu bringen, hatte er dem alten Wirt Schmerzen bereitet. Aber er hatte es tun müssen, zu seiner eigenen Beruhigung. Weil das Mädchen von der Hexe gegen ihn benutzt worden war, weil er ein Kind hatte töten müssen, um eine Kinderseele zu retten. Er fragte sich, ob er erwartet hatte, daß der Alte ihn frei von Schuld spreche — als ob das überhaupt jemand könnte! Und dann, während er hinaus auf die Straßen der Grünen Zone trat, fragte er sich, wohin er gehen sollte. In Richtung Labyrinth flackerten Fackeln — winzig, aus dieser Entfernung, aber sie dienten als Warnung, daß es Unruhen im unteren Stadtviertel gab.
    Niko wollte nicht in irgendwelche tödlichen Auseinandersetzungen Freistatts verwickelt und von irgendeiner Seite angeworben werden — auch nicht von Strats —, ja, er wollte nicht einmal Einzelheiten erfahren, wer im Recht und wer im Unrecht war. Wahrscheinlich war jeder gleichermaßen schuldig und unschuldig. Kriege hatten ihre Art, sowohl aus Schwarz wie aus Weiß Grau zu machen, und Bürgerkriege oder Befreiungskriege waren am schlimmsten.
    Er schlenderte durch bessere Straßen, mit der Hand um die Schwertscheide, bis er zu einer Kreuzung gelangte, wo das Tor zum Vorgarten eines vornehmen Eckhauses offenstand. Gegenüber kauerte ein Bettler. Ein Bettler so tief in der Oberstadt war ungewöhnlich.
    Niko wollte sich gerade abwenden, denn er war schließlich nicht wie früher auf geheimer Streife als Stiefsohn, als er eine Stimme hörte, die ihm bekannt vorkam.
    »»Sek!« fluchte ein Schatten, der sich aus den Schatten gegenüber dem Bettler löste. Die Verwünschung war nisibisisch und die Stimme ebenfalls.
    Als Niko näher kam, wurden aus dem Schatten zwei. Sie stritten miteinander, bis der Bettler sich aufrichtete und schleppend fragte, wo sie so lange gewesen seien.
    »Er ist betrunken, siehst du das denn nicht?« brummte die erste Stimme. Nikos Gabe lieh ihm eine Art von Licht, die ihm half, das Gesicht einzuordnen und sich an den dazugehörenden Namen zu erinnern.
    Der erste Sprecher war ein
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