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Armageddon 1 - Das Musical

Armageddon 1 - Das Musical

Titel: Armageddon 1 - Das Musical
Autoren: Robert Rankin
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einen vagen Verdacht zu erregen.
    Im irdischen Jahr 2050 jedoch schwanden die phnaargischen Zuschau-
    erzahlen mit einem Mal dramatisch. Die Phnaargs waren eingeschnappt,
    daß ihre Lieblinge im Nuklearen-Holocaust-Ereignis abgemurkst worden
    waren, einer Folge von Die Erdlinge, die mehrere hoch begehrte Aus-zeichnungen gewann und die höchsten jemals erreichten Zuschauerzah-
    len aufweisen konnte. Doch dann rannten die Zuschauer in Scharen da-
    von. Die Vorstel ung, einer ziemlich gewöhnlichen Truppe abgerissener
    Individuen zuzusehen, deren ganzes Leben sich von einem Tag zum
    anderen nur noch darum zu drehen schien, möglichst viel fernzusehen,
    war al es andere als spannend. Und außerdem verdammt weit hergeholt.
    So kam es, daß sich die Vorstände von Erdlinge Inc. an einem Morgen im Mai, als der Sommer vor der Tür stand, zu einer ganz besonderen
    Sitzung trafen. Der Vorstand saß ganz oben in dem spiraligen blätterbe-
    deckten Komplex. Rupert, die phnaargische Sonne, schob den einen
    oder anderen goldenen Strahl in Richtung des breiten, membranbedeck-
    ten Panoramafensters und hindurch, wo sie, inzwischen subtil rosé-pink
    gefärbt, auf den kostbaren Tisch aus Goldenwood fielen, der in der Mitte
    des großen Raums wuchs. Das Zimmer war ein Wunderwerk hortikultu-
    reller Architektur. Ein Meisterstück, entworfen und gezüchtet von Capa-
    bility Crabshaw, dem führenden ›Hortitekten‹ dieser Tage.
    Crabshaws gegenwärtige Leidenschaft galt den Arbeiten des legendä-
    ren, inzwischen verstorbenen Vita Sackvil e-West, was sich im diesjähri-
    gen ›Look‹ des Vorstandsraums widerspiegelte. Die Stühle waren das
    Produkt mühsamen ornamentalen Beschneidens und aus Kistenhecke
    herangezüchtet. Der anmutige Grasteppich, der den Boden bedeckte,
    war durchsetzt mit Thymian, Kamille und anderen duftenden Kräutern,
    die bei jedem Schritt Wolken aromatischer Essenzen entließen. Acacia
    dealata und Albicia julibrissin blühten in verwitterten Terrakottakübeln, die in jeder Ecke in gefälligen Kompositionen arrangiert waren. Alles war
    gediegen und edel. Doch ob die Mitglieder des Vorstands, die verdrieß-
    lich in ihren prachtvol en Heckensesseln hingen, dieses Sissinghurst hoch
    oben im Himmel zu schätzen wußten, darf ernstlich bezweifelt werden.
    Denn die Mitglieder des Vorstands waren verzweifelte Männer.
    Und der, der das meiste zu verlieren hatte, war der Verzweifeltste von
    allen.

    Mungo Madoc, Vorstandsvorsitzender des Senders, betrachtete seine
    Mitarbeiter mit einem bitteren Blick. Mungo war ›irdisch‹ bis hin zu den
    Nasenlöchern, bis hin zu dem gewichsten grünlichen Schnurrbart, der
    seinen Status verriet, und dem außergewöhnlichen, saftig-grünen Dreitei-
    ler, der seinen mächtigen Leib kleidete. Man hätte ihn jederzeit für einen
    richtigen Erdling halten können. Mit Ausnahme vielleicht von Dienstags.
    Dem Autor sei verziehen, doch auch die restlichen Mitglieder des Vor-
    stands unterschieden sich nur wenig von dem etablierten irdischen Ty-
    pus. Sie waren durchschnittlich um die sechs Fuß groß, einige korpulent,
    andere von diesem mageren, hungrigen Aussehen, das einem gewissen
    phnaargischen Schreiber Weit Hergeholter Bel etristik aus längst vergan-
    genen Tagen nachempfunden war.
    Sie waren insgesamt sechs, und sie blickten ohne Ausnahme verdrieß-
    lich drein. Es mag von Interesse sein, daß zu diesem Zeitpunkt auf der
    Erde bereits jeder bedeutende Medienkonzern von weiblichen Vertretern
    der menschlichen Spezies geleitet wurde, während auf Phnaargos der
    männliche Chauvinismus blühte und gedieh. Eine Frau gehörte nun
    einmal ins Treibhaus, basta!
    Mungo hämmerte mit seiner Pflanzkel e auf die glänzende Tischplatte.
    Sämtliche Unterhaltungen verstummten, als er tief durchatmete und
    dann unverzüglich zur Sache kam.
    »Meine Herren«, sagte er mit einer Stimme, die den nicht gänzlich un-
    erwarteten nasalen Klang eines Mannes besaß, der den Freuden des Or-
    chideenschnüffelns erlegen war. »Meine Herren, wir stecken hier in ei-
    nem ziemlich mächtigen Schtuck.«
    Vorstandsköpfe nickten gebührend zu diesen Worten. Am anderen
    Ende des Tisches sagte Diego ›Dermot‹ Darbo, von Natur aus kahlköp-
    fig, aber prächtig anzusehen in seinem Weinreben-Toupet: »Ja, das ste-
    cken wir. In der Tat.«
    »Die Zuschauerzahlen sind bis zu einem Punkt abgesunken, an dem
    selbst ein fengorianischer Plattwurm Schwierigkeiten hätte, von Gedrän-
    ge zu sprechen.« Ein paar
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