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Armageddon 1 - Das Musical

Armageddon 1 - Das Musical

Titel: Armageddon 1 - Das Musical
Autoren: Robert Rankin
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Sache™. Und es war
    ermutigend festzustel en, daß nicht nur die Arbeitslosigkeit nahezu völ ig
    verschwand, genau wie die Regierungen es schon lange versprochen hat-
    ten, nein, auch jeglicher Rassismus hörte praktisch über Nacht auf zu
    existieren.
    Die Menschheit schien friedlich vereinigt unter dem Banner einer ein-
    zigen Hautfarbe.
    Einem unansehnlichen, schmutzigen Grün.
    Doch wie jemand beinahe einmal gesagt hätte: Man kann es unmöglich
    al en die ganze Zeit über recht machen. Und selbst heute, fünfzig Jahre
    später, nachdem der Rauch langsam anfängt sich zu setzen, die Strahlung
    zurückgeht und wieder dieses nebulöse Etwas herrscht, das so häufig als
    Zustand der Normalität bezeichnet wird, standen auf den Gesichtern
    von Mister und Mrs. Otto Normalverbraucher keinerlei Anzeichen einer
    ausbrechenden Euphorie zu lesen.
    Nicht daß sich irgend jemand laut beschwert hätte, und warum auch?
    Die heutigen nuklearen Familien hatten schließlich allen Grund, dank-
    bar zu sein. Drei anständige Mahlzeiten die Woche, unbeschränktes Ka-
    belfernsehen, konstante Zimmertemperaturen, niedrige Sozialabgaben
    und freie Mül abfuhr.
    Und Freizeit im Überfluß.
    Selbstverständlich war es nicht jedermanns Tasse voller Enzo-Protein-
    Synthetika, die kurze Lebensspanne in einem Bunker eingesperrt zu
    verbringen, fernzusehen und die weiteren Entwicklungen abzuwarten.
    Doch es verschaffte zumindest die Befriedigung zu wissen, daß man
    selbst hier seinen Beitrag zum strahlenden Wiederaufbau zu leisten ver-
    mochte.
    Aktives Fernsehen hieß das neue Spiel, tief unter der Erde.
    Was von der Welt oben noch übrig war, stand den zum Bunker Ver-
    dammten mit einem einzigen Fingerstumpendruck auf die Fernbedie-
    nung zur Ansicht bereit. Und es gab eine ganze Menge zu sehen. Die
    Umerziehungsprogramme, die religiösen Übungen, die Werbung für
    Essen, die Spielshows, ganz zu schweigen von den Sendungen der öf-
    fentlichen Anstalten. Es war al es da, und die Entscheidung, was man
    ansah und zu welcher Zeit, war einem ganz al ein überlassen. Ein verfas-
    sungsmäßiges Recht.
    Die Regierung verlangte nichts weiter, als daß der Fernseher lief. Als
    Anreiz und zur Belohnung hatte sie ein System eingeführt, das Stück für
    Stück ganz genauso brillant und göttlich inspiriert war wie die Radkralle
    im London des zwanzigsten Jahrhunderts.
    Jeder Fernsehapparat verfügte heutzutage über einen eingebauten e-
    lektronischen Augenscanner, oder kurz EYESPY genannt. Dieses Wun-
    derwerk moderner Technologie war imstande, den Betrachter anhand
    seiner individuellen Retinamuster zu erkennen, der sogenannten Iri-
    sabdrücke, die selbstverständlich bereits bei der Geburt vom Mutter-
    computer registriert worden waren. Nachdem die Identifikation stattge-
    funden hatte, protokollierte dieses geniale kleine Kästchen die Anzahl
    der wöchentlichen Fernsehstunden, die der fragliche Betrachter absol-
    vierte, und übermittelte sie an eine Zentrale. Und diese Zentrale verteilte dann entsprechend den geleisteten Stunden Nahrung, medizinische Ver-sorgungsgüter und Umquartierungs-Kredits.
    Es war ein wunderbares System. Unvoreingenommen, demokratisch,
    frei zugänglich für jedermann und mit einem offensichtlichen Appel an
    den natürlichen Konkurrenzgeist des Menschen.
    Es war tatsächlich so wunderbar, dieses System, daß sich die Fernseh-
    sender genötigt fühlten, seine Vorzüge jede zweite Stunde ausgiebig zu
    preisen. Sie lobten – in knappen, präzisen Worten (und nicht die Spur
    von bissig) – die Einfachheit und Erhabenheit des Systems in ihrer be-
    rühmten Erkennungsmelodie, ›Je mehr du guckst, je mehr du tust – je
    mehr wir sehn, je mehr du kriegst.‹ (Nr. 4302, New World TV-
    Gesangbuch).
    Doch wie bereits gesagt, jeden Menschen zu jedem Zeitpunkt zufrie-
    denzustel en ist eine unvol ständige Wissenschaft. Und so hat auch dieses
    System, so nahezu perfekt wie nur irgend etwas von Menschenhand Ge-
    schaffenes, seine Dissidenten. Nicht daß irgend einer von ihnen sich
    tatsächlich laut in der Öffentlichkeit beschwert hätte, o nein. Selbstver-
    ständlich nicht. Keine Chance.
    Sie waren viel zu beschäftigt damit, vor ihren Fernsehschirmen zu sit-
    zen, in dem verzweifelten Bemühen, genügend Kredits für das Umquar-
    tieren anzusammeln.
    1
    Es gibt nur fünf große Männer,
    und drei von ihnen sind Hamburger.
    Don Van Vliet.
    Damals, in jenen sorgenfreien Tagen der 1980er Jahre, war es sehr ange-
    sagt
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